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Was ist eine Essstörung?

Essstörungen haben ganz unterschiedliche Erscheinungsbilder. Betroffene verweigern die Nahrungsaufnahme, essen exzessiv oder versuchen, das Gegessene wieder loszuwerden. Wie du eine Essstörung erkennst und vieles mehr erfährst du hier.

Du hast Hunger, vielleicht auf etwas Bestimmtes, du isst es, es schmeckt dir, du wirst satt, fühlst dich wohl und denkst nicht mehr daran, bis du wieder Hunger hast. Es ist völlig normal, wenn du phasenweise mehr oder weniger isst. Dein Körper braucht nicht immer das Gleiche oder die gleiche Menge. Das verändert sich je nachdem, ob du gerade viel Stress hast, einen Entwicklungsschub hast, ob du viel oder wenig unterwegs bist. Sicher hast du schon mal aus Stress oder Frust mehr gegessen als sonst. Oder vor Ärger oder Kummer keinen Bissen runtergekriegt. Das ist völlig normal - solange diese Phase wieder aufhört, und du andere Lösungen für deine Probleme suchst.

Was ist eine Essstörung?

Wenn du eine Essstörung hast, kannst du nicht mehr unbeschwert essen, um deinen Hunger zu stillen. Dir geht es dann nicht mehr um "hungrig" oder "satt". Du versuchst, über Essen oder Nicht-Essen ein Problem zu lösen, eine innere Not zu überwinden, dich zu trösten, abzulenken oder einen inneren Hunger zu stillen. Gleichzeitig macht dir Essen Angst. Von einer Essstörung spricht man, wenn dieses "Frustessen" oder Hungern mindestens zweimal pro Woche vorkommt und über mindestens drei bis sechs Monate andauert. Deine Gedanken kreisen dabei immer stärker um Kalorientabellen, verbotene Lebensmittel, Gewicht, Figur - ein gefährlicher Teufelskreis.

Hast du eine Essstörung?

Deine Alarmglocken sollten läuten, wenn du eine oder mehrere dieser Verhaltensweisen beobachtest:

  • Du vermeidest es, mit anderen zusammen zu essen - dir fallen immer neue Ausreden ein.
  • Du isst häufig im Verborgenen.
  • Du schämst dich und fühlst dich schuldig.
  • Du planst wie unter Zwang, wann du etwas essen kannst und teilst deine Zeit danach ein.
  • Du siehst immer kränklicher und schwächer aus und wirst sauer, wenn du darauf angesprochen wirst.

Risiken bei Essstörungen

Essen ist der Treibstoff, ohne den du nicht leben kannst. Aus dem Essen holt sich dein Körper Energie, aber auch wichtige Nährstoffe, die er braucht, um zu funktionieren. Bekommt er sie auf Dauer nicht, kann das sehr gefährliche Folgen haben:

  • Etwa 15 Prozent der Magersüchtigen sterben.
  • Dein Körper stellt Funktionen ein, die er nicht zum Überleben braucht.
  • Du entwickelst dich langsamer und im Extremfall bleibt deine Entwicklung ganz stehen.
  • Bei Frauen bleibt die Periode bleibt aus.
  • Du wächst nicht mehr.
  • Deine Brüste und Hüften wachsen nicht mehr.
  • Du frierst leicht.
  • Dir wird oft schwindelig.
  • Deine Haare fallen aus.
  • Deine Haut wird blass und fahl.
  • An deinem Körper wachsen viele kleine Härchen.
  • Deine Muskeln bauen ab und auch der Herzmuskel wird schwächer.
  • Deine Verdauung gerät durcheinander und du bekommst Durchfall oder Verstopfung.
  • Deine Nieren leiden.
  • Deine Knochen werden zerbrechlich.

Neben den körperlichen gibt es auch tiefgreifende seelische Folgen:

  • Deine Stimmung verändert sich.
  • Du wirst gereizter, trauriger, kraftloser.
  • Das Doppelleben ist sehr anstrengend und du hast keine Kraft mehr für deine Freunde.
  • Du kannst dich nicht mehr konzentrieren.
  • Essen und Nicht-Essen bestimmen dein Leben.
  • Du fühlst dich immer unwohler in deiner Haut, kommst dir immer unperfekter vor, wirst unglücklicher.

Zusätzliche Schäden bei Bulimie:

  • Deine Speiseröhre entzündet sich oder ist richtig aufgeätzt; du spukst Blut.
  • Du bekommst Karies oder deine Zähne fallen aus.
  • Dein ganzer Mundbereich und eventuell auch die Hände sind wund.
  • Dein Magen ist übersäuert und du hast das Gefühl erbrechen zu müssen, auch wenn du gar nichts gegessen hast.
  • Deine Speicheldrüsen schwellen an, du bekommst "Hamsterbacken".
  • Durch Essattacken kann im Extremfall die Magenwand durchbrechen und du musst ganz schnell ins Krankenhaus, da dies lebensgefährlich ist.

