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"For us all to fit in" - Rezensionen zu "Bastard" (Westwind-Festivalreporter)

29.05.2015

Hier finden sich Rezensionen und Kommentare der Festivalreporter zum Westwind-Eröffnungsstück "Bastard" der duda paiva company. Hallo?
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. . . . . . . . . . . . . . . HALLO! Ist da jemand?
Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich hier gelandet bin.
Sehen Sie, ich gehöre hier nicht hin.
ICH nicht. Das muss ein Irrtum sein.
Klar hört man immer wieder von diesen verkrachten Existenzen, die meinen das Künstlerleben sei etwas für sie. Aber das sind andere. Nicht ICH!
Versteht mich hier überhaupt irgendjemand?
ICH bin erfolgreich und ja, ich kann von meiner Kunst auch leben. Schließlich stehe ich gerade vor Ihnen und das sollte doch wohl Beweis genug - Moment, ich lebe doch hoffentlich noch?
. . . . .
Haben Sie mich verstanden? ERFOLGREICH, e r f o l g r e i c h! ICH! Ich gehöre hier nicht hin.
Sie müssen mir helfen – ich will doch nur zurück zu meinem Leben.
Ich gehöre nicht in THIS –
ist das, wovor wir uns alle fürchten.
Fürchten müssen.
Denn noch gibt es sie nicht, diese bessere, diese perfekte Welt
"for us all to fit in".
Denn es gibt sie ja immer, die Verlierer, die ganz am Ende angekommen sind –
ob selbst verschuldet oder als Opfer des Systems.
Es gibt sie immer, die Verlierer.
Und zum Glück sind es immer die anderen. Glück gehabt! Das Stück lässt mich kurz an meinen eigenen, künstlerischen Zukunftsplänen zweifeln.
Zweifel, die ich sogleich wieder verwerfe, denn hier handelt es sich ja schließlich nur um eine Geschichte. Oder?
Trotzdem hätte auch ich persönlich nichts gegen diese bessere Welt, in der jeder seinen Platz hat und es kein böses Erwachen in dieser allgegenwärtigen Endstation gäbe. Doch bevor ich gleich noch mit dem Thema "bedingungsloses Grundkeinkommen" anfange, lieber noch ein paar Worte zum Stück, dem Eröffnungsstück des 31. westwind-Festivals, "bastard!" der Duda Paiva Company: Unglaublich in was für eine fantastisch-verdrehte Welt uns der Performer, Tänzer, Schau-, und Puppenspieler Duda Paiva da mitgenommen hat. Gekonnt ließ der Darsteller keine Sekunde lang auch nur den geringsten Zweifel daran aufkommen, dass die lebensgroßen Puppen, mit denen er auf der Bühne interagierte, nicht nur lebensgroß, sondern auch wirklich lebendige und fühlende Wesen waren. Eine perfekte Illusion, der man sich gerne hingab und dabei fast vergaß, dass all diese schaurig-schönen Charaktere, denen Duda Paiva während seines Aufenthaltes im THIS begegnete, nicht wirklich lebten – zumindestens nicht nachdem, was man im herkömmlichen Sinn unter “leben” versteht. Heute Abend bot sich uns im Jungen Schauspielhaus zu Düsseldorf jedenfalls ein atemberaubendes Spiel, das einem nahe ging – sei es durch grotestke Bilder von toten Embryos in Müllsäcken oder dem verzweifelten, und von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch, sich selbst zu entkommen. Eigentlich hatte ich mir ja, als gewissenhafter Festival-Reporter, während der Vorstellung einige Notizen machen wollen – wozu ich dann im Endeffekt nicht kam: Viel zu gebannt war ich von Duda Paivas Spiel und seiner unglaublichen Fähigkeit, eigentlich lebloser Materie Leben, Herz und Seele einzuhauchen und eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen. Ein sehenswerter und gelungener Auftakt zum 31. westwind-Festival, der auch von dem Publikum mit reichlich Applaus und Standing Ovations gewürdigt wurde. (Von: Finn Cam) Mehr Beiträge unter: blog.westwind-festival.de

von Westwind_Festival_Reporter

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