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Eva und Adam – Vom Paradies in die Saune im Düsseldorfer Schauspielhaus

21.01.2019

Sagen Sie mal, was wollen sie eigentlich? Ich wurde in meinem Leben noch nicht benachteiligt oder unterdrückt. Ich glaube zwischen Männern und Frauen ist inzwischen alles in Ordnung, auch wenn das Frauen wie sie nicht wahr haben wollen, weil sie Angst haben dann keine Aufgabe mehr zu haben.

Ein Theaterabend, der "Tatsachen über Frauen und Männer und alles dazwischen" auf der Bühne verhandeln will. Eva und Adam heißt diese Inszenierung der Bürgerbühne des Düsseldorfer Schauspielhauses, mit dem der künstlerische Leiter der Bürgerbühne und Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen die Spielzeit 2018/19 auch für die dritte Sparte des Hauses eröffnet hat. Uraufführung war am 22. September im Central auf der kleinen Bühne und 13 Düsseldorfer*innen standen dabei als Protagonist*innen des Abends auf der Bühne. 

Evas Hochzeit mit ihrem Verlobten rückt immer näher und so will sie sich mal eine kleine Auszeit nehmen. Deshalb besucht sie die Frauensauna und hofft auf ein paar ruhige Minuten. Doch neben der Tatsache, dass es in der Sauna nach und nach immer voller und enger wird, bricht nun auch noch eine Diskussion um Frauenrechte und das Verhältnis zu Männern los. Ob man da überhaupt noch freiwillig in die Ehe mit einem Mann eintreten sollte? Parallel dazu ist auch ihr Verlobter Christian in der Saune, in der Männersauna natürlich und findet sich in einer ganz ähnlichen Diskussion wieder. Doch sowohl Christian als auch Eva wollen an ihren Hochzeitsplänen festhalten und lassen sich von den hitzigen Diskussionen nicht beirren, ehe es am Ende in der gemischten Sauna zum großen Showdown kommt. 

Das Bühnenbild ist eine Kreuzung aus Paradies und Sauna. Im Hintergrund sieht man ein Strandbild mit Palmen, weißen Wolken, Sand und türkisfarbenem Meer. Rechts und links an den Seiten stehen Palmen und überdimensional große Früchte und Blumen. Außerdem steht rechts ein schwarzes Klavier, auf dem der Pianist Teng Xiao live spielt. In der Mitte steht ein hölzernes fahrbares Häuschen, das sich später beim Umdrehen als Sauna entpuppt. Die Spielerinnen und Spieler tragen weiße Handtücher und dadrunter Bademode, die beiden gemischtgeschlechtlichen Kampfkünstler_innen Bikini und Badehose. Ein sehr einfaches Bühnenbild, was nicht nur optisch ein wenig an die RTL-Show "Adam sucht Eva" erinnert. Auch der Text und die Gespräche sind teilweise so einfältig wie eindimensional. Als Metaebene liegt an diesem Abend die Schöpfungsgeschichte darüber. Die werden vor allem von den beiden Kampfkünstler_innen verkörpert, die mit ihren seltsamen Bewegungen und Choreografien immer wieder ins Zentrum der Bühne gelangen oder etwas abseits stehen. Vielleicht sollen die beiden den ewigen Kampf um Gleichberechtigung der Geschlechter symbolisieren, ganz eindeutig ist das nicht. 

Grundsätzlich, unabhängig vom Inhalt, gelingt es dem künstlerischen Team in dieser Inszenierung besser, die Geschichten der Düsseldorfer*innen miteinander zu verweben. In Verlorene Lieder oder Das kalte Herz war der Theaterabend von einer Abfolge von Monologen, in denen die Spieler*innen ihre Geschichten einfach und direkt dem Publikum erzählen, geprägt. Nun sind die Geschichten und Standpunkte besser in Dialogen verwoben und trotzdem bekommen sie "ihre Momente", wo der Fokus ganz auf dem liegt, was sie zu sagen haben. Nur das künstlerische Konzept bleibt für mich höchst umstritten. Positionen, Vorurteile, Stereotype prallen auf die Geschichten der Spieler*innen. Das soll den Zuschauer zum Hinterfragen anregen, aber es verstärkt meiner Meinung nach nur die Bilder und Vorverurteilungen eines größtenteils privilegierten weißen älteren Publikums. Und deshalb finde ich den Abend sehr gefährlich, wenn die "Satire-Ebene", die den Zuschauer verwirren soll, nicht funktioniert. Dann bleiben nämlich so Aussagen wie "Sie haben lange keinen Sex mehr gehabt, oder?" zu einer Feministin im Raum stehen und gibt solch diskriminierenden Aussagen eine Da-Seins- und Legitimations-Berechtigung. 

Ein schwieriger Theaterabend, über den sich jeder seine eigene Meinung bilden muss. Aber es ist ja klar, dass Privilegierte wohl weniger Probleme mit dem Abend haben (Die sehen sich ja in ihrer Meinung bestätigt) als Personen, die Teil einer diskriminierten Minderheit sind. Wie auch immer – ich kann dieses Theaterstück nicht empfehlen!

***Noch mehr #Theatertipps findet ihr auf youpod.de/theater.***

von Marvin

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