Youpod hat das Haus Spilles besucht und mit dem 21-jährigen Ehrenamtler Kevin Katzera gesprochen, um mehr über seine Arbeit und die Highlights des selbstverwalteten Jugendzentrums zu erfahren.
Was machst du neben deinem ehrenamtlichen Engagement?
Die Schule habe ich vor zwei Jahren abgeschlossen. Ich werde demnächst eine Ausbildung bei der Rheinbahn als Fachkraft im Fahrbetrieb machen. Ursprünglich wollte ich Sozialpädagogik studieren, aber das hat nicht so ganz geklappt.
Warum arbeitest du ehrenamtlich?
Ich bin hier durch Zufall reingerutscht: Ich habe Freunde kennengelernt, die hier schon ehrenamtlich gearbeitet haben. Das ist bereits vier Jahre her. Sie haben mir vorgeschlagen, mal vorbeizukommen, zum Café, das immer dienstagabends stattgefunden hat. Mir hat es hier gefallen. Dann habe ich mitgemacht, mich als Ehrenamtler gemeldet, so kam eins zum andern, bis ich jetzt sogar im Vorstand bin.
Was findest du an diesem Jugendzentrum besonders?
Das Haus ist ziemlich cool und steht sogar unter Denkmalschutz. Die Möglichkeiten hier sind viel umfassender als in anderen Jugendzentren in Düsseldorf. Das Besondere ist, dass wir selbstverwaltet sind. Das heißt, du kommst hier als Gast hin und kannst quasi ab dem ersten Besuch selbst mitbestimmen. Wir haben hier jede Woche einen Rat, einmal den Ehrenamtler- und einmal den Vorstandsrat. Da kann jeder hinkommen, sich selbst als Ehrenamtler melden, Ideen und Wünsche, die er als Gast hat, äußern und diese dann umsetzen. Es wird daran produktiv gearbeitet, überlegt, ob die Idee umsetzbar ist. Es gibt hier keine großen Vorgaben von der Stadt, sondern im Großen und Ganzen können wir hier das machen, worauf wir Lust haben.
Was macht dir am meisten Spaß?
Am meisten Spaß habe ich an den Konzerten, die wir hier veranstalten. Wir haben eine umfassende Lichttechnik, viel Platz, um die Bühne aufzubauen und auch eine teure Audioanlage. Das macht schon ziemlich Spaß. Leider sind wir keine Fachleute, aber es ist schon ziemlich cool – wir lernen alles peu à peu. Ansonsten gefallen mir auch noch die Remmidemmi-Partys, die wir hier starten.
Was sind deine Aufgaben, in welchen verschiedenen Bereichen arbeitest du?
Die Aufgaben hier sind sehr umfassend. Ich bin im Vorstand, der aus acht Leuten besteht. Meine Position zusammen mit Annie ist BKA, das heißt: Beauftragter der Koordination des Abendbereichs. Grundlegend versuchen wir die Kommunikation zwischen Vorstand und den Ehrenamtlern, die hier Cafés, Partys oder Konzerte durchführen, aufrecht zu erhalten und achten darauf, dass alle Wünsche auch berücksichtigt werden. Außerdem bin ich im Konzertteam. Dort reicht die Arbeit von im Eingangsbereich arbeiten und die Tickets verkaufen bis an der Theke arbeiten und die Leute bedienen. Ich muss aber auch manchmal die Bühne verkabeln, das Licht machen und so weiter. Generell, kann man sich die Aufgaben selbst aussuchen. Ich versuche bei allem ein bisschen reinzuhorchen und habe auch ein bisschen das Problem Nein zu sagen, wenn jemand gebraucht wird.
Was machst du am häufigsten?
Am häufigsten stehe ich an der Theke und bediene, denn das erfordert schon ein gewisses Know-how und ein bisschen Erfahrung, damit man da weniger Fehler macht.
Worauf achtest du bei deinen Aufgaben am meisten?