Risiken bei Binge-Eating (Essattacken mit Kontrollverlust):

  • gesundheitsschädigendes Übergewicht mit all seinen Folgeerscheinungen
  • Zuckerkrankheit
  • Herz- und Kreislauferkrankungen
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • starke seelische Belastungen
  • Rückenschmerzen
  • schlechte Kondition

Kann Essen süchtig machen? Ja, und zwar dann, wenn es nicht mehr um die Sache selbst, also ums Essen geht, sondern ein anderer Zweck damit verbunden ist und dein ganzer Tagesablauf danach ausgerichtet ist. Anzeichen einer Essstörung sind:

  • Hungern, essen, erbrechen spielen sich heimlich ab.
  • Du hast den Zwang, genau nachzurechnen, was du gegessen hast, wie viele Kalorien das sind, Essen abzuwiegen, dich selbst zu wiegen usw.
  • Auch der Zwang, etwas essen zu müssen, gehört dazu.
  • Du hast ein schlechtes Gewissen beim Essen.
  • Deine Gedanken kreisen immer stärker um das Thema, und dieses nimmt immer mehr Raum ein.
  • Du richtest deinen Tag danach ein, wann du etwas essen wirst, wann du dafür einkaufst, wo du das Geld herkriegst usw.
  • Du kannst dich immer weniger auf die Schule konzentrieren.
  • Du kannst dich auch immer weniger auf deine Freunde konzentrieren, weil du ständig ans Essen denkst.
  • Essen und hungern werden wichtiger als Freunde und Familie, worunter du ganz besonders leidest.
  • Du kannst nicht mehr aufhören, zu essen.
  • Deine Stimmung und deine Gedanken verändern sich.
  • Du isst lieber alleine.

Woher kommt eine Essstörung? Es gibt viele Gründe, warum man das eigene Essverhalten als Ventil für Sorgen, Ängste und Nöte wählt. Einige davon können folgende sein: Persönliche Gründe

  • Dein Körper hat sich in der Pubertät sehr schnell verändert und neue Formen angenommen. Er kommt dir fremd vor, du hast das Gefühl, er gehört gar nicht zu dir und nichts scheint zusammenzupassen.
  • Deine Entwicklung geht dir viel zu langsam voran, du hast den Eindruck, alle anderen sind schon weiter. Kurz gesagt: Dein Körper und deine Seele sind nicht auf dem gleichen Stand.
  • Du fühlst ganz anders, hast Stimmungsschwankungen, siehst viele Dinge plötzlich anders, verliebst dich vielleicht zum ersten Mal.
  • Alles, das du bisher gelernt hast, scheint gar nicht zu stimmen - du suchst nach einer eigenen Meinung und nach neuen Regeln.
  • Es werden neue Dinge wichtig: deine Freunde und Freundinnen zum Beispiel. Das verunsichert dich natürlich, und du suchst nach Vorbildern.
  • Du hast das Gefühl, komplett die Kontrolle über dein Leben zu verlieren.

Gründe in der Familie

  • In manchen Familien wird vieles "unter den Teppich gekehrt", das heißt: Du hast gelernt alles zu schlucken, bis es dir buchstäblich wieder hoch kommt.
  • Deine Familie tut sich schwer damit zu sehen, dass du erwachsen wirst und dich veränderst. Sie reagiert plötzlich ganz anders auf dich und macht "dumme" Bemerkungen über deine neuen Formen, an die du dich selbst noch nicht gewöhnt hast.
  • Deine Eltern verbieten dir auf einmal Dinge, die sonst nie Thema waren, zum Beispiel bei deiner Freundin oder deinem Freund zu übernachten, deine Lieblingsmusik zu hören, deine Haare zu schneiden, dich modisch zu kleiden oder zu schminken.
  • Deine Eltern behandeln dich so, als wärst du erwachsen und merken gar nicht, dass du erst auf dem Weg dorthin bist.
  • Plötzlich lassen sie dich alleine mit deinen Sorgen und brummen dir immer mehr Aufgaben auf.
  • Du hast den Eindruck, dass alle in deiner Familie mit sich selbst beschäftigt sind und sich keiner wirklich für den anderen interessiert.
  • In deiner Familie passiert sehr viel: Ihr zieht um, du musst die Schule wechseln, deine Freunde verlassen, deine Eltern streiten oder wollen sich scheiden lassen.
  • Du hoffst, dass alles wieder gut wird, wenn sie merken, wie krank du bist.
  • Du bist Gewalt ausgesetzt, erleidest sie an dir persönlich oder beobachtest sie.
  • Deine Eltern oder Geschwister sind krank, zum Beispiel depressiv oder abhängig von Drogen, Alkohol oder Medikamenten.
  • Du hast dann das Gefühl, stark sein zu müssen für alle anderen und willst gar nicht sagen, dass du auch Probleme hast.

