Doch besser online lernen als mit Büchern? Unsere Autorin hat es ausprobiert. Rainer Sturm/pixelio.de
Online lernen liegt voll im Trend. Das Angebot an Online-Kursen wird immer größer, aber wie gut ist es? Ich habe es bei einer Elite-Uni ausprobiert.
Mittlerweile ist das Internet im Schul- und Unialltag unersetzlich. Statt in der Bibliothek sucht man auf Google nach Quellen für das nächste Referat. Statt mit einem Kalender auf Papier den Ablauf der nächsten Woche zu planen, verlässt man sich heute auf den Kalender online.
Dass das Internet für alle eine größere Menge an Informationen zur Verfügung stellt, als es jede Bibliothek kann, steht außer Frage. Und dass dies eine große Bereicherung ist, auch. Aber wie ist es nun, wenn man das Internet nicht mehr nur als Lernhilfe, sondern als allumfassendes Lehr- und Lernmittel nutzt?
Neugierig auf MOOCs
Das große Angebot an "MOOCs" hat mich neugierig gemacht. Die sogenannten "Massive Open Online Cours(es)", die von unterschiedlichen Institutionen angeboten werden, sollen eine Vorlesung mit Übungsmodul und Prüfung ersetzen können.
Ein Kurs dauert in der Regel mehrere Wochen und als Teilnehmer kann man aussuchen, ob man später ein "Verified Certificate" bekommen möchte. Dieses kostet Geld, ist aber insofern nützlich, als dass es als Nachweis für die Teilnahme am Kurs an der Uni vorgelegt werden und eventuell sogar als Leistung für das Studium vor Ort angerechnet werden kann. Die andere Alternative ist, den Kurs kostenlos zu machen, dafür dann aber ohne Zertifikat.
Online flexibel lernen
Ich sehe in den Online-Kursen in erster Linie eine große Chance, sein Lernen zeitlich flexibel zu gestalten und sich ein weitumfassendes Wissen anzueignen, auch außerhalb des eigenen Studienfachs. Die Kurse werden unter anderem von den größten und teuersten Universitäten der Welt wie Harvard, MIT und Université Sarbonne kostenlos angeboten.
Einen Kurs einer Eliteuniversität zu belegen, reizte mich und deshalb meldete ich mich für einen Online-Kurs der Berkley University an. Das Thema des Kurses war "Academic and Business Writing". Der Kurs war auf fünf Wochen angelegt und jede Woche wurde ein anderes Thema behandelt. Vom literarischen Text bis zur Geschäftsmail besprachen wir (fast) jede Textsorte.
Kostenlos bei Berkley
Das Niveau war festgelegt auf "Einsteiger". Für mich als Abiturientin also genau richtig, dachte ich mir vor dem Kurs. Das einzige, was mich ein wenig ins Zweifeln brachte, war die Angabe zum Zeitaufwand: Auf der Informationsseite zum Kurs wurde von vier bis fünf Stunden wöchentlich gesprochen und ich war mir sicher, dass ich so viel Zeit nicht haben würde, um den Kurs zu machen. Trotzdem gab ich dem Ganzen eine Chance und meldete mich kostenlos an.
Schon in der ersten Woche merkte ich, dass der angegebene Zeitaufwand weit höher ist, als der tatsächlich notwendige. Liest man sich alle Hinweise und Materialien mehrmals durch und überarbeitet seinen eigenen Text sehr gründlich, so kann man auf einen zeitlichen Aufwand von vier bis fünf Stunden wöchentlich kommen. Wenn man die Aufgaben und Materialien jedoch in einem normalen Rahmen bearbeitet, so sind die wöchentlichen Aufgaben in ein bis eineinhalb Stunden gut zu erledigen.
Multiple-Choice-Test testet Wissen
Zu Beginn einer jeden Woche fand sich im Lernbereich eine kurze schriftliche Einleitung und ein etwa fünf-minütiger Videovortrag zum Thema. Dann folgten weitere, spezifischere Informationen und meist auch ein Beispiel, bevor anschließend das vermittelte Wissen in einem Multiple-Choice-Test abgefragt wurde. Dieser Teil vermittelte eher theoretisches Wissen, während es im zweiten Teil um die Praxis ging. Der Kursteilnehmer wurde aufgefordert, einen eigenen Text zu verfassen in gleicher Art wie der zuvor im theoretischen Teil präsentierte und diskutierte.
Da die große Menge an Teilnehmern ein persönliches Feedback zu jedem Text von Seite der Organisatoren unmöglich machte, übernahmen die anderen Teilnehmer diese Aufgabe: Nachdem jeder seinen eigenen Text verfasst hatte, musste er die Texte von etwa drei bis fünf Kurs-Kameraden lesen und diese beurteilen.
Feedback zu Textengeben und bekommen
So erhielt jeder Teilnehmer ein Feedback zu seinem eigenen Text und übte gleichzeitig, auch die Arbeiten anderer zu beurteilen und ein Feedback zu geben. Eigentlich keine schlechte Idee. Was mir beim Lesen der anderen Texte jedoch schnell klar wurde, war, dass das Niveau der Teilnehmer kaum vergleichbar war. Dementsprechend konträr fiel teilweise auch das Feedback aus, das man zum eigenen Text erhielt.
Wenig Neues, aber Teilnahme gelohnt
Am Ende des Kurses kam ich zu dem Fazit, dass ich durch den Kurs im Grunde wenig Neues gelernt hatte. Trotzdem lohnte sich die Teilnahme am Kurs für mich, weil ich doch das ein oder andere Neue gelernt und mein Englisch so ein wenig trainiert hatte.
Eine gute Übersicht über MOOCs gibt es hier: www.mooc-list.com www.coursera.org www.edx.org
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