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Rheinische Rebellen – "Das Rheinland den Rheinländern!"

16.01.2019

Los von Berlin – Los vom evangelischen Berlin  Das Rheinland den Rheinländern 

Eine freie Rheinische Republik zwischen Duisburg und Mainz, dem Westerwald und Aachen – das forderten Separatisten Anfang der 1920er-Jahre. Nicht in der deutschen Geschichte, sondern im expressionistischen Stück Rheinische Rebellen, das der Autor Arnolt Bronnen geschrieben hat und 1925 in Berlin uraufgeführt wurde. Nun hat der Regisseur Sebastian Baumgarten das Stück wieder ausgegraben und es am Schauspiel Köln inszeniert – im Rheinland, wo sonst?! Premiere war am 23. November im Depot 1.

Im Mittelpunkt der Separatistenbewegung im Rheinland steht ihr charismatischer Anführer Occc, der das Ziel der Gründung einer Rheinischen Republik verfolgt. Unterstützt und gesteuert wird er von seiner Assistentin Pola, die über beide Ohren in ihn verliebt ist. Doch Occc, von ihr auch liebevoll Charles genannt, erwidert diese Liebe nicht, denn er hat sich in seine politische Gegnerin Gien verguckt, eine deutsche Patriotin, die einer industriellen Familie aus dem Rheinland entspringt. Gien sucht ganz offen den Konflikt und möchte die Separatisten-Pläne durchkreuzen. Und wie es nun mal so kommen musste, werden Occc's Gefühle von Gien nicht erwidert und so tröstet er sich mit Bettgeschichten mit ihrer Schwester Erle. Unter all diesen Liebes-Dramen leidet vor allem der politische Plan der Separatistenbewegung, die Rheinische Republik auszurufen.

Die fiktive Erzählung von Arnolt Bronnen ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. In den 1920er-Jahren gab es tatsächlich für kurze Zeit eine Separatistenbewegung, die genau dieses Ziel verfolgt hat. Diese hat sich aber schon nach mehreren Monaten wieder vollständig zerschlagen. Aber auch noch heute haben wir es mit solchen politischen Bestrebungen zu tun. Das aktuellste Beispiel ist sicherlich die Bewegung in Katalonien, die sich von Spanien loseisen möchten. Aber auch der Freistaat Bayern bei uns in Deutschland möchte ja immer mal wieder sein eigenes Süppchen kochen. Die Aktualität einer solchen Separatistenbewegung ist also durchaus gegeben. Nur überschattet das Liebes-Drama diesen politischen Inhalt zunehmends. 

Der Regisseur Sebastian Baumgarten, der am Düsseldorfer Schauspielhaus zuletzt übrigens Caligula von Albert Camus inszeniert hat (Premiere: 17. März 2018), setzt seine fünf Darsteller_innen (vier Frauen und ein Mann) in ein riesiges Konstrukt auf der Bühne, das aus kleinen wie großen Details sehr genau zusammensetzt ist: Telefonzellen, Geheim- und Drehtüren, Bar, Treppen, Aufzug, Brücke. Alles in ein dunkles Rot mit schwarzen Umrissen und Kanten getaucht. Im Hintergrund in der Mitte ragt eine riesige angekettete plastische Hand empor und greift in den Bühnenhimmel. Große Flächen links und rechts oben nutzt Baumgarten für Videoeinspieler, die aktuelle Bilder von Demonstrationen und Anschlägen zeigen. Den Balken am Fuß der Brücke nutzt er für Laufschriften, die über die politischen Entwicklungen mit Jahresangaben und Parolen informieren. Typisch Baumgarten! Dem Abend gibt er eine sehr eigenartige Note, indem er Bewegungen und Geräusche comic- und slapstickhaft untermalt: u.a. quietschende Gitarrengeräusche oder das Springen über eine Theke und das Verstecken unter der Bar. Wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, findet man schnell Gefallen an dieser Machart. Doch mit fortlaufendem Abend nimmt er diese Elemente zunehmend raus. Und wenn dann gegen Ende die Dialoge nicht mehr so knackig sind und die Kraft und Interessantheit des Inhalts schwindet, verliert er immer mehr die Aufmerksamkeit des Publikums und ist am Ende dann auch nicht mehr als ein gut-durchschnittlicher Theaterabend. Doch dem Regisseuren kann man dafür alleine nicht die Schuld geben, es liegt auch einfach an dem Stücktext Arnolt Bronnens. 

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von Marvin

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