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"Barfuß durch Hiroshima" beim Alstadtherbst

23.09.2011

Am 6. August 1945 explodiert 580 Meter über Hiroshima die amerikanische Atombombe "Little Boy". Die Auswirkungen dieser atomaren Katastrophe sind bekannt. Der Hibakusha, zu Deutsch Atombombenopfer, Keiji Nakazawa erzählt mit seinem Manga "Barfuß durch Hiroshima" die Geschichte des sechsjährigen Gen, der den Atombombenabwurf überlebt hat. Das Künstlerduo "half past selber schuld" hat das Stück neu inszeniert und zeigt dieses unter anderem beim Altstadtherbst. Der Haupterzähler ist der altgewordene Gen. Er erzählt die Geschichte seiner Kindheit. Mit seiner Familie lebt er zusammen in Hiroshima. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs geht es der Familie schlecht. Sie hat kaum etwas zu essen. Japan lebt in einer ständigen Angst vor den Amerikanern und setzt seine Hoffnung auf die japanischen Soldaten. Gens Vater ist gegen den Krieg und vertraut den Soldaten nicht. Sein Sohn übernimmt diese Ansicht. Zusammen kaufen die beiden Süßkartoffeln auf dem Schwarzmarkt. Ein Polizist nimmt ihnen die Kartoffeln wieder weg, sodass Gens Familie eine weitere Nacht hungern muss. Am nächsten Morgen geht die Familie optimistisch in den Tag. Gens Mutter sagt sogar: "Heute wird ein schöner Tag". Kurz darauf macht Gen sich auf den Weg zur Schule und sieht eine Boeing B-29. Das Flugzeug wirft eine Bombe ab und nur eine Minute später herrscht das totale Chaos. Um Gen herum sind viele Menschen verletzt oder tot. Er eilt nach Hause und sucht seine Familie. Sein Bruder und sein Vater sind verschüttet. Gemeinsam mit seiner Mutter versucht er sie zu retten, doch sie scheitern. Einige Zeit später sieht man Gen mit seiner Mutter und einem neugeborenen Kind, Gens Schwester. Da seine Schwester hungert, macht sich Gen auf den Weg um Reis zu holen. Auf seinem Weg werden ihm die Ausmaße der Katastrophe bewusst und er lernt trauernde, sterbende und suchende Menschen kennen. Auf dem Land will niemand Gen helfen. Nur ein Mann will ihm helfen, wenn Gen singt. Mit einer Ballade, die all seine Erinnerungen hochruft, berührt er die Menschen und erhält Reis. Nach tagelanger Abwesenheit eilt Gen zurück zu seiner Mutter und seiner Schwester. Doch es ist schon zu spät, die Schwester ist schon tot. Das Stück hat einen interessanten Aufbau. Die Charaktere werden durch lebensgroße Puppen dargestellt. Die Polizisten und Soldaten werden von Menschen gespielt. Sie sind ganz in Schwarz gekleidet und tragen Masken. Neben dem altgewordenen Gen, gibt es auch andere Erzähler. Eine Bombenpuppe erzählt, was Amerika plant und eine magierähnliche Puppe erzählt hinzufügend einige Passagen auf English. Auch die Bomben "Little Boy" und "Fat Man" werden dargestellt. Durch Tänze und Gesänge erzählen sie, was Amerika plant. Und das mit einer großen Euphorie. Ein festes Bühnenbild gibt es nicht. Eine Leinwand untermalt die jeweiligen Szenen, unter anderem mit Originalaufnahmen. Die Bilder von der Explosion, den leidenden Menschen und den Leichen sind erschreckend und beängstigend. Und obwohl die Zuschauer am liebsten die Augen schließen würden, um die schrecklichen Bilder zu vermeiden, können sie den Blick nicht abwenden ohne zu fürchten, dass sie eine Szene verpassen. Viele Szenen versetzen einen in Wut. Es gibt Aufnahmen von dem damaligen US-Präsidenten Harry Truman, in denen er sich zum Krieg und den Atombomben äußert. Diese Aussagen sind unfassbar und schockierend: Truman scheint die Katastrophe für glorreich zu halten. Ab und zu werden auch Trickfilme abgespielt, welche die Gegend, durch die Gen läuft, zeigt. Diese Passagen sind in einfachen Farben gehalten und trotzdem sehr emotionsreich. Man sieht umherirrende Menschen, die abgemagert sind und teilweise offene Wunden haben. Obwohl die Atmosphäre die meiste Zeit bedrückend ist, gibt es auch Stellen, die, ganz besonders durch Geräusche, die Spannung auflockern. So wird zum Beispiel mehrfach Gens Vater von Soldaten geschlagen, doch die Schläge werden durch Cartoongeräusche verharmlost. Die Thematik des Theaterstücks ist wichtig. Gerade durch die Nuklearkatastrophe von Fukushima dieses Jahr und die allgemeine Diskussion über das Einstellen der Atomkraftwerke, ist dieses Thema wieder aktuell. Obwohl man über die Katastrophe in Hiroshima und Nagasaki Bescheid weiß, öffnet einem dieses Stück erneut die Augen. Das Zusammenspiel von Originalaufnahmen, Musik und Erzählung macht das Stück einzigartig und empfehlenswert. Wer das Stück noch sehen will:
"Barfuß durch Hiroshima", Freitag, 23., und Samstag 24. September, 20 Uhr, FFT Kammerspiele

von vm

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