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Schüler moderieren Star-Konzert in der Tonhalle – und ich bin dabei

15.09.2016

Rhapsody in School feiert sein zehnjähriges Jubiläum und lässt ein Konzert von Schülern moderieren. Die musikalische Bildungsinitiative holt internationale Spitzenmusiker in die Tonhalle. Einer der Moderatoren: Johann Lensing vom Humboldt-Gymnasium. Wie er dazu wurde, erzählt er selbst:

Es begann im Frühjahr, als plötzlich aus heiterem Himmel zwei Leute bei uns an der Tür klopften. Es war gerade Matheunterricht, also eine willkommene Ablenkung. Sie seien von der Tonhalle sagten die beiden Damen und würden Ende September ein Konzert veranstalten, das von Schülern moderiert werden soll. Wer Lust hat, kann sich den Flyer gerne mal ansehen; als Bewerbung reichte es, ein kurzes Video von sich zu schicken. Als ich mein Video verschickte, bekam ich prompt eine Antwort: „Lieber Johann, danke für dein Video. Du bist wie alle anderen fünf Bewerber genommen worden.“ Fünf Bewerber? Bei knapp 1000 Schülern? Na ja, kann ja nicht so wild sein. Dachte ich mir jedenfalls.

Wir lernen unser Projekt "Rhapsody in School" kennen

Zu unserem ersten Arbeitstreffen in der Tonhalle erwarteten uns Ariane Stern (Konzertdramaturgin) und Daniel Finkernagel (Moderator und Coach). Nach einer kurzen Kennenlernrunde wurden einzelne Übungen veranstaltet. Nach einer kurzen Besprechung wurde uns verkündet, worum es denn jetzt also genau gehen sollte: Rhapsody in School, ein Projekt, das vor zehn Jahren angefangen hat, international bekannte Klassikstars in Schulen zu schicken, um den Schülern auf Augenhöhe zu begegnen, wird zehn Jahre alt. Und um das gebührend zu ehren, haben drei internationale Klassikstars – Sharon Kam, Erik Schumann und Herbert Schuch – zugesagt, am 28. September in der Tonhalle ein Konzert zu spielen. Mitsamt großem Orchester und Jugendsinfonieorchester.

Wir werden Moderatoren

Und das Beste daran: Das Ganze wird von Schülern gestaltet und moderiert. Und die Wahl für den „Host“ (den Hauptmoderator) des Abends fällt auf: Mali Hoffmann, 16 Jahre jung und ebenfalls Schülerin des Humboldt-Gymnasiums. Die anderen werden voraussichtlich die anderen Klassikstars interviewen. Es vergehen nach dieser freudigen Verkündung nun einige Proben und Arbeitstreffen, bis wir zum ersten Praxistest schreiten.

Ein Previewkonzert im Humboldt-Gymnasium

Es ist Montagnachmittag, wir haben uns in der Aula des Humboldt-Gymnasiums versammelt, um die Generalprobe zu proben. Morgen ist das sogenannte Previewkonzert im Humboldt, bei dem Erik Schumann (ein Geiger) und Herbert Schuch (ein Pianist) für die Schülerschaft spielen werden. „Habt ihr meine Korrekturen per E-Mail bekommen?“, fragt Daniel Finkernagel. Er ist sehr darauf bedacht, uns ruhig zu halten. Die anderen sprechen noch ihre Vorbereitungen für die Fragen durch, die sie in der Tonhalle stellen werden: „Was war der Auslöser, ein Instrument anzufangen? Haben Sie es freiwillig angefangen? Moment, will ich das wirklich wissen?“

Wir überlegen uns Fragen für die Musikstars

Der Nachmittag streicht dahin und es wird an Strukturen und Fragen geschliffen. „Was mache ich, wenn er mir mit etwas antwortet, womit ich gar nicht gerechnet habe? Was, wenn er mir das Mikro aus der Hand reißen will?“ – „Bleib ruhig und gib ihm auf gar keinen Fall das Mikrofon“, sagt Daniel zu uns. „Manche werden dann mit Mikrofon in der Hand nämlich zu echten Labertaschen und das willst du ja vermeiden, wenn du die Kontrolle behalten willst.“ Wir gehen jetzt den Plan für Dienstagmorgen durch. Fritz Kreisler, Brahms, Beethoven und George Gershwin sollen gespielt werden. Und mir, der das Konzert morgen mit Mali moderieren wird, brennen noch so viele Fragen unter den Nägeln: „Von wo trete ich am besten auf? Presse ich meine Stimme zu sehr hervor? Sieht man, dass ich nervös bin?“ Nachdem alle Fragen geklärt sind, ist mein Unsicherheitsgefühl leider nicht abgeschwollen.

