Bei der WM werden körperlich und mental Höchstleistungen von Toni Kroos (l.) und dem Rest des Nationalteams verlangt. Steindy (CC-BY-SA-3.0, 2.5, 2.0, 1.0) (Archivfoto)
Die WM-Vorrunde ist geschafft. Deutschland ist weiter. Die Fans jubeln. Doch die Nationalmannschaft geht mit einigen Schwachpunkten ins Achtelfinale. An der mentalen Stärke sollte das Team noch arbeiten. Und auch der gute körperliche Zustand muss trotz brasilianischer Hitze gehalten werden. Arbeit für den Trainerstab.
Vor allem an ihrer mentalen Stärke müssen die Spieler arbeiten. Das meint zumindest der Düsseldorfer Sportpsychologe Jürgen Walter. Das sei bereits beim WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden (4:4) zu sehen gewesen. "Die Spieler haben nur noch darüber nachgedacht, kein Tor mehr zu kassieren", sagt Walter. "Sie dachten nicht mehr an die nächste Situation oder den nächsten Pass."
Darüber konnte auch der fulminante WM-Auftakt mit dem 4:0-Sieg gegen Portugal nicht hinwegtäuschen. Als Ghana im zweiten Gruppenspiel dagegenhielt, wirkte das deutsche Team noch 20 Minuten nach der Pause mental nicht auf der Höhe. Mental sei die Truppe noch nicht auf Weltmeisterschaftsniveau, urteilt Walter. Um den Titel-Traum zu erreichen, müsse sie daran weiter arbeiten.
Hitze nicht optimal
Körperlich sieht es da besser aus. Der allgemeine Zustand der Mannschaft ist gut, einige Spieler wie die Torschützen Thomas Müller und Miroslav Klose stechen sogar klar hervor. So waren die Deutschen gegen Portugal klar das bessere Team. Probleme hat es aber doch, wenn es auf eine extrem körperbetonte Mannschaft wie Ghana trifft und die kompletten 90 Minuten beschäftigt ist.
Und wenn zu 90 Minuten Höchstleistung noch die brasilianische Hitze kommt, wird es schwierig. Das Klima vor Ort ist für den Körper nämlich nicht optimal. Billy Sperlich, Sportwissenschaftler an der Uni Würzburg, drückt es so aus: "Der Körper mag es kuschelig warm, aber nicht super heiß." Um den Körper abzukühlen, müsse der Mensch schwitzen. Um allerdings ausreichend zu schwitzen, sollte die Luftfeuchtigkeit geringer sein als in Brasilien.
Mittlerweile hätten sich die Spieler aber schon an das Klima gewöhnt. "Eine erste Anpassung erfolgt bereits nach fünf bis zehn Tagen", erklärt der Sportwissenschaftler. Und natürlich wird die Anpassung jeden Tag deutlich besser, den die Mannschaft vor Ort verbringt.
Doch Brasilien ist ein riesiges Land, die Spielstätten liegen weit auseinander und haben unterschiedliche klimatische Bedingungen. Damit sich die Spieler am nächsten Spielort zurechtfinden, empfiehlt Sperlich eine möglichst frühzeitige Anreise. Auch der Reisestress sei nicht zu unterschätzen.
Tipps für den Trainer
Die Vorbereitung auf das Achtelfinalspiel am Montag bedeutet auch eine Nachbereitung des letzten Spiels. Und auch da hat der Sportwissenschaftler Tipps: "Es dauert etwa 48 bis 72 Stunden, um die Wehwehchen auszukurieren. Die Spieler müssen den Kopf abschalten, und am besten wäre außerdem ein langer guter Schlaf. Eine geschickte Ernährung, bei der die Kohlenhydrate aufgefüllt werden, ist auch von Vorteil."
Selbst wenn Bundestrainer Löw und sein Trainerstab diese Tipps beherzigen, könnte sich psychischer Druck auf die Leistung auswirken. Ein Kapitän wie Philipp Lahm erlebt beispielsweise als Anführer der Mannschaft ständig Druck. Wenn es mal nicht rund läuft wie gegen Ghana, steht er schnell in der Kritik.
Druck abbauen
Aber auch jeder andere Spieler hat Druck in seinem Beruf, sagt Sportpsychologe Walter. "Es gibt positiven und negativen Druck. Wichtig ist, dass man sich als Spieler nicht selbst unter Druck setzt", sagt er. "Ein Spieler ist keine Maschine."
Wenn der Druck zu hoch wird, kann er allerdings leistungshemmend werden, sagt Sportwissenschaftler Sperlich. "Der Umgang mit dem Druck ist zwar von jeder Person selbst abhängig, leistungsfördernd ist er dennoch nicht."
Um dem Druck zu entgehen, ist es laut Walter gut, wenn man Situationen im Training simuliert. Situationen, mit denen manche Spieler nicht zurechtkommen, um dann daran zu arbeiten und im nächsten Spiel besser zu machen. "Die Spieler dürfen nicht daran denken, dass sie das nächste Tor schießen müssen. Sie müssen an die nächste Situation oder an den nächsten Pass denken und zusehen, dass das gut wird", erklärt Walter.
Fans als Motivation
Deutschland steht im Achtelfinale und weiß, dass sich die Fans zuhause den Titel wünschen. Das kann man als Druck sehen – aber auch als Motivation. Die Mannschaft hat eine Motivation, um das nächste Spiel anzugehen. "Die Fußballer müssen alles abrufen, da sie ihr Land repräsentieren", sagt Walter. Sie müssten sich im Training hervortun und zeigen, dass sie nächstes Spiel auf dem Platz stehen wollen.
"Die Spieler müssen Vertrauen in den Bundestrainer haben", findet der Sportpsychologe. Auch das hilft bei der Motivation. Und schließlich haben ja nicht nur die Fans, sondern auch die ganze Mannschaft ein gemeinsames großes Ziel: ein erfolgreiches Turnier und vielleicht sogar der WM-Titel.
WM 2014 in Brasilien - das große Special youpod über: Fußball und Fans, Land und Leute
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