Gründe im Umfeld

  • Deine Freunde und Mitschüler reagieren uncool, weil du schon ganz schön weit entwickelt bist – oder weil du es eben nicht bist. Das liegt natürlich an ihren eigenen Unsicherheiten, aber es trifft dich an deiner empfindlichsten Stelle.
  • Auch deine Freunde machen im Moment viel durch, und ihr lebt euch auseinander.
  • Du bist unglücklich verliebt.
  • Du wirst gemobbt.
  • In der Schule und auch sonst wird immer mehr von dir verlangt.
  • Du hast den Eindruck, dass jeder selbst "schuld" an seinem Aussehen und seinem Unglück ist.
  • Du hast das Gefühl, dass dir alles zu viel wird und hoffst, dass es jemand bemerkt und dir hilft, ohne dass du etwas sagen musst – zum Beispiel weil du die Erfahrung gemacht hast, dass dir eh keiner zuhört.
  • Du hast den Verdacht, dass alles viel leichter wäre, wenn du so schön, makellos oder stark wie die Models und Stars wärst.

Was macht es so schwer aus der Essstörung auszusteigen?

Deine Essstörung hat für dich eine ganz individuelle Funktion – sie ist dein persönlicher Suchtstoff. Und du kannst nicht einfach einen Entzug machen. So sagt man einem Alkoholiker, dass er nie mehr trinken soll. Aber was sagt man jemandem, der Probleme mit dem Essen hat? Es geht nicht nur darum, wieder normal zu essen, sondern es geht darum, die Probleme zu bearbeiten, die dahinter stecken. Und weil das oft ganz schön viele sind, macht es Sinn, dass du dir helfen lässt.

Was kannst du für dich tun?

Du hast einen Grund für deine Essstörung und sie war eine Zeitlang wichtig für dich. Vielleicht hast du immer noch Angst davor, sie ganz loszulassen, und kannst dir ein Leben ohne kaum vorstellen. Du bist nicht Schuld daran, dass es so gekommen ist. Aber du bist verantwortlich für dich selbst. Deshalb hole dir Hilfe, wenn du nicht mehr weiter weißt. Hinterfrage dich selbst, überlege, worauf es dir eigentlich ankommt, welche Sehnsucht hinter deinem Essverhalten steht. Rede mit einer Person, der du vertraust. Nicht nur über deine Essstörung, sondern über alles, was dich belastet. Informiere dich, wende dich an eine Beratungsstelle.

Die Berater stehen unter Schweigepflicht. Niemand wird also davon erfahren, wenn du es nicht willst. Du kannst dich auch anonym beraten lassen. Sich jemandem anzuvertrauen ist schwer. Vor allem, wenn es das erste Mal ist. Wähle die Möglichkeit, die für dich am besten geht: Du kannst dich einer Freundin oder einem Freund anvertrauen, einem Lehrer, jemandem aus deiner Familie. Es ist auch in Ordnung, wenn du erst mal mit einer neutralen Person reden möchtest und dich beispielsweise an eine Beratungsstelle wendest.

Wie sag ich's meinen Freunden und Eltern?

Der erste Schritt aus der Essstörung ist der Schritt heraus aus der Heimlichkeit. Früher oder später ergibt es auch Sinn, dass deine Eltern Bescheid wissen, denn sie können dir helfen. Sicher hast du verschiedene Bedenken, wie zum Beispiel, ob dich die anderen verstehen werden, ob sie dich vielleicht auslachen oder enttäuscht und wütend sind oder überfordert. Man kann vorher nicht wissen, wie jemand reagieren wird. Aber vergiss nicht: es geht um dich, nicht darum, wie sich die anderen fühlen. Du bist für dich verantwortlich. Versetze dich mal in ihre Lage: Sicher bemerken sie seit einiger Zeit deine Veränderungen und wissen nicht, wie sie dich darauf ansprechen sollen. Sie machen sich Sorgen. Und sie wollen dir helfen. Die meisten werden erleichtert sein, wenn du ihnen erzählst, wie es dir geht – und wenn du dir von ihnen helfen lässt. Oder wie würde es dir gehen, wenn du siehst, dass jemand leidet, den du sehr gern hast, und derjenige einfach nichts sagt?

Einige Tipps, wie du das Gespräch führen kannst:

  • Suche dir einen neutralen Ort, wie in einem Cafe oder bei einem Spaziergang.
  • Beginne mit einer Person, die dir besonders nahe steht und der du vertraust.
  • Erzähl ihr, wie es dir geht, welche Ängste du hast, und wie sehr du unter deinem Essverhalten leidest.
  • Rede von dir und beginne die Dinge zu erzählen, die du am leichtesten aussprechen kannst – die verständnisvolle Reaktion wird dir Mut machen, auch die anderen Dinge zu sagen.
  • Bitte sie um Hilfe, z. B. dass sie dich zu einer Beratungsstelle begleitet und dich unterstützt.

Wie kommt man raus? Leider gibt es keine Zauberformel und kein Patentrezept, mit dem jeder garantiert aus der Essstörung raus kommt. Es geht um dich (oder deine Freundin/Schwester, deinen Freund/Bruder), um dein Leben und um deinen Weg. Deshalb macht es Sinn, dich professionell und individuell beraten zu lassen. Mehr zum Thema Essstörungen lest ihr unter www.anad.de.

von ANADeV

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