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Bomb – Variationen über Verweigerung

09.02.2020

Die israelische Autorin Maya Arad Masur wurde 1976 in der Nähe von Tel Aviv geboren. Sie arbeitet als Dramaturgin und Dramatikerin und setzte sich 2018 im Rahmen des Stückemarkts des Berliner Theatertreffens mit ihrem Stück AMSTERDAM durch und erhielt eine Auftragsarbeit am Schauspiel Köln. Das dabei entstandene Stück trägt den Titel BOMB, in dem sie nach der Verantwortung von Kunst im Kontext von Krieg fragt. Im Interview mit dem Schauspiel Köln verriet sie, dass ihr die Idee für das Stück während einer Operation der israelischen Armee im Gazastreifen kam. Dabei interessierte sie sich vor allem für Luftangriffe, die sich zwar gegen Terroristen richten, bei denen aber normalerweise vor allem unschuldige Zivilisten zu den Opfern zählen. In ihrem Stück geht es daher um Verweigerung der Bombardierung und die Beziehung zwischen dem Bombardierenden und den Bombardierten, die sich gegenseitig nie sehen. Das ganze ist in den Kontext der Performance einer jungen Künstlerin auf der Biennale in Venedig eingebettet. Dabei steht vor allem die Beziehung der westlichen Kunstwelt und den Künstlern aus Kriegsgegenden im Raum.

BOMB wurde von der Regisseurin Lily Sykes inszeniert, die in Köln zuletzt ALLES WEITERE KENNEN SIE AUS DEM KINO von Martin Crimp auf die Bühne gebracht hat. Die Uraufführung ihrer zweiten Regiearbeit in Köln war am 8. Februar im Depot 2. Ihre Inszenierung setzt vor allem auf die Universalität des Themas - denn Bombenangriffe und die Tötung unbeteiligter Bürger stehen seit Jahren auf der Tagesordnung der gesamten Welt.

Die Biennale-Performance, von der in BOMB zu Beginn die Rede ist, kriegt das Publikum hier nicht zu sehen. Stattdessen berichtet das Ensemble von seinen Eindrücken und Interpretationen. Auf der Bühne sitzt das sechsköpfige Ensemble zu Beginn in identischen Kostümen auf weißen Plastikstühlen in einem Kreis. In der Mitte ragt ein zweidimensionaler Atompilz empor, der auf einem weißen Podest installiert ist, das sich drehen lässt. Die Inszenierung lebt von den starke Bildern und den raschen Tempowechseln, die die Spielerinnen und Spieler in ihrem Erzählen vornehmen. Unabdingbar, um diesem Abend zu folgen, ist, dass man den Ausgangspunkt verstanden hat und dass die Erzählungen nur Interpretationsgeschichten der Besucher der Ausstellung sind. Die Ensemblemitglieder springen so in verschiedene Figuren ein, ehe sie als einfache, namenlose Sprecher wieder daraus hervorgehen. Doch in diesem Eiltempo geht Wesentliches verloren und die Beliebigkeit des dargestellten Krieges hat auch seinen Preis. Ein anspruchsvoller Theaterabend, der aber durchaus schöne Bilder und einen spannenden neuen Stücktext zu bieten hat.

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von Marvin

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