Das kommt auf die Aufgabe an. Wenn ich an der Theke stehe, ist es natürlich am wichtigsten, dass ich das Geld richtig einnehme. Zum Beispiel mussten wir letztens den Bierpreis von 1,50 Euro auf 1,70 Euro erhöhen und dann macht man schon ein paar Rechenfehler. Ansonsten ist wichtig, wenn zum Beispiel bei Konzerten oder Partys der Sound auf einmal ausfällt, dass man das sofort behebt. Manchmal haben wir Probleme mit den Nachbarn, weil wir hier ja schon in einer Siedlung mit mehreren Altbauten drum herum sind. Hier gibt es Leute, die seit 30 Jahren hier wohnen. Und denen wird es schon mal ein bisschen zu laut. Da müssen wir auch mal, wenn die rüberkommen, ruhig mit ihnen reden, am besten zu zweit. Aber das funktioniert schon.
Beschränkt dich dein Ehrenamt im Alltag?
Ja, das stimmt schon. Manchmal schränkt es einen ein. Mir fällt es schwer, Nein zu sagen, wenn es eine Aufgabe gibt und jemand gebraucht wird. Aber da ich zurzeit auf die Ausbildung warte, die erst im September anfängt, funktioniert das eigentlich ganz gut. Wenn ich die Ausbildung mache, wird es wahrscheinlich ein bisschen schwieriger. Aber dann arbeite ich nur werktags und die Konzerte, Partys und die meiste ehrenamtliche Arbeit finden sowieso am Wochenende statt. Ich glaube, ich werde dann noch Zeit haben und es wird mich nicht so sehr einschränken. Ich muss eben auf ein paar Aufgaben verzichten, aber das sind dann nur Kleinigkeiten.
Wie viele Ehrenamtliche arbeiten hier?
Es sind inzwischen schon ganz schön viele. Wir hatten vergangenes Jahr einen Engpass, da hatten wir im Konzertteam nur wenige Leute. Aber wir haben im letzten Jahr bestimmt um die 30 Ehrenamtliche dazubekommen. Insgesamt sind wir jetzt um die 50 Leute.
Gibt es neben den Partys und Konzerten noch andere Highlights im Haus Spilles?
Wir haben zweimal im Jahr etwas größere Konzerte. Die veranstalten wir auf dem Hof mit einer Sondergenehmigung. Es kommen ungefähr 300 Leute. Das ist das "Spilles OpenAir". Dafür bauen wir eine richtig große Bühne auf, das dauert drei Tage bis wir alles fertig haben, da nehmen wir uns echt Zeit. Es kommen drei bis vier Bands, die hier im Umkreis bekannt sind. Dazu verkaufen wir noch haufenweise gekühlte Getränke und es gibt auch andere Aktionen: beispielsweise bauen wir manchmal ein Planschbecken. Das ist das Highlight des Jahres. Ansonsten haben wir dieses Jahr das erste Mal ein Konzert im Winter, das "Newcomer-Fest" veranstaltet. Da spielten sechs Bands, die zwar alle nicht so viel Spielzeit hatten, aber so konnten wir mal die jungen Bands pushen. Und sonst gibt es eben noch die Partys und Konzerte. Da gibt es sehr viele verschiedene Genres, damit alle Interessengebiete abgedeckt werden: Es geht von Hip-Hop und Rap über House bis zu Rock und Metal.
Wie viele Jugendlichen kommen ins Haus Spilles?
Wir haben viele regelmäßige Gäste, Wiederholungstäter sag ich mal. Im Düsseldorfer Süden ist es schwierig, woanders hinzugehen. Und zur Remmidemmi-Party können schon Vierzehnjährige hinkommen und mal richtig die Sau raus lassen. Ich kann nicht genau sagen, wie viele Jugendliche insgesamt kommen. Aber ich weiß, dass wir im Moment steigende Besucherzahlen haben: Wir hatten im letzten Jahr insgesamt mehr als 14.000 Besucher. Ich schätze mal, bei Partys kommen 100, 200 Gäste, bei Konzerten sind es etwa 50 bis 100 Leute. Wir sind also schon ganz gut besucht.
Wie würdest du die Atmosphäre beschreiben?
Gelassen. Hier ist eine ziemlich relaxte Atmosphäre, man kommt nicht zu sehr in Stress, man kann bisschen vom Alltag abschalten, hört hier ein bisschen Musik ... Toll ist, dass wir selbstverwaltet sind und der Gast hier der König ist. Das erzählen auch viele Leute in anderen Betrieben, wie beispielsweise Barbesitzer, aber bei uns ist das wirklich so. Der Gast entscheidet mit, er muss sich nur trauen, in den Ehrenamtler-Rat zu kommen.
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