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Von schwulen Hausaufgaben und dem Spasti in der Pause – Diskriminierung in der Schule

14.08.2013

Als ob es Schüler nicht schon schwer genug hätten. Jetzt belegt ein Bericht auch noch: Diskriminierung ist in Schulen weit verbreitet. Vor allem Jugendliche mit Behinderung, Migranten, Schwule und Lesben haben deswegen Probleme beim Lernen, schreiben schlechtere Noten und verlieren Motivation. Jeder vierte Schüler, der Wurzeln in anderen Ländern hat, fühlt sich diskriminiert. Das sagt ein Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Sechs Prozent der Befragten mit Behinderung fühlen sich benachteiligt. Und auch viele homosexuelle Schüler spüren, dass sie ungleich behandelt werden. Besonders schlimm: Der Bericht hält fest, dass nicht nur Schüler andere Schüler beleidigen und schlagen. Auch Lehrer diskriminieren. Sie demütigen Jugendliche vor der ganzen Klasse, geben schlechtere Noten oder schauen bei Diskriminierung weg. Schwule und lesbische Schüler Das kann Jana Hansjürgen bestätigen. Sie leitet das Düsseldorfer Jugendzentrum PULS, das sich an junge Lesben, Schwule, Bisexuelle und ihre Freunde richtet. "Die Jugendlichen erzählen mir, dass ihre Lehrer bei rassistischen Sprüchen meistens eingreifen", sagt Hansjürgen. "Bei Sprüchen gegen Schwule und Lesben schalten sie sich nicht ein." Es wird also nicht nur diskriminiert. Manche Diskriminierung wird zudem als schlimmer wahrgenommen als andere. Und das nicht nur an Schulen. Wenn Hansjürgens Praktikantin das PULS an der Fachhochschule vorstellt, zeigen sogar einige Studenten der Sozialen Arbeit wenig Interesse. Sie seien offen für Antirassismus, wollen aber nichts gegen die Ausgrenzung von Homosexuellen tun. Diese Ausgrenzung ist allerdings alltäglich. "Das Wort Schwuchtel wird von Schülern genauso verwendet wie das Wort Opfer", weiß die PULS-Leiterin. Es gelte außerdem als normal, sich über die "schwulen Hausaufgaben" aufzuregen. Behinderte Schüler Wer statt "Schwuchtel" oder "Opfer" das andere weit verbreitete Schimpfwort "Spasti" sagt, verletzt Schüler mit Behinderungen. Anna Hammes hat allerdings beobachtet, dass vor allem Erwachsene Behinderte diskriminieren. Hammes leitet für das Düsseldorfer Jugendamt zwei Jugendfreizeitgruppen und ist mit den Neun- bis Zwanzigjährigen viel unterwegs: "In der Bahn setzen sich die Erwachsenen lieber weg", weiß sie. "Sie fühlen sich unsicher und wissen nicht, wie sie mit behinderten Menschen umgehen sollen." Hammes hat auch in einer Schule gearbeitet, auf der behinderte und nicht-behinderte Jugendliche sind. In den fünften bis siebten Klassen hat sie keine Diskriminierung erlebt. "Die Kinder sind offen und stellen Fragen", erinnert sie sich. "Für sie ist es aber selbstverständlich, einem Rollstuhlfahrer die Tür zu öffnen." Je älter die Schüler werden, desto mehr Benachteiligung hat Hammes erlebt. Zum Beispiel, wenn die Pubertät beginnt. Da machen sich Schüler gegenseitig wegen ihrer Kleidung fertig. Das kann auch einen körperlich Behinderten treffen, der keine coolen Sneaker, sondern medizinische Rehaschuhe trägt. Auch in der Abiturphase kommt es zu Konflikten: "Dann muss der Lernstoff schon mal für einen behinderten Schüler wiederholt werden", erklärt sie. "Der Leistungs- und Zeitdruck auf die Schüler ist aber so hoch, dass die anderen wenig Verständnis aufbringen." Schüler anderer Herkunft Das Äußere ist häufig Anlass für Diskriminierung. Wer eine andere Hautfarbe hat, kann ausgeschlossen werden. Der Bericht der Antidiskriminierungsstelle nennt außerdem Schüler, die wegen ihres türkischen oder arabischen Hintergrundes beschimpft werden. Perihan Tosun von der Flüchtlingsberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Düsseldorf weiß, dass auch Romakinder viel erleiden müssen. "Das Wort Zigeuner fällt ständig auf dem Schulhof oder auf der Straße", sagt sie. Selbst andere Migranten verwendeten es. Es gibt also auch Diskriminierung unter Migranten. Der Bericht hat sogar ergeben, dass auch Lehrer benachteiligen. Wer einen ausländischen Namen liest, gibt deswegen schon mal schlechtere Noten. "Dann fühlt sich der Schüler mit seiner Leistung nicht wahrgenommen", erklärt Tosun. Schlimme Folgen Die Folgen von Diskriminierung können schlimm sein, sagt der Bericht der Antidiskriminierungsstelle. Auch wenn Schüler nicht offen beschimpft oder geschlagen werden, spüren sie, dass sie anders behandelt werden. Das kann krank machen. Wer ständig benachteiligt wird, für den kann das der Normalfall werden. Das Selbstwertgefühl sinkt. Mobbing kann bis zum Schulwechsel führen. Auf der neuen Schule kann die Diskriminierung aber weitergehen. Einige Jugendliche sehen keinen Sinn mehr darin, sich anzustrengen. Jana Hansjürgen beobachtet, dass sie sich zurückziehen: "Sie trauen sich nicht mehr aufzuzeigen." Aber auch das Gegenteil kann passieren: Die Schüler arbeiten viel mehr, um besser zu werden. So wollen sie angebliche Ungleichheiten beseitigen. Allerdings steigt die Belastung für sie stark. Aktiv werden Hansjürgens Tipp: Verbündete suchen. Bei Freunden oder in der Familie. Vertrauenslehrer ansprechen. Oder Hilfe bei Beratungsstellen suchen. Allerdings wollen sich viele Schüler nicht gegen Diskriminierung wehren, um nicht als schwach zu gelten, steht in dem Bericht. Laut Tosun sind also auch Erwachsene, Lehrer, Eltern, Politiker gefragt. Sie müssen ein Umfeld schaffen, in dem Diskriminierung nicht möglich ist.

von jt

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