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Kein Science-Fiction - oder doch?

26.04.2012

Das junge Schauspielhaus lädt ein zu einer Reise in Zukunft. Wobei Europa vor dem Hintergrung allgegenwertiger Krisen wie der Wirtschaftskrise oder atomaren Unfällen kurz vor dem Ende steht. Ein Flug in die Apokalypse. So erscheint Nora Schlockers Theaterstück "Keine Science-Fiction", wenn man durch die Flugzeuginstallation in das kleine Haus des jungen Schauspielhauses gelangt. Dabei wird der Zuschauer aus seiner Apartheid geholt und als Teil des Ganzen in den gesellschaftskritischen Kontext integriert. Im ersten Moment wirkt das irritierend, weil der Zuschauer kaum, dass er den Raum durch die Installation betreten hat, die Stimme des ersten Redners vernimmt, ihn aber gar nicht als Akteur wahrnimmt. Das Stück erhält dadurch einen ganz eigenen dynamischen Charakter mit hohem Intensitätsgehalt und einem starken Ausdruck. Dabei wird die Wahrnehmung des Zuschauers auf eine ganz andere Art angesprochen, wenn plötzlich einer der Protagonist hinter einem spricht. Besonders die düsteren endzeitlichen Prognosen Kassandra, die wie beim gleichnamigen Mythos die Gabe des Vorhersehens besitzt, werden dadurch verstärkt. Was ebenfalls gut gelingt, ist die inhaltliche Übertragen des Stücks auf den Zuschauer selbst. So wird mit zunehmenden Tempo und Dramatik das Ende Europas verkündet, wenn die Menschen nicht die Initiative ergreifen und für ihre Ideen kämpfen und die Unterdrückung und Ausbeutung anderer Kulturen und Ländern stoppen. Im Hintergrund brodelt der nationalsozialistische Kochtopf. Stimmen, die vor einer Überbevölkerung und steigender Arbeitslosigkeit Angst haben, werden immer lauter, bis der Kochtopf überkocht. Allerdings wirkt das Stück mit zunehmendem Tempo unübersichtlicher, so dass der eigentliche Handlungsstrang immer mal wieder zu verschwinden droht. Die Kritik jedoch tritt deutlich hervor und das Stück empfiehlt sich auch für Science-Fiction-Fans, die mit kritischen Augen das Weltgeschehen betrachten. Jeder, der sich für die Thematik interessiert, sollte sich beeilen, denn die letzten Tage laufen. Das Theaterstück ist nur noch dreimal zu sehen:
  • 30. April, 19.30 Uhr
  • 2. Mai, 19.30 Uhr
  • 30. Mai, 19.30 Uhr

von MariaSchwarz

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