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Dantons Tod – Eine müde Revolution zur Eröffnung der Jubiläums-Spielzeit

22.09.2019

In dieser Spielzeit feiert das Düsseldorfer Schauspielhaus 50 Jahre Pfau-Bau – denn 1970 wurde das Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz feierlich eröffnet, das nach den Plänen des Düsseldorfer Architekten Bernhard Pfau gebaut wurde. Die Eröffnungsinszenierung war damals DANTONS TOD von Georg Büchner, welche für große Unruhe rund um das damals neue Schauspielhaus gesorgt hatte. Studierende demonstrierten damals massiv für die Öffnung des Hauses für alle Bürger der Stadt und nicht nur für "die Bonzen". Anlässlich dieses Jubiläums und des Wiedereinzugs des Düsseldorfer Schauspielhauses vom Central in sein Stammhaus zurück setzte Intendant Wilfried Schulz mit seinem Team abermals Büchners Revolutionsdrama DANTONS TOD als Spielzeiteröffnungspremiere auf den Spielplan. Mit der Regie wurde Armin Petras betraut, der in Düsseldorf bereits 1984 von George Orwell und EIN BLICK VON DER BRÜCKE von Arthur Miller inszenierte – beides mehr oder minder erfolgreich. 

DANTONS TOD war Georg Büchners erstes Theaterstück. Es spielt mitten im entscheidenden Machtkampf der Herrschenden in Frankreich und behandelt mit seinem historischen Hintergrund die Französische Revolution. In der Inszenierung von Armin Petras blickt der Zuschauer auf eine riesige grau-silberne Guillotine (Bühne: Olaf Altmann). Durch sie entsteht eine steile Rampe, über die das 20-köpfige Ensemble auf- und abtritt. Am höchsten Punkt ist ein Plateau, das nach hinten geöffnet ist. Über ihr schwebt eine herunterfahrbare Wand, die den Blick des Zuschauers öffnen und verschließen kann. Die Kostüme sind der Zeit, in der das Drama spielt, entsprechend ausgewählt, aber durch einzelne Stücke, die nicht in diese Zeit passen und eher der heutigen entsprechen, aufgewertet (Bühne: Annette Riedel). Dazu zählt u.a. auch der bunte Irokesen-Haarschnitt bei Hérault-Séchelles, gespielt von Serkan Kaya. Petras gelingt es in seiner Inszenierung durchaus einige schöne Bilder zu kreieren - vor allem Dank des beeindruckenden Bühnenbildes -, doch meistens scheitert er durch das sich wiederholend entstehende Chaos, wenn 20 Schauspielerinnen und Schauspieler gleichzeitig auf der Bühne stehen, springen oder kämpfen. Als Zuschauer ist man dabei immer wieder überfordert von den zahlreichen visuellen Reizen, die auf einen einprasseln. Stark sind jedoch die Szenen mit choreografischen Elementen, in denen sich die Masse an Körper als Einheit bewegt, zuckt und vor- und zurückpeitscht. Ein schönes Schlussbild vor der Pause.

Nach Wiederbeginn lähmt die Handlung dann völlig und verliert vor allem durch den Einsatz verschiedener Theatermittel zunehmend die Aufmerksamkeit des Publikums. Der Einsatz einer Live-Kamera und die Video- und Textprojektion auf das Bühnenbild lassen den Blick immer wieder zwanghaft hin- und herspringen. Am Ende liegt das Ensemble dann auf dem Rücken an der Rampe. Die Köpfe fallen über die Rampe der Bühne, die Augen blicken hoffnungslos in die Zuschauerreihen. Dann erhebt sich ein letztes Mal ein Zusammenspiel aus Licht und Klangkulisse ehe es zusammenbricht und der Abend nach 3 1/4 Stunden endlich Erlösung findet. Was bleibt? Eine müde Revolution zum Auftakt der Jubiläums-Spielzeit im Düsseldorfer Schauspielhaus.

von Marvin

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