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Glücksspielsucht

Immer mehr Jugendliche in Düsseldorf sind süchtig: nach Glücksspiel. Sie spielen an schillernden Automaten, lösen Wettscheine und setzen Geld beim Online-Roulette. Davon wegzukommen, ist schwierig.

Etwas Geld auf den Lieblingsverein setzen, mal ein Rubbellos kaufen oder im Internet pokern – um Geld spielen macht vielen Jugendlichen Spaß. Doch schnell sind Grenzen überschritten. Auch weil sich das Internet und Onlinespiele in den vergangenen Jahren so schnell entwickelt haben, ist die Zahl der Jugendlichen, die Hilfe suchen stark gestiegen. Anja Vennedey leitet das Suchtberatungs- und Therapiezentrum der Diakonie, das sich auch auf Glücksspielsucht spezialisiert hat. Sie zählt für das vergangene Jahr 200 Menschen, die sich beraten lassen wollten.

"Das sind mehr als dreimal so viele wie 2008", sagt sie. 10 Prozent davon sind Jugendliche. Wer stundenlang vor dem Computer sitzt oder immer mal wieder heimlich ins Casino geht, muss nicht gleich süchtig sein. Vor allem bei Jugendlichen ist es schwierig, von Sucht zu sprechen, weiß Vennedey. In der Pubertät probiere man viel aus. Einige ließen das Spielen nach der Experimentierphase wieder sein, andere rutschen in die Sucht. Das bedeutet: Sie spielen, obwohl sie sich im Privaten stark einschränken müssen und beispielsweise ihre Familie ständig belügen.

Und sie versuchen, das verlorene Geld durch Weiterspielen wieder rein zu bekommen. Süchtige haben beispielsweise das Gefühl, der Glücksspielautomat sei ihr einziger Freund. Sie vereinsamen, Freunde wenden sich ab.

Versteckte Sucht

Anders als bei Alkoholkranken sieht man Glücksspielsüchtigen ihre Sucht aber nicht an. Sie gehen weiterhin zu Schule, Uni oder Beruf und können anderen sehr gut vorspielen, dass alles in Ordnung ist. Familie und Freunde merken deswegen nicht so schnell, dass etwas nicht stimmt. Selbst, wenn sie wissen, dass der Jugendliche viel spielt, denken wenige an eine Sucht. So können sich die Schulden häufen. In einer Beratungsgruppe bei der Diakonie sitzt ein 25-Jähriger, der seit Jahren spielt.

Er hat bei einer Bank gearbeitet, bediente sich dort überall und hat mittlerweile 600.000 Euro Schulden. Außerdem lässt sich ein 21-Jähriger beraten, den der Vater zum Glücksspiel gebracht hat. Der junge Mann hat angefangen zu studieren – mit 70.000 Euro Schulden. Oft sind es übrigens tatsächlich männliche Jugendliche, die spielsüchtig werden. Auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte oder einem niedrigen Bildungsstand haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, sagt die Diakonie.

Genau hingucken

Je früher die Beratungsstelle Süchtige erreicht, desto eher ist ein Ausstieg möglich und desto geringer sind die finanziellen, sozialen und beruflichen Folgen. Vennedey rät: "Jeder sollte sensibel sein, wenn um Geld gespielt wird." Nicht nur die Familie sollte genau hingucken. Auch Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen sollten über das Thema Glücksspielsucht aufklären. "Sie sollten erklären, wie die Sucht und das Spielen funktionieren, warum Spielautomaten so schrill aussehen und wie sie geschaltet sind", sagt Vennedey.

Viele Lehrer haben das erkannt. Immer mehr Schulen bitten die Diakonie um eine Beratung. In einigen achten und neunten Klassen kommt es nämlich häufig vor, dass die Schüler nach dem Unterricht in eine Pommesbude gehen und Geld in Automaten stecken. Wer glaubt, sein Kind oder Freund habe ein Problem, der soll ihn darauf ansprechen. "Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern gefühlvoll", erklärt Vennedey. Man kann gleichzeitig die Diakonie oder landesweite Infotelefone anrufen und fragen, wie man vorgehen soll.

"Auf jeden Fall sollte man aktiv werden", sagt Vennedey. Aber auch der Betroffene muss sich ändern wollen. Er muss merken, dass er das Spielen nicht mehr unter Kontrolle hat. Häufig braucht er für diese Erkenntnis einen Auslöser von außen: Stress mit Eltern oder dem Partner, Probleme in Schule, Studium oder Beruf.

von jt

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