Die erste große Liebe ist für viele Jugendliche ein wichtiges Thema. Mit dem/ der Partner/in ist alles neu, aufregend und die Schmetterlinge im Bauch sollen niemals aufhören. Allerdings wird genau dieses Gefühl von einigen Menschen ausgenutzt, um Mädchen zu verführen und sie für ihre Zwecke zu missbrauchen. Schon seit vielen Jahren wird die "Loverboy"-Methode benutzt, von der immer noch nicht genug Menschen gehört haben. Es wird dringend Zeit das zu ändern.

Die Methode

Es beginnt alles, wie bei einer normalen Beziehung. Das Mädchen wird im Internet angeschrieben und man trifft sich zunächst an einem öffentlichen Ort, wie einem Café, zum Date. Der junge Mann bringt das Mädchen dazu, sich in ihn zu verlieben, indem er viele Geschenke macht und Komplimente verteilt. Alles scheint gut zu laufen, doch das ändert sich schnell. 

Bereits bei den nächsten Treffen wird das Mädchen zu Freunden von ihm gebracht und dort misshandelt und vergewaltigt. Das filmen sie und drohen die intimen Videos zu veröffentlichen, wenn das Missbrauchsopfer zur Polizei geht oder jemanden davon erzählt. Nicht nur aus Angst, sondern immer noch auch aus Liebe zum Partner, bleiben die Mädchen still. Danach werden häufig Geldprobleme und Schulden vorgetäuscht, sodass sie sich als Prostituierte verkaufen und mit anderen Männer schlafen soll.  

Die Mädchen beginnen, sich ein Doppelleben aufzubauen und immer mehr von Freunden und Familie zu isolieren. Offiziell treffen sie sich mit Freunden zum Lernen, gehen in die Stadt oder ins Kino, aber inoffiziell werden sie wie Ware von einem Mann zum nächsten belästigt. Der psychische Druck auf die Mädchen steigt enorm, da dieses geheime Doppelleben negative Auswirkungen auf Schule, Ausbildung und soziale Beziehungen hat. Schließlich verschwinden sie für einige Zeit spurlos, werden an andere Menschen verkauft und bekommen immer neue Handynummern, um nicht in Kontakt treten zu können mit ihren Familien. 

Wer ist gefährdet?

Das Gefährliche an dieser Methode ist, dass es scheinbar jedes Mädchen treffen kann. Vor allem deutsche Mädchen werden Opfer dieser Masche und das sogar in allen Altersklassen von 11 bis 20 Jahren. Auch wenn die Familienverhältnisse und Kontakte zu anderen Jugendlichen stabil sind, kann es einem passieren. Der Spruch "Liebe macht blind" trifft in diesem Fall leider zu. 

Wie erkenne ich einen Loverboy?

Seid Instagram, Facebook & Co. ist es extrem einfach neue Leute im Internet kennenzulernen. Ihr solltet allerdings achtsam sein, wenn ihr euch mit Jungs trefft, die weder ihr noch eure Freunde kennen. Leider gibt es keine genaue Checkliste, woran man einen solchen Menschen erkennt, da sie zu Beginn ganz normal wirken, damit ihr euch in sie verliebt. Sie lassen sich sogar auf ein Treffen mit euren Eltern zu Beginn ein. Falls ihr euch unsicher seid oder euch Sorgen um eine Freundin von euch macht, ist es wichtig, dass ihr miteinander redet und euer Zweifel äußert, oder zu einer Frauenberatungsstelle geht. 

Wie erkenne ich ein Loverboy-Opfer?

Es gibt einige Indizien und Symptome, bei denen man wachsam werden sollte. Gehäuftes Auftreten sollte als ein Warnsignal beachtet werden. Dazu gehören:

- Blaue Flecken an Armen und Rücken
- Mädchen verletzt sich selbst (Ritzen)
- Zunehmender Alkohol-/Drogenkonsum
- unsicheres Auftreten, keine eigene Identität mehr, aggressiv gegenüber der Familie
- Telefoniert häufig im Bad
- Mädchen hat neue Kontakte zu älteren Jungs und bricht alte Freundschaften ab

Treten mehrerer dieser Indizien zusammen auf, sollte man sich die Frage stellen, ob ein Loverboy im Spiel sein könnte. Natürlich ist es während der Pubertät normal, neue Freundschaften zu schließen und auch mal genervt von der Familie zu sein. Allerdings gelten die Symptome in der Kombination gemeinsam als ein Warnhinweis.

Der Weg aus der Zwangsprostitution

Es ist schwer, sich aus der Gewalt der Zuhälter zu befreien, aber nicht unmöglich. Dirk ist selbst betroffener Familienvater und hat dafür gekämpft, seine Tochter vom Loverboy zu befreien. Als seine Tochter verschwand, kam es zu einer zufälligen Begegnung in der Wohnung, da sie noch Klamotten aus ihrem Zimmer holen wollte und nicht mit ihm zu Hause gerechnet hatte. Er gab ihr einen persönlichen Brief mit und schaffte es, dass sie sich via SMS bei ihm meldete. Die emotionale Nähe zwischen Eltern und Tochter, die der Loverboy getrennt hatte, wurde neu aufgebaut und so konnte sich das Mädchen befreien. Die Familie erhielt dabei besonders viel Unterstützung von Frauenberatungsstellen und Dirk hat nun selbst eine Anlaufstelle gegründet: Die Elterninitiative. 

Wenn ihr mehr über Dirks emotionale Geschichte erfahren möchtet, klickt hier rein.

Präventionsarbeit

"Liebe ohne Zwang" ist das erste deutschlandweite Präventionsprogramm zum Schutz vor "Loverboys". Schulklassen, Jugendgruppen, Clubs und Vereine können an einem Workshop teilnehmen, um mehr über das Thema zu erfahren. Zudem kann man sich zu einem Multiplