(M)ein Sommernachtstraum auf dem Höhepunkt - ein Blick auf die Premiere
19.09.2016
"Schalalalalala...Sooommernaaaachtstraaaauuuum...Schalalalalala....", hallt es durch den Backstagebereich der Studiobühne im Central, der Spielstätte des Düsseldorfer Schauspielhauses. Das Schauspielensemble des "Sommernachtstraum" feiert sich und seine Leistung nach der Premiere selber und das auch völlig zu recht. Ein gelungener Abschluss einer sechsmonatigen Probenzeit, der krönende Abschluss einer intensiven Endprobenphasen mit Verletzungen und Heiserkeit und der Anbeginn einer neuen "Traumphase", nämlich der Phase der Theatervorstellungen vor Publikum.
Und ich stand mit auf der Bühne: Marvin, 18 Jahre alt, youpod-Redakteur und Ensemblemitglied. Im Folgenden möchte ich daher für euch nochmal exklusiv den Tag der Premiere Revue passieren lassen.
Schlaflose Nacht
Obwohl wir erst knapp zwei Stunden vor der Premiere im Central sein sollten, damit wir alle nochmal schön regenerieren könnten, kamen die ersten Whatsapp-Nachrichten schon früh morgens in unsere Gruppe rein: "Ich bin soooo aufgeregt", "Aaaahhh, ich bin auch schon hibbelig, konnte gar nicht schlafen", "Oh Gott, ich bin dermaßen aufgeregt, dass meine Beine schon ganz kribbelig werden", hieß es schon um 10 Uhr morgens und dabei waren es noch zehn Stunden bis zum Premierenbeginn.
Premierengeschenke und andere Theater-Bräuche
Nachmittags wurden dann noch Premierengeschenke gebastelt und gekauft bevor es ins Theater ging. Zur Premiere beschenkt man sich im Theater nämlich untereinander und wünscht sich "Toi, Toi, Toi" und spuckt dreimal über die linke Schulter der Schauspieler (und bedankt sich auch brav nicht für Glückwünsche! Das soll nämlich Unglück bringen). Darstellern, Regieteam, Kostümbildnern, Maskenbildnern, Technikern....jedem macht man ein kleines Präsent. Für unser Glück vorgearbeitet hatten wir jedenfalls schon: eine Generalprobe mit Fehlern verheißt im Theater eine gute Premiere. So war es auch bei uns.
Der Adrenalin-Kick
Kurz vor dem Auftritt traf die Nervosität dann auch die letzten "Chiller": nervöses umherlaufen, laute Sprechübungen und Herzrasen waren Teil der letzten Minuten bevor es losging. Und dann warteten wir in einer Reihe stehend auf das Signal des Inspizienten, das rote Lämpchen leuchtete auf, ging wieder aus, die Türe öffnete sich und es ging raus auf die Bühne. Jetzt galt es abzuliefern.
"Jedes Publikum ist anders" und die anhaltende Verletzungsseuche
Dass jedes Publikum einmalig ist und ganz unterschiedlich ihre Lacher setzt, wurde uns im vorhinein schon oft mit auf den Weg gegeben, aber dieses Publikum bei der Premiere war uns wohl besonders wohl gesonnen. Fast minütlich würde unser Spiel mit Lachern und Gekicher honoriert. Das gab uns Auftrieb und war wohl mit unter ein Grund für unsere "beste Leistung bisher" (Joanna Praml, Regisseurin). Wir konnten eine fehlerfreie Darbietung abliefern, wurden aber trotzdem wieder von der Verletzungsmisere heimgesucht: eine Darstellerin rutschte aus und fiel unglücklich auf ihre Hand, ein anderer verlor ein Stück seines Zahnes und ein letzter holte sich aufgrund eines Flaschen-Schadens eine unangenehme Schnittwunde an der Ferse und musste im Laufe des Stückes Backstage behandelt werden, ehe er wieder auf die Bühne durfte. Bereits in den Tagen vor der Premiere hatten wir mit Verletzungen, wie einer Gehirnerschütterung, Prellungen, Zerrungen und einem Krankenhaus-Besuch zu kämpfen.
Das Lob von ganz oben
Nach dem Applaus wurden wir dann Backstage mit Sekt, Rosen und den Lobsagungen u.a. vom Generalintendanten Wilfried Schulz und dem Bürgerbühnen-Chef Christof Seeger-Zurmühlen empfangen. Das ganze Team, auch das Team hinterm Team, versammelte sich im Gang und wir feierten gemeinsam eine durch und durch gelungene Premiere. "Das Haus kann stolz auf euch sein", hieß es dann in einer kurzen Ansprache des Generalintendanten an uns Schauspieler. Daraufhin stimmte dann einer aus dem Ensemble unsere selbstkomponierte "Hymne" an und wir hüpften und sangen und adelten diesen Abend.
Der Empfang auf der Central-Brücke und die Premierenparty
Dann hieß es für uns umziehen, frisch machen und ab auf die Brücke zum Ensemble-Empfang. Unter tosendem Beifall marschierten wir dann auf der Brücke ein und wurden von Christof Seeger-Zurmühlen dem Publikum und Gästen nochmal einzeln vorgestellt. Uns wurde viel Lob und Komplimente entgegengebracht, nicht nur eine Bestätigung für uns Darsteller, sondern auch für das Regieteam, das Team hinterm Team und das Haus selber. Im Anschluss daran war dann das Buffet für uns eröffnet und die Party auf der Brücke begann.
Abschiede und ein Appell an die eigene Disziplin
Je später der Abend wurde, desto mehr Leute machten sich auf den Heimweg. Somit stand auch die Verabschiedung an das gesamte Team um die Regisseurin Joanna Praml an. Sie brachte ihr Team mit ans D'haus und ging zusammen mit diesem dann auch zurück in die jeweiligen Heimatstädte. Ab jetzt sind wir alle auf uns gestellt. Auch wenn wir zwar noch von der Assistentin vom Intendanten, Samira Weiner, bei den weiteren Vorstellungen begleitet werden, werden wir ab jetzt für uns alle einstehen müssen. Eine Aufforderung für Jedermann an die eigene Disziplin. Aber zumindest mit der Regisseurin ist es nur eine Trennung auf Zeit, sie wird im kommenden Monat wiederkehren und mit unserem Ensemble weiter arbeiten, um kommende Aufgaben zu bewältigen. Genauere Informationen hierzu folgen.
Im Ganzen also aus unserer Sicht ein gelungener Abend. der in dieser Form natürlich einmalig ist und bleiben wird. Wer unseren Sommernachtstraum aber mal nachempfinden und miterleben möchte, der sei herzlich eingeladen, sich das Stück anzuschauen.
Hier die kommenden Vorstellungstermine bis Anfang November von "Ein Sommernachtstraum", frei nach William Shakespeare:
02.10.2016 18 Uhr
22.10.2016 20 Uhr
24.10.2016 20 Uhr
31.10.2016 20 Uhr
05.11.2016 20 Uhr
Gespielt wird im Central am Hauptbahnhof. Aktuelle Informationen, Tickets, Bilder, Interviews und mehr übers Stück hier.
Von Marvin Wittiber
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