Die neue Ausstellung im Heine-Institut über die Kultur zur Zeit des Kaiserreichs kann man nicht nur angucken. Damit es auch etwas zu hören gibt, haben Schüler des Comenius-Gymnasiums Hörstücke eingesprochen. Am Sonntag eröffnet "Wir ungereimten Rheinländer ...".
Einen Mittelpunkt der Ausstellung bildet ein sechseckiger multimedialer Tisch. Schubladen halten mehr Informationen zu literarischen Verbänden und sogar Rezepten eines Festessen von 1913 bereit. Auf dem Tisch ist ein drehbarer Tablet-Computer installiert, mit dem sich der Besucher durch den hörbarer Teil der Ausstellung klicken kann.
Elftklässler machten Podcasts
Dort gelang er auch zu den Podcasts, die die Elftklässler zweier Deutsch-Leistungskurse vorbereitet haben. Sie suchten im Archiv des Instituts nach Material, schrieben selbst zehn Hörstücke und sprachen sie auch ein. So können die Besucher beispielsweise in die Feldpostkarten eines Soldaten und Schriftstellerbruders reinhören. Der schrieb von Vögeln und Sonnenschein an der Front. Der Krieg wirkte wie Urlaub. Wenn die Postkarten enden, werden sie von Kondolenzschreiben abgelöst. Der Soldat war gestorben.
Die Arbeit mit solchen Quellen brachte den Ersten Weltkrieg nicht nur den Schülern näher. Auch die Besucher können so den sehr nationalen Zeitgeist erfahren, den auch viele Künstler von 1900 bis 1914 verinnerlichten. Es gab traditionelle und fortschrittliche Künstler, erklärt Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heine-Instituts. Die kamen mit der Kultur- und Kunstzeitschrift "Die Rheinlande" zusammen, die 1900 erstmals erschien und den Schwerpunkt der Ausstellung bildet.
Künstler mit nationalistischen Ideen
Mit der Zeitschrift zeigt das Institut die Vernetzung der Künstler und das literarische und kulturelle Leben im Rheinland im Kaiserreich. Aber auch die Idee des Rheinlandes spielt eine Rolle. Was ist das Rheinland? Wo beginnt es, wo endet es? Das sind Fragen, mit denen sich die Künstler vor 100 Jahren beschäftigten. Für viele war klar, dass der Rheinländer ein besonderer Mensch ist und dass aus der rheinländischen die deutsche Kunst werden sollte. Einige Künstler hatten also schon nationalistische Ideen, sagt Enno Stahl, neben Brenner-Wilczek der zweite Kurator der Ausstellung.
Trotzdem sei "Die Rheinlande" keine deutsch-nationale Zeitschrift. Mit ihr standen sich auch verschiedene Künstler-Meinungen gegenüber. Da kam es durchaus zu Streit, den das Institut auch dokumentiert. So findet sich beispielsweise der Spruch "Die Frauen können jetzt meinen Arsch besehen" in der Ausstellung. Und genau aus so einer Mischung von aggressiver Rückwärtsgewandtheit und lebensbejahender Zukunftsfreude entsprang der Erste Weltkrieg.
"Wir ungereimten Rheinländer …" – Die Rheinlande und das literarische Leben 1900 bis 1914: 14. September bis 30. November 2014, Di bis So 11 bis 17 Uhr, Sa 13 bis 17 Uhr, Eintrittspreise: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei, Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 2 Euro, Happy Hour: ab 16 Uhr kostenloser Eintritt
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