Die Mitwisser - Eine Idiotie über eine kwantifizierte Gesellschaft und Big Data
04.05.2018
Eine weitere Uraufführung sicherte sich das Düsseldorfer Schauspielhaus mit dem Auftragsstück "Die Mitwisser" von Philipp Löhle. Am 28. April wurde diese dann im Central auf der kleinen Bühne zur Premiere gebracht. Regie führte die Hausregisseurin Bernadette Sonnenbichler, die in dieser Spielzeit bereits Fabian oder Der Gang vor die Hunde erfolgreich herausgebracht hat. Nun wagte sie sich an ein Stück Science Fiction, was in der Vergangenheit spielt. Hier wird die Digitalisierung auf die Spitze getrieben: Handys gibt es nicht, aber es gibt diesen Herrn Kwant, der mit einem fleischgewordenen Google-Sprachassistent oder Siri zu vergleichen ist. Herr Kwant weiß alles, kann alles besser und effizienter. Wofür braucht es dann noch den Menschen? Ein gelungener Theaterabend mit einer hochaktuellen Thematik, die auf der Bühne verhandelt wird. Das Düsseldorfer Schauspielhaus beweist mal wieder ein gutes Händchen für die Wahrnehmung aktueller Gesellschaftsthemen, das künstlerisch großartig verarbeitet wird.
Worum geht’s?
Theo Glass arbeitet als Enzyklopädist im Institut des allgemeinen Wissens und ist mit der Blumenhändlerin Anna glücklich verheiratet. Was ihn ebenfalls glücklich stimmt, ist seine neueste Errungenschaft: einen Kwant. Herr Kwant, wie er genannt wird, kann alles und macht Theos Leben bequemer: Er kann zum Beispiel Kaffee kochen und weiß zu gleich, welches das beste Kaffeemaschinenmodell zur Zeit gibt - und kann die natürlich auch gleich direkt bestellen. Er fährt Theo zur Arbeit, erleichtert ihm seinen Job und fährt ihn überall hin wo er will, denn Herr Kwant weiß einfach alles. Theo ist begeistert, aber seine Frau Anna ist skeptisch. Herr Kwant ist überall dabei, hört immer mit, erhebt Daten und beobachtet Theo sogar beim Schlafen, um seine Schlafphasen zu optimieren. Doch was macht Herr Kwant mit all diesem Wissen? Erzählt er das irgendwem weiter? Und wenn Herr Kwant Theos Job eigentlich viel schneller und effizienter machen kann, wofür braucht man Theo dann eigentlich noch?
Philipp Löhle gelingt es die Thematiken Big Data und fortschreitende Digitalisierung in einen unterhaltsamen Theatertext zu überführen. Es wird humorvoll auf die Spitze getrieben, was sich viele Menschen schon heute denken: Wenn wir Roboter, Smartphones und hier diese Herr Kwants haben, wofür braucht es dann noch den Menschen? Die alternative history wird perfekt umzeichnet, durch ein passendes Bühnenbild, grandiose Kostüme, einfallsreiche Musik und eine großartige schauspielerische Ensemble-Leistung. Dieser Theaterabend ist sehr zu empfehlen!
Die Mitwisser - von Philipp Löhle
Regie: Bernadette Sonnenbichler, Bühne: Martin Miotk, Kostüm: Tanja Kramberger, Musik: Tobias Vethake, Video: Stefano di Buduo, Licht: Christian Schmidt, Dramaturgie: Frederik Tidén
Mit: Sebastian Tessenow, Tanja Schleiff, Florian Lange, Lou Strenger, Alexej Lochmann, Thomas Wittmann &
Statisten: Nadja Görts, Richard Kreutz, Alexandra Peschkle, Jochen Moser, Marvin Wittiber
Dauer der Aufführung: 1 3/4 Stunden, keine Pause
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