Städte. Kampf um Troja – Der dritte Teil der Antiken-Trilogie von subbotnik
24.03.2019
"Ein Krieg um ein Phantom kann doch nur verloren gehen." – "Wer sagt das?"
Helena, die schönste Frau Griechenlands und Ehefrau des Sparta-Königs Menelaos, wird von Paris, dem Sohn des trojanischen Königs Priamos, entführt und nach Troja gebracht. Daraufhin vereinen sich die Griechen zu einem großen Heer und ziehen rachsüchtig gegen Troja in den Krieg. Soweit die Geschichte aus der römischen und griechischen Mythologie. Doch eine andere Version der überlieferten Geschichte sagt, dass Helena nie in Troja angekommen und alles nur eine List gewesen sei. Aber warum hat die Stadt Troja trotzdem Krieg geführt? Ging es vielleicht um mehr als nur die schöne Helena?
Genau dieser selten erzählten Version der Geschichte folgt das Theaterkollektiv "subbotnik" und beschäftigt sich im dritten und letzten Teil seiner Antiken-Trilogie, nach Götter. Wie die Welt entstand in 2016 und Helden in 2017, ausgehend von den Städten der Antike mit der Saga und dem Krieg um Troja. Unter dem Titel Städte. Kampf um Troja hat die Gruppe in Koproduktion mit dem Forum Freies Theater Düsseldorf, Freies Werkstatt Theater Köln, Theater an der Ruhr und Mülheim a. d. Ruhr einen Musiktheater-Abend für alle ab 12 Jahren kreiert. Premiere war am 30. September 2018 in den Kammerspielen des FFT Düsseldorf. Am 24. und 25. März 2019 wurde die Produktion nochmal wiederaufgenommen.
Schon in der Antike waren die Städte der Mittelpunkt des menschlichen Lebens und Treibens. Mit speziellem Sand wurden Mauern und Häuser errichtet. Den Standort einer Stadt galt es genauso zu schützen wie dessen Inhalt. Denn in ihr spielt sich das wirtschaftliche, politische und kulturelle Treiben der Menschen ab. Völker, Götter, Helden, Herrscher und Geschlechter ringen um Städte, kämpfen, erobern und verteidigen sie. Und genauso steht es um die Stadt Troja, in der die Trojanerinnen und Trojaner leben.
Das Theaterkollektiv "subbotnik" bleibt seiner Linie treu und zeichnet sich wieder durch seine ganz eigene Bildsprache aus. Der rund 70 Minuten lange Abend wird von zwei Musiker*innen, v.a. mit Streichinstrumenten, begleitet. Die Musik spielt sich dabei aber nie in den Vordergrund, sondern untermalt das Spiel auf der Bühne. Auf der Bühne steht rechts hinten ein großer Tisch mit haufenweise Sand drauf, auf dem in Verbindung mit Wasser Städte, Berge und Landschaften entstehen. Eingefangen wird das von einer Live-Kamera, die mit einem großen, flexiblen Gelenkarm an der Decke befestigt ist. Projiziert wird das ganze auf einen großen weißen Vorhang im Hintergrund, der die Bühne nach hinten abgrenzt. Links auf einem orientalischen Teppich sitzt der Chor aus Kindern, Jugendlichen und ihrer Chorführerin und agiert zusammen als Volk und unterstützt das Spiel der Darsteller*innen unter anderem durch das Enstehen einer Geräuschkulisse. Darüber hinaus schlüpfen die sechs Kinder und Jugendlichen aber auch in einzelne Rollen, wie z.B. den König Menelaos. Die Kostüme sind weitestgehend Basic/Casual gehalten. Kleinere Elemente aus der antiken Zeit, wie z.B. Sandalen, sind in das Gesamtbild eingefügt. "subbotnik" setzt in seinem Musiktheaterabend auf verschiedene künstlerische Mittel, wie einem Schattenspiel und dem Kräftemessen vor dem Krieg zwischen Griechen und Trojanern in Form eines musikalischen Duells, ganz nach dem Motto wer kann lauter, stärker und mit mehr Bass dahinter. Die beiden Musiker*innen schlüpfen im Laufe des Abends auch in einzelne Rollen, v.a. in die des Königspaars, und werden so in das Spiel miteinbezogen.
Eine der stärksten Szenen des Abends zeigt den Aufmarsch der griechischen Truppen. Angeführt von Agamemnon marschieren die Kinder gemeinsam mit dem Schauspieler in die Tiefe des Raumes und wieder nach vorne, angeheizt durch rhythmische Marschmusik. Dieser Moment zeigt die Unnötigkeit des Krieges auf und wie das Volk bzw. die Truppen als reine Schachfiguren im Krieg von ihren Herrschern missbraucht werden. Dabei bleiben die Götter, Herrscher und Geschlechter außen vor. Nachdem Troja also dem Erdboden gleichgemacht wurde und nach einer gewissen Zeit der Wiederaufbau von einzelnen Häusern beginnt, setzt das Theaterkollektiv nochmals in der Mythologie an und zeigt, wie die glorreiche Stadt Troja eigentlich zu ihrem Namen und Standort gekommen ist. Natürlich mit einer schönen Figur gezeichnet im Sand. Doch Troja ist längst Geschichte. Großer Applaus für das gesamte künstlerische Team und den jungen Chor.
***Noch mehr #Theatertipps findet ihr auf youpod.de/theater.***
Kommentar verfassen