Düsseldorfer Jugendportal

Sprich über deine Stadt!

640 640 1000 1000 1000

Computer-Spiel trifft Theater-Performance - ENDGAME im FFT

27.04.2018

Klassisches Frontal-Theater: fest auf seinem Stuhl sitzen und sich von der Bühne aus unterhalten und berieseln lassen. Das kennt man und kann bei einer zähen und faden Theaterinszenierung zu einem anstrengenden Unterfangen werden. Genau das war beim ENDGAME im FFT Juta nicht zu erwarten. Auf dem Programm stand eine Game-Performance, die aktives Mitmachen vom Zuschauer einforderte. Langweilig wurde es an dem Düsseldorfer Premieren Tag am 19. April definitiv nicht. Ein Gedankenexperiment, das rund 90 Minuten lang die Zuschauer zum Teil eines Start-Up-Unternehmens werden lässt. Das Ziel: Nichts weniger als die Verteidigung der Demokratie. 


Worum geht’s?

Wir bewegen uns auf den Schlachtfeldern des digitalen Bürgerkriegs. Mittendrin ein junges Start-Up-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Demokratie zu verteidigen und zu wahren. Das dreiköpfige Unternehmen + Praktikantin tritt den Kampf gegen eine neurechte Bewegung an, die zunehmend eine Gefahr darstellt: ihre Marketingstrategien, die vor allem online gezogen werden, zünden und die Mitgliederzahlen steigen rasant an. In ihrem Büro hat das Start-Up 30 Spieler an eigenen Schreibtischen zur Verfügung, um Hintergründe und involvierte Personen zu recherchieren. Dabei steht im Vordergrund nicht nur potenzielle Mitglieder zu entlarven, sondern die gesamte Bewegung nachhaltig zu schwächen. Angeleitet werden die Spieler von charismatischen Teamleitern, die aus ganz unterschiedlichen Beweggründen Teil dieses Unternehmens geworden sind. Aufgeteilt in drei Teams kämpfen die Spieler nicht nur gegen die neurechte Bewegung, sondern auch intern um einen Platz in der Ranked-Liste. "Das Spiel beleuchtet die dunklen Kampfzonen des Internets, wo erbittert um Deutungshoheit, Lautstärke und probate Mittel gerungen wird" (machina eX). 


Ein spannendes Theaterprojekt, was ein neues Feld im Bereich Theaterperformance hervorbringt. Mit einem gesunden Mix aus klassischem Frontal-Theater mit einer Handlungsentwicklung und eigenen Mitmach-Möglichkeiten im Zuge des Computerspiels schafft machina eX einen spannenden und unterhaltsamen Theaterabend von einem anderen Stern. Und ganz nebenbei werden gesellschaftsaktuelle Themen wie neurechte Bewegungen und das Problem des rechtsfreien, anonymen Raum des Internets herausgearbeitet. Angeleitet von hoch-sympathischen Teamleitern, die einen durch dieses Projekt führen. Gefordert ist hier allerdings eine hohe Auffassungsgabe. Das Computer- bzw. Game-System muss schnell verstanden werden und die Aufgaben ausgeführt werden. Hier zeigt sich, dass ältere Menschen nur schwer hinterher kommen und nur die Jugendlichen und jungen Erwachsenen schnell zum Ziel kommen. Support gibt es allerdings bei Bedarf von den Teamleitern und den mitspielenden Teamkollegen. Großartig gemacht, ganz ohne technische Pannen und ein nachhaltiger Anstoß, sich mal Gedanken um Facebook & Co. zu machen. Sehr zu empfehlen!


ENDGAME - eine Game-Performance von machina eX
Konzept: machina eX, Künstlerische Leitung, Regie, Bühne: Anna Fries, Performance: Lena Eikenbusch, Christiani Wetter, Jan Jaroszek, Martin Schnippa, Performance Stimme: Robert Speidel
Produktion: machina eX, Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer, Schauspielhaus Bochum, Münchner Kammerspiele, FFT Düsseldorf, Gessnerallee Zürich, Staatstheater Darmstadt
Dauer der Aufführung: 1 1/2 Stunden

von Marvin

Kommentar verfassen

Bitte fülle alle Felder aus die mit * markiert sind.