Spielzeit-Endspurt im Schauspiel Köln – Unsere Tipps für euren Theaterbesuch
14.06.2019
Die Spielzeit 2018/19 des Schauspiel Köln neigt sich ebenfalls dem Ende zu. Am 12. Juli geht das Haus in die Sommerpause und die letzten Aufführungen in dieser Spielzeit über die Bühne. Also höchste Zeit, sich noch das Beste aus dieser Spielzeit anzuschauen. Doch bei der – weitgehend positiven – Kritik der (Lokal-)Medien kann man nur schwer durchblicken, was wirklich sehenswert und herausstechend ist. Ich habe in dieser Spielzeit, bis auf ganz wenige Ausnahmen, den gesamten Spielplan gesehen und einen so guten Überblick erhalten, dass ich die einzelnen Stücke in den Gesamtkontext "Spielzeit 2018/19" einordnen kann. Und diesen möchte ich mit euch teilen und euch ermuntern "Fahrt nach Köln und geht ins Theater – es lohnt sich!", denn in dieser Spielzeit sind auch in der so heiß geliebten Nachbarstadt Köln herausragende Premieren über die Bühne gegangen. Hier meine fünf Theatertipps für die letzten vier Wochen bis zur Sommerpause:
Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer (18. Juni / 20 Uhr / Depot 2):
Wir schreiben das letzte Jahr des Ersten Weltkriegs. Erzählt wird die Geschichte von vier Deserteuren, darunter Johann Fatzer, die in Mülheim an der Ruhr in einem Keller sitzen und warten. Auf das Ende des Kriegs, auf den Ausbruch der Revolution. Während sie sich den Träumen von einer besseren Gesellschaft hingeben, radikalisieren sie sich und fangen schließlich an, sich gegenseitig zu bekämpfen. Der kroatische Regisseur Oliver Frljić, dessen Theaterabende stets politisch, provokant und polarisierend sind, hat Brechts Stück auf der Bühne des Depot 2 inszeniert und behält dessen Fragment-Struktur bei. Einen klassischen roten Faden gibt es nicht. Stattdessen fügt er dem Text so eine eigene Autorenschaft hinzu. Ein düsteres, blutiges Bühnenspiel, das die knallharte Konfrontation mit dem Publikum nicht scheut und seine Zeitlosigkeit dabei unter Beweis stellt.
Die schmutzigen Hände (20. Juni, 10./12. Juli / 19.30 bzw. 19 Uhr / Depot 1):
Wie viel Pragmatismus braucht es, um Veränderungen herbeizuführen? Ist es möglich, an die Macht zu kommen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen? Und gibt es eine politische Tat, die rein ist von persönlichen Motiven? Diesen Fragen stellt sich Jean-Paul Sartre in seinem Schauspiel. Regisseur Bastian Kraft inszeniert das Drama als doppeltes Spiel mit Doppelgängern seines Ensembles. Mit einer drehbaren Bühne und viel Videoeinsatz entstehen auf der Bühne des Depot 1 immer wieder neue Räume. Als Zuschauer nimmt man so laufend neue Perspektiven ein und ändert seinen Blickwinkel. Ein spannungsgeladener Politthriller mit einem schlüssigen und vollkommen aufgehenden Regie-Konzept.
Kinder der Nacht (25. Juni / 20 Uhr / Außenspielstätte am Offenbachplatz):
Das Theaterstück geht zurück auf den Roman Les Enfants Terribles von Jean Cocteau und handelt von einer ganz besonderen Geschwisterbeziehung zwischen Elisabeth und Paul. Ein Geschwisterpaar, das sich liebt und streitet, verführt und verflucht und immer weiter in eine eigene Parallelwelt abdriftet. Regisseurin Melanie Kretschmann inszeniert den Abend als düsteres Kammerspiel, das mal fasziniert und mal bitter verstört. Eine schauspielerische Meisterleistung des vornehmlich jungen Ensembles. Ein packendes Theaterstück, das uns einlädt, Zuschauer dieser kleinen seltsamen Welt zu sein.
How to Date a Feminist (5./10. Juli / 20 Uhr / Außenspielstätte am Offenbachplatz):
Können Männer Feministen sein? Und wie gehen Feminismus und eine Schwäche für Machos und Fuckboys zusammen? Diese Fragen behandelt die Londoner Autorin Samantha Ellis in ihrer rasanten Komödie How to Date a Feminist?. Hier entlarvt sie die Geschlechter- und Rollenklischees und zeichnet die aktuellen Debatten um Emanzipationsprozesse und Sexismus. Das Künstlerehepaar Yvon Jansen und Rafael Sanchez führte gemeinsam Regie und steht als Schauspielduo gemeinsam auf der Bühne. Theatralisches Spiel und Privatleben der Eheleute scheint immer wieder miteinander zu verschwimmen. Eine rundum gelungene Komödie, die vor allem eines macht: verdammt viel Spaß!
Bewohner (11. Juli / 20 Uhr / Außenspielstätte am Offenbachplatz):
Ein Stück vom Leben mit Demenz – darum geht es in Bewohner. Dem Stücktext liegen Aufzeichnungen von Gerontopsychiater und Autor Christoph Held zugrunde, in denen er die Erfahrungen aus über 30 Jahren Alltag im Pflegeheim zu poetischen Erzählungen verwebt. Regisseur Moritz Sostmann inszeniert den Abend mit fünf Schauspieler*innen und acht Puppen zu einem würdigen und respektvollen Theaterabend über ein großes Tabu-Thema unserer Gesellschaft. Berührende Atmosphären und teils traurig schöne Szenen zaubert er mit seinem Ensemble auf die Bühne am Offenbachplatz.
Hinweis: Es sind nur die Theaterinszenierungen aus dem Repertoire beachtet worden, die in dieser Spielzeit Premiere gefeiert haben, die noch mindestens einmal vor der Sommerpause gezeigt werden und für deren Vorstellungen es noch Karten gibt. Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen sowie telefonisch und online unter www.schauspiel.koeln.
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