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"Die Jungfrau von Orleans" - ein theatralischer Premierenabend im RLT-Neuss

09.03.2017

Eine vielversprechende Premiere von der Inszenierung "Die Jungfrau von Orleans" nach Friedrich Schiller war am Samstag, den 4. März im Rheinischen Landestheater Neuss zu erwarten. Wer den Inhalt dieses Klassikers kennt oder eine der vielen Filmadaptionen gesehen hat, rechnet wohl mit einem pompösen Bühnenbild, charakterstarken Schauspielern und einer beeindruckenden Theaterproduktion für Jung und Alt. Gerecht werden konnte das Stück den Vorstellungen bei Weitem aber nicht.

Die Bühne war spärlich eingerichtet: Ein nach vorne geneigtes Podest in Kreuzform und vier LED-Wandleuchten reduzierten alle Handlungsorte auf einen einzigen Spielraum. Daran änderte sich auch während des Abends nichts, auch einen Bildwechsel gab es nicht.

Die Kostüme waren ebenso schlicht gehalten wie die Bühne. Kaum bis gar keine Kostümwechsel fanden statt. Nennenswert ist hier die "Einheitskleidung" der Männer in Form von unterschiedlichen Anzügen. 

Requisiten wurden kaum genutzt. Lediglich die Darstellerin der Johanna D'Arc (siehe Foto) hatte ein silbernes Metallschwert. Das trug sie aber größtenteils auch nur mit sich herum und schlug das ein oder andere Mal laut auf das Kreuzpodest. (Anm.: Das hätte sie aber genauso gut auch sein lassen können. Unangenehmer Lärm und viel zu theatralische "Emotionsabladung"). 

Die Darsteller und Darstellerinnen wirkten wenig überzeugend. Teilweise wirkte es so, als hätten sie lediglich den Text auswendig gelernt. Persönlicher Bezug und Glaubwürdigkeit Fehlanzeige. Völlige Übertreibung führte dazu, dass man ihnen ihre Rolle und Emotionen nicht abkaufen konnte.
Trauriger Höhepunkt als Johanna D'Arc einen der Männer mit ihrem Schwert ermordete: Sie schob das Schwert in Zeitlupe zwischen Hüfte und Bauch des Mannes hindurch. Der sank tragisch zu Boden, rollte das Podest herunter und starb. Keine zehn Sekunden später steht der Mann auf, nimmt sich seine Mütze und geht ab. Ein unglaublicher Abgang – hämisches Gelächter aus dem Publikum bestätigte das. 
Oder als sich einer der Darsteller völlig übertrieben mehrfach ohrfeigte. Das wirkt unglaubwürdig und nahezu lächerlich.

Die Abwechslungslosigkeit durch gleichbleibendes Bühnenbild und Kostüme machten die 2 1/2 Stunden zu einer langatmigen Vorstellung. Wirkliche Spannung konnte da nicht erzeugt werden. Daran änderte auch nichts die laute, dröhnende Musik zwischen den Szenenwechsel oder die Schreie der Darsteller. 

Mein persönliches Fazit: das Theaterstück ist meiner Meinung nach vor allem für junge Menschen nicht zu empfehlen. Es bestätigt viele Vorurteile, die junge Leute vom Theater haben: Langweiliger Handlungsaufbau, unnötige Theatralik und realitäts- und emotionsferne Spielweise, triste Bühnenausstattung und ein langatmiger Theaterabend, an dem man sich eine Pause herbeisehnt. 
Für ältere Menschen eher geeignet, da es nahe am Originaltext liegt und in der Zuspitzung dessen seinen Fokus legt.

Das geht besser! 

von Marvin

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