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Philipp Hochmairs Kafka-Abende beenden aufregendes ASPHALT-Festival 2018

23.07.2018

Das ASPHALT-Festival 2018 ist Geschichte - unter dem Titel Sommerfestival der Künste in Düsseldorf fanden vom 12. bis 22. Juli insgesamt 51 Veranstaltungen aus den Bereichen Theater, Tanz, Musik, Kunst und Literatur statt. Zum Ende des Festivals hin gab es an den letzten beiden Veranstaltungsabenden Philipp Hochmairs umjubelte Theatersolo-Abende zu genießen. Bereits im vergangenen Jahr präsentierte er im Rahmen des Festivals seinen Theaterabend zu Goethe's "Die Leiden des jungen Werther". In diesem Jahr standen seine beiden Auftritte unter dem Namen Franz Kafka's: Samstag mit "Amerika" und am Sonntag zum Festivalabschluss mit "Der Prozess". Geschickter hätte man den Festivalausklang nicht besetzen können: Zwei umjubelte Abende mit einem Ausnahmeschauspieler, Applaus für Philipp Hochmair!


Amerika - von Franz Kafka

Unter welch' außergewöhnlichen Bedingungen begann dieser Theaterabend: Die Veranstaltung in der Glashalle war restlos ausverkauft und das Publikum wartete gespannt auf den Beginn dieser Solo-Performance. Der urplötzliche Wetterumschwung setzte Schauspieler und Publikum allerdings unter schwere Bedingungen. Der Regen verursachte aufgrund des Dachs einen solchen Lärm, dass es innerhalb der ersten zwanzig Minuten nur schwer möglich war, Philipp Hochmair zu verstehen. Davon völlig unbeirrt verzichtete er auf ein Mikrofon und baute die schwierigen Bedingungen in seine Performance ein: Er sprach besonders laut und artikulierte übertrieben deutlich und wiederholte immer wieder besonders wichtige Aussagen und trug sie ein zweites Mal vor, damit auch wirklich jeder im Saal seinem Spiel folgen konnte. Diese sympathische Umgangsweise mit der wahnsinnigen Geräuschskulisse wusste nicht nur dem Publikum zu gefallen: Der Wettergott drehte schließlich den Wasserhahn wieder zu und Ruhe kehrte um den Performance-Ort ein.

So viel zu den Rahmenbedingungen, nun zum Spiel: Hochmair schafft durch ein gutes Gleichgewicht von Erzählung und Live-Spiel einen unterhaltsamen Theaterabend. Seine schnellen Rollen-Wechsel geben dem Spiel eine so ungeheure Dynamik, dass man nach einiger Zeit vergisst, dass es sich hier tatsächlich nur um einen Darsteller handelt, der den Kafka Roman auf die Bühne wirft. Das Stück gliedert den Roman in einzelne Abschnitte, die mit Kapitel-Überschriften in einzelne Teile getrennt werden. Die Videoprojektionen geben der Performance zusätzlichen Abwechslungsreichtum. Das Ende ist ein großer Umbruch in diesem Theaterabend. Wenn der Protagonist Karl Roßmann im Nature Theatre of Oklahoma ankommt, macht Philipp Hochmair aus dem Saal genau dieses Theater. Er unterstreicht durch Einbindung des Publikums die besondere Message des Naturtheaters: "Jeder ist willkommen!". Als sich Karl dann entschließt am Theater zu bleiben und dort eine Stelle anzunehmen, reißt Hochmair sprichwörtlich die Mauern ein, öffnet die Schiebetore hinter dem Bühnenbereich und rennt in Unterhose und mit Absperrband umhangen in den Außenbereich, springt umher und landet in Pfützen. Die Musik untermalt dieses für Karl Roßmann so wichtiges Ende: Er ist angekommen im Amerika. 

Dann brechen auch in den Publikumsrängen die Emotionen aus: Tobender Beifall für eine sensationelle schauspielerische Einzelleistung. Standing Ovations, minütiger Beifall und trampeln auf den Rängen - Hochmair reißt das Publikum förmlich von den Sitzen. Was für eine großartige knapp 90 minütige Solo-Performance. Das muss man einfach gesehen haben! 


Der Prozess - von Franz Kafka

Viele Schülerinnen und Schüler haben sich in den letzten Jahren auf ihrer gymnasialen Laufbahn durch diesen Roman kämpfen müssen: Kafka's Der Prozess. Philipp Hochmair zaubert den Roman mithilfe einer Diashowprojektion inklusive Vortrag mit Textbuch auf die Bühne. Die Entwicklung, die K. in dem Roman durchmacht, lässt sich grandios an Hochmair ablesen: Eine fortwährende Abwechslung von Sprechen mit Textbuch und ohne betont die Undurchdringlichkeit des Prozesses und dessen ungeregelten Ablauf. Immer zerzauster und verzweifelter wird der Protagonist im Laufe dieses Prozesses ehe er am Ende von den zwei Männern aus seiner Wohnung geholt wird. Diese traumhafte Beschreibung Kafka's setzt Philipp Hochmair durch das Erzählen mit geschlossenen Augen und die besondere Beschreibung der Details auf seinem "Kreuzweg" um. Als K. schließlich von den Männern umgebracht wird, öffnet Hochmair seine Augen, wacht praktisch auf, und geht wortlos ab. Er gibt der Erzählung dadurch eine eigene Interpretation mit. 

Abermals eine großartige Leistung, die mit warmem Applaus belohnt wird. 


Somit endet nach elf Tagen das ASPHALT-Festival in Düsseldorf, das in diesem Jahr besonders erfolgreich war. 6.400 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchten die angebotenen Veranstaltungen. Das ist ein Zuwachs von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine hervorragende Bilanz, die die Veranstalter zurecht erfreut. Das nächste ASPHALT-Festival findet vom 11. bis 21. Juli 2019 statt. Seid dabei!

von Marvin

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