Aufregung vor der Preview

Der Dienstagmorgen ging damit los, dass ich meinen Anzug anziehen durfte. Das bedeutet, dass ich die ersten beiden Unterrichtsstunden zwischen ganz normal angezogenen Schülern in Hemd, Hose, Jackett und Krawatte verbracht habe. In der Pause viele merkwürdige Blicke. „Warum hast du nen Anzug an?“, ist die häufigste Frage. Gut, dass die Musiker gleich eintreffen. In der Aula dann emsige Vorbereitungen. Die Tür geht auf und drei normale Menschen treten herein. Einziges Unterscheidungsmerkmal: Einer hat einen Geigenkasten in der Hand. Wie ich kurz darauf erfahre, sind das Erik Schumann und Herbert Schuch mit seiner Frau. Daniel stellt uns alle einander vor. „Gut, dann stimmen sich die Musiker erst noch ein und wir gehen nochmal alles durch.“

Es wird ernst. Dabei sind doch alle so locker und optimistisch. Keine Star-Allüren, keine Extrawürste, gar nichts. Daniel hat uns soeben noch mitgeteilt, dass Herbert Schuch heute (am Dienstag) Geburtstag hat. Daher wird Erik Schumann ihn heute mit einem Ständchen auf der Geige überraschen. Ok, also eine Programmänderung. „Kommst du damit klar, Johann?“ Hmm? Ach ja, natürlich.

Die Musiker haben sich nun fertig eingestimmt. Und einige Programmänderungen vorgenommen. Die Stücke von Fritz Kreisler fliegen raus. Dafür kommt ein zweites Stück von Johannes Brahms dazu. Und als letztes ein türkisches Stück, das die beiden selbst ansagen wollen. Sehr viele Fragen würde ich den beiden jetzt gerne noch persönlich stellen, aber wir haben keine Zeit mehr. Es ist 10.35 Uhr; in zehn Minuten beginnt das Konzert.

Im Notfall einfach laut schreien und raus rennen

Hast du – lieber Leser – schon mal etwas vor deinen Mitschülern gemacht? Eine Rede gehalten, ein Lied gesungen oder eine Veranstaltung moderiert, bei der zwei der angesagtesten Klassikstars weltweit mit auftreten? Nein? Dann kannst du meine Panik um 10.43 Uhr bestimmt nicht nachvollziehen. Na ja, ich übertreibe, denn es ging eh alles viel schneller, als erwartet. Mit vier Minuten Verspätung haben wir dann angefangen. Ich stehe jetzt also da und alle reden noch. So, was hatten wir besprochen? Sobald das Licht angeht, fange ich an. Da, Scheinwerfer, und hier, 300 Schüler, die mich anglotzen.

„Also, ich weiß ja nicht, was ihr jetzt für einen Unterricht hättet, ich hätte Mathe, aber ich bevorzuge diesen Unterricht dem Matheunterricht. Denn, würden wir heute ein Popkonzert veranstalten, dann hätten wir heute Abend Kanye West und Justin Timberlake da. Nur veranstalten wir hier kein Popkonzert, sondern ein Klassikkonzert. Und daher bin ich stolz, hier am Humboldt-Gymnasium begrüßen zu dürfen: Erik Schumann und Herbert Schuch!“ Applaus.

Es lief erstaunlich gut

So habe ich meine Moderation begonnen. Es lief erstaunlich gut. Mali und ich übergaben unsere Parts erstaunlich reibungslos und die Schüler, die ja sonst eher nicht auf klassische Musik abfahren, haben alle zugehört. Gut, ja, es gab auch ein paar kleinere Pannen, aber die waren nicht so schlimm. Denn, als wir mit vier Minuten Verspätung aufhören, habe ich das Gefühl, dass die Veranstaltung ihren Zweck erfüllt hat.

Autogramm-Schlangen für die Stars

Rhapsody in School hat auch hier wieder mal gewirkt und den Schülern diese Klassikstars und die Musik näher gebracht. Wer weiß, vielleicht hat ja heute einer klassische Musik für sich neu entdeckt und möchte auf jeden Fall selber Profimusiker werden? Die Autogrammschlangen deuten jedenfalls darauf hin. Erik Schumann und Herbert Schuch sind auch ganz angetan von den Schülern. So ruhig haben sie selten Schüler erlebt, sagen sie.

Danach kamen natürlich noch Korrekturen von Daniel Finkernagel und Ariane Stern. Scheint aber alles nicht so schlimm gewesen zu sein. Denn die beiden zeigen sich optimistisch für das Konzert in der Tonhalle.

Im September sind wir in der Tonhalle

Und so freue ich mich jetzt wirklich, wenn wir am 28. September um 18 Uhr das zehnte Jubiläum von Rhapsody in School feiern können. Denn, was gibt es besseres, als einen Abend unter Freunden, bei denen gute Musiker auftreten?


Rhapsody in Concert – Zehn Jahre Rhapsody in School

28. September, 18 Uhr
Tonhalle Düsseldorf
Eintritt Schüler/Studenten: 5 Euro


Autor: Johann Lensing

von youpod

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