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Le roman comique – Zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach

05.07.2019

Wir sind Franzosen von Geburt, Komödianten von Profession.

Der deutsch-französische Komponist Jacques Offenbach feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. Geboren wurde er in Köln, wo er bis zu seinem 14. Lebensjahr mit seinen Eltern und seinen neun Geschwistern lebte. Diesem großen Künstler zu Ehren veranstaltet die Stadt Köln in diesem Jahr ein Offenbach-Festival, das vor allem von der Oper getragen wird. Doch weil auch das Schauspiel Köln einen Bezug zu Offenbach hat (Die Außenspielstätte steht am Offenbachplatz), richtet sie ein eigenes Geburtstagsgeschenk an, nämlich ein Theaterstück.

Le roman comique heißt die von Offenbach 1869 uraufgeführte Operette, die sich nun Regieassistenz Hermann Müller im Rahmen der Werkstücke vorgenommen hat. Das Musikstück beruht dabei auf dem gleichnamigen Roman von Paul Scarron aus dem Jahr 1651. Das eigentlich für die Grotte am Depot anberaumte Stück wurde kurzerhand und des Namens wegen, konsequenterweise, in die Außenspielstätte am Offenbachplatz verlegt. Premiere war am 22. Juni. Dabei dauert das Geburtstagsgeschenk lediglich 50 Minuten und wäre bei Jacques Offenbach wahrscheinlich genauso schlecht angekommen, wie es beim Publikum angekommen ist. Bloß zurückgeben kann man einen Theaterabend ja schlecht.

In dem burlesken Roman von Paul Scarron geht es um eine Gruppe von wandernden Schauspielern, die komische Abenteuer in und um Le Mans erleben und in ihrer Unterhaltungs- und Vergnügungssucht eine ganz eigene Art zu leben entwickelt haben. In Jacques Offenbachs Operette hingegen sind nur der Titel und die Figuren übrig geblieben. Herrmann Müller legt in seiner Inszenierung den Fokus auf die Szenen des Romans und rückt so von Offenbachs Musikstück ab. 

Das Bühnenbild besteht aus einem schwarzen blättrigen Boden, auf dessen rechter und linker Seite jeweils schwarze Raben in Reih' und Glied stehen. Links vorne steht dazu die Miniaturausgabe einer Oper, auf dessen Bühne sechs mechanische Hamster in Runner Balls wackeln. Daneben sitzt Marilene Mostert, eine der beiden Schauspielerinnen, die aus dem "Old School"-Ensemble des Schauspiel Kölns stammt und mit vier der Schauspielstudierenden des Schauspielstudio Köln auf der Bühne steht. Im Hintergrund liegt ein hölzerner Karren auf dem Boden, neben dem ein bunter Vorhang vom schwarzen Bodenbelag bedeckt wird. Rechts steht ein Zirkustier, das wie eine Kreuzung aus Pferd und Giraffe aussieht. Die Bühne ist in eine flackernde, flimmernde, schwarz-weiße Videoprojektion getaucht, von der man so nicht viel erkennen kann. Dazu fällt auch das Hören verdammt schwer, denn beinahe pausenlos ertönt ein Zusammenschnitt von Offenbachs bekanntesten Werken und das so laut, das spätestens ab der dritten Reihe kaum noch etwas zu verstehen ist. Vor allem nicht von den beiden "Oldies", die weder schauspielerisch noch stimmlich überzeugen können. Dabei scheinen die vier jungen Schauspielstudierenden die völlig missratene Inszenierung noch nicht ganz aufgeben zu wollen, und versuchen durch übertriebene Gestik und Geschreie, das mindeste noch zu retten. 

Doch das hilft letztlich auch nichts mehr. So zieht der Abend an einem vorbei, angetrieben durch die teils schnelle Musik von Offenbach. Gut auszuhalten ist die Inszenierung vor allem dann, wenn sich gerade mal nicht alle (audio-)visuellen Ebenen überlagern und einfach mal nur Theater gespielt wird. Doch gibt es von solchen Momenten leider viel zu wenige in Müllers Inszenierung. "Warum könnt Ihr nicht lachen?", schreit Uta Gärtel kurz vor Schluss dem Publikum entgegen. "Weil das ganze nicht zum Lachen ist", möchte man ihr entgegnen. Doch ehe sich die Situation dazu ergibt, ist der Theaterabend auch schon wieder vorbei. Und erst dann merkt man wirklich, wie spurenlos dieses Stück an einem vorbeigegangen ist. Kein gutes Geburtstagsgeschenk an Jacques Offenbach!

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von Marvin

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