Spätestens seit Felix Baumgartners Sprung vom Rande des Weltraums ist Raumfahren wieder in. Auch Schüler der Freien Christlichen Gesamtschule aus Reisholz konnten sich der Faszination nicht entziehen und reisten zu den "Space Olympics" nach Moskau.
"I'm coming home now", legendäre Worte vor einem legendären Sprung, die den österreichischen Extremsportler Felix Baumgartner auf der ganzen Welt zum Helden machten. Und nicht nur ihn: Nachdem nach der ersten bemannten Mondlandung 1969 und den ersten Star-Wars-Verfilmungen der Hype um die ewigen Weiten des Alls stark abgenommen hatte, gibt Baumgartners Stratosphären-Experiment der Raumfahrt neuen Schwung. Doch während sich nun viele Mädchen und Jungen Red-Bull-Poster in ihre Kinderzimmer hängen und von Flügen zu fremden Planeten träumen, waren sieben Schülerinnen und Schüler der Freien Christlichen Gesamtschule in Düsseldorf-Reisholz bereits vorher vom Weltraum begeistert. Sie nahmen als
einzige deutsche Schuldelegation an den
"International Space Olympics" im russischen Koroljow in der Nähe von Moskau teil.
Bei dem Wettbewerb treffen über
200 Jugendliche zwischen 24 und 28 Jahren aufeinander und messen sich in verschiedenen kreativen und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Über acht Monate haben die sieben 15 und 16 Jahre alten Schülerinnen und Schüler für die Vorbereitung der Reise gebraucht. "Die Schüler haben sich über Monate hinweg wöchentlich in einer Arbeitsgemeinschaft getroffen, um sich auf die Space Olympics vorzubereiten", erzählt Detlef Faber, Lehrer der Schule und Koordinator für die Reise nach Russland im Gespräch mit Youpod, "unter anderem haben wir das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt in Köln besucht", so Faber. "Die Vorbereitung in der AG hatten wir wirklich dringend nötig", erinnert sich Projekteilnehmer Tobias
(15), "wir mussten uns vor allem auf die verschiedenen Wettbewerbsklausuren vorbereiten, da die Aufgaben auf Englisch gestellt werden und dort viele Fachbegriffe vorkommen, die wir vorher noch nicht kannten". "Manche Aufgaben stellen auch deutlich höhere Anforderungen an die Schüler als wir das aus Deutschland kennen. Fast alle Aufgaben sind Textaufgaben und feste Größen wie die Dichte von Eis werden vorausgesetzt", ergänzt Georgia
(16), die bereits im vergangenen Jahr am Projekt teilgenommen hat.
Neurosen im Weltraum und Kerzen in der Schwerelosigkeit
Der Wettbewerb besteht aus vier Teilen: Jeweils einer Mathe- und einer Physik-Klausur, einer Creative-Writing-Aufgabe sowie der Vorstellung eines individuellen Weltraumprojekts. Hierbei messen sich die Zehntklässler zum Teil mit Oberstufenschülern aus anderen Ländern, die bereits kurz vor ihrem Abschluss stehen. "Ziel der Organisatoren ist es, das Wissenschaftsfeld Weltraum interessanter und vor allem internationaler zu machen, denn Weltraumforschung wird zukünftig nur noch auf internationaler Ebene funktionieren", erklärt Lehrer Detlef Faber. Neben den Düsseldorfer Schülern haben Menschen aus sieben weiteren Nationen, darunter die USA, Großbrittannien und Israel teilgenommen. "Wir haben Menschen aus aller Welt kennengelernt und so auch völlig andere Kulturen", erzählt Tobias und Georgia fügt hinzu "Obwohl wir alle so verschieden sind, haben wir uns super verstanden. Wir konnten viel voneinander lernen".
Einer der Hauptbestandteile des Wettbewerbs war für die sieben Gesamtschüler die Präsentation ihrer Projekte, die sehr verschieden ausfielen. Weltraum-Olympionikin Marie
(16) hat beispielsweise die Behandlung von Neurosen im Weltraum untersucht: "Ich habe mich für drei Tage in die Rolle eines Astronauten versetzt, mein Zimmer abgedunkelt und alle Kontakte zur Außenwelt abgebrochen. Mit einigen Experimenten habe ich dann versucht, meine Konzentration zu steigern", erzählt Marie. Dabei meditierte sie oder löste kreative Aufgaben. "Jeden Abend um 18 Uhr habe ich dann einen Konzentrationstest gemacht. Klassische Musik hat mir am besten geholfen", erzählt die 16jährige.
Besonders viel Aufmerksamkeit bekam das Projekt von Leonie Gebhardt
(16). Sie untersuchte, wie sich Weihnachtskerzen in der Schwerelosigkeit verhalten: "Die Idee zum Projekt kam mir beim Besuch des Zentrums für Luft und Raumfahrt. Dort hat haben die Mitarbeiter uns gezeigt, wie sich Flammen in der Schwerelosigkeit verhalten. Und da ich Weihnachten sehr gerne mag, habe ich das Ganze mit Weihnachtskerzen ausprobiert". Die Schülerin baute einen Kasten mit einer Kamera darin und ließ diesen Kasten aus zwei Metern Höhe fallen. "Bei einer Fallhöhe aus zwei Metern herrscht innerhalb des Kastens für knapp 0,6 Sekunden Schwerelosigkeit. In dieser Zeit muss eine im Kasten angebrachte Kamera ein Foto von der Flamme aufnehmen", erklärt Physiklehrer Pongs das Experiment, "die Flamme wird dabei klein, rund und blau". Drei Wochen ihrer Sommerferien opferte Leonie für die Präsentation, "Ich habe vier Mal komplett neu angefangen", so die Schülerin. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: Ihr Projekt ergatterte den zweiten Platz im Wettbewerb.
"Nächste Woche schicken wir Päckchen!"
Neben dem Wettbewerb gab es viel zu sehen. Unter anderem konnten die Teilnehmer eine 20minütige Live-Schaltung zur internationalen Raumstation ISS miterleben und den Astronauten ihre Fragen stellen. Ein Grund mehr, warum den drei Jungen und vier Mädchen die zehn Tage in Russland noch lange in Erinnerung bleiben werden. Auch persönlich haben die Schüler profitiert: "Ich bin durch das Projekt viel selbstbewusster geworden", resümiert Leonie und ihr Detlef Faber wirft ein: "Diese völlig unterschiedlichen Schüler sind in den vergangenen Monaten zu einer wirklich tollen Gruppe zusammengewachsen".
Gerne würde die Schule auch im nächsten Jahr wieder an den Weltraum-Meisterschaften teilnehmen. Doch die Teilnahme ist immer mit großem finanziellen Aufwand verbunden: "Eine weite Reise mit so vielen Schülern ist leider immer mit hohen Kosten verbunden. Einen großen Teil hat in diesem Jahr die Schule übernommen, denn wir wollen allen Schülerinnen und Schülern diese Reise ermöglichen", erklärt Faber die Lage, "im nächsten Jahr wird das allerdings schwierig, daher suchen wir noch Sponsoren für das neue Team".
Erfolgreich war die Arbeit des Teams von 2012 in jedem Fall. Denn nicht nur die Persönlichkeiten haben sich weiterentwickelt, auch internationale Freundschaften sind gewachsen, wie uns Leonie am Schluss verrät: "Wir haben immer noch sehr viel Kontakt zu den anderen Teilnehmern. In der nächsten Woche verschicken wir Päckchen, es ist ja bald Weihnachten!".
Weitere Informationen zur Freien Christlichen Gesamtschule gibt es unter www.fcgs-duesseldorf.de.
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