Eurodesk Auslandsbericht Nordkorea - Eine Reise in ein abgeschottetes Land
28.08.2012
Alleine diese Tatsachen gelten für viele schon als Grund nie dort hinzufahren. Doch das, wovon Aurel berichtet, gibt einen Einblick in eine vollkommen andere Welt. An fast jeder Straßenkreuzung steht ein Denkmal oder ein riesiges Portrait des „ewigen Präsidenten“ Kim Il Sung. An großen Plätzen marschieren im immer weißen Hemd gekleidete Jugendliche mit Holzfackeln, umzingelt von mit Propagandatafeln bestückte Prachtbauten für die Regierung und die Partei. Der im Stadtmuseum Düsseldorf arbeitende Aurel bezeichnet dabei die Hauptstadt Pjöngjang als „sozialistische Musterstadt, wie man die in Moskau oder Ost-Berlin plante, jedoch nie realisierte – glücklicher Weise“ Eine Reise durch Nordkorea kann man sich nicht als Individual- oder gar Spontanreise vorstellen. Alles wird von der staatlichen nordkoreanischen Reiseargentur geleitet und kontrolliert. Man wird bei der Ankunft in kleine Gruppen von etwa 4 Personen eingeteilt und hat fast rund um die Uhr zwei englisch sprechende Reiseführer um sich, die einen, abgesehen vom Hotel, ständig begleiten. Kritische Fragen werden nicht beantwortet, der Staat und seine Partei wird bei jeder Gelegenheit hoch gelobt.
Es gibt ein festgelegtes Tagesprogramm, welches so perfekt durchgeplant ist, so dass man keine Zeit hat, auf eigenen Wunsch anderes als die Prachtbauten und Statuen zusehen. Ein Blick in ein normales Wohnviertel war ebenso unmöglich, wie ein gemütlicher Spaziergang durch die Innenstadt von Pjöngjang, zumal es eh keine Cafés, nette Läden oder Ähnliches gibt. Nordkorea ist eben ein sozialistisches Land. Da nichts gewinnorientiert und privat geleitet ist, kosten dem Staat Restaurants und Geschäfte nur Geld. Warum sollte er also so etwas anbieten, außerdem soll das Volk ja arbeiten. Das ist die menschenunwürdige Einstellung des Regimes unter der Leitung des 1994 verstorbenen, aber immer noch offiziell amtierenden Präsidenten Kim Il Sung. An jedem Ort den man besucht, wird man von Kontrolleuren durchgewunken und stets von der Bevölkerung ferngehalten. Dem Volk wird befohlen dem „Feind“ nicht in die Augen zu blicken und völlig zu ignorieren. „Man hatte das Gefühl in einer Blase zu stecken. Wir standen mitten in einem überfüllten Platz und tausende Leute in den ewig gleichen, dunkelblauen Mao-Anzügen schwirrten an uns vorbei, doch niemand beachtet uns.“, so Aurel. Ein merkwürdiges Gefühl. Doch auch wenn es nicht so scheint, wurde man die ganze Zeit von vielen Augen begutachtet. Oft folgten der Gruppe, bestehend aus Aurel, seinem Reisepartner, zwei Schweden und den beiden Reiseführern unauffällige Personen mit kleinen Notizblöcken. Als sie im Stadtpark von angetrunken Nordkoreanern freundlich begrüßten wurden und mit der Gruppe tanzen wollten, kam es zum Eklat. Sofort rannten etwa 7 Herren zu ihnen, andere zückten plötzlich ein Funkgerät heraus und telefonierten panisch. Doch alles ganz still. Gespenstisch still sah man nur hektisches Gerenne der Spitzel und wie die Angetrunkenen unauffällig weggezerrt wurden, damit wir nichts mitbekommen. Aurel berichtet: „Wir fragten unsere Reiseleiter warum wir nicht mit Ihnen Kotakt haben dürfen. Als Antwort kam nur: „Wen meinen Sie? Ich habe niemanden gesehen. Wir müssen weiter.“.“. Neben der Hauptstadt Pjöngjang wurde auch noch die Grenze zu Südkorea gezeigt. Der UN-Grenzort Panmunjeom ist im Süden Koreas ein beliebter Ausflugsort, um sich einmal den „bösen Norden“ anzusehen. In Nordkorea ist er dagegen ein militärisch strengstens Abgeschirmtes Sperrgebiet. Bereits 50 Kilometer vor der Grenze passiert man auf der völlig leeren Autobahn den ersten Checkpoint der „Volksarmee“. Doch zahlende Touristen kommen unter Sicherheitsauflagen bis zur Grenze, wo einem dann über den „bösen Süden“ alles nötige erklärt wird. Fotografieren des Militärs ist hier sogar ausdrücklich erlaubt. Jedoch auch nur, weil die Soldaten hier im Gegensatz zum Alltag gepflegt, sauber und vor allem wohl ernährter aussehen. So blickt man von einem eher baufälligen Militärgebäude von Norden auf die von nordkoreanischen Soldaten bewachte Grenzlinie und das durch seine Edelstahlverkleidung in der Sonne glänzende Infozentrum im Süden von wo aus einem südkoreanische Soldaten mit Ferngläsern genau überwachten und Touristen Aurel und seiner Gruppe zuwinkten. Das zurückwinken jedoch, so wurde vorher mitgeteilt, war strengstens verboten. „Fuhr man durch Städte die nicht „capital standart“, also Hauptstadtstandart sind, wurden die Scheiben des Kleinbusses von innen verdunkelt und zur Ablenkung ein Video über den Koreakrieg und den Gräueltaten der Amerikaner präsentiert. Aus der Angst, man sähe die Trostlosigkeit in einer normalen nordkoreanischen Stadt.“ Man blickt auf versklavt wirkende Menschen, welche völlig konzentriert die Bürgersteige entlang laufen. In Meter langen Schlangen warten alle total geordnet vor Lebensmittelläden oder an Bushaltestellen und werden die ganze Zeit von, an jeder Straßenkreuzung montierten Lautsprechern, mit Propaganda beschallt. „Solche Eindrücke zeigten uns erst richtig, wie krank und menschenverachtend dieses Land ist. Noch perfider ist jedoch die Tatsache, dass man dort gerade auf so etwas, wie der Propagandalautsprecher, Kinderparaden und Statuen der Kims stolz ist und sie uns fleißig präsentiert.“, meint Aurel. „In Nordkorea merkt man wirklich, wie gut wir es in Deutschland mit all unseren Rechten haben!“ Ein Einblick in diese letzte völlig andere und verschlossene Welt ist seiner Meinung nach zu empfehlen, jedoch nichts für schwache Nerven. „Auf die Dauer fällt es schwer, die eingeschüchterten Gesichtsausdrücke der Kinder bei Paraden und Massentänzen zu betrachten. Ist es deprimierend, bei jeder noch so langen Warteschlange privilegiert und durchgewunken zu werden und den Menschen anzusehen wie sie vor lauter Angst vor einer Strafe nicht einmal verstimmt blicken.
Eine Reise nach Nordkorea ist wie ein Besuch in einem Freilichtmuseum für Realsozialismus. Hoch interessant aber grausam! Im Jahr dürfen jedoch nur etwa 100 Ausländer das Land betreten. Die Voranmeldung beträgt knapp ein Jahr. Falls Ihr Fragen oder Anregungen zu dieser Reise habt, dann könnt Ihr Aurel unter folgender E-Mailadresse anschreiben: groene(at)jugendrat-duesseldorf.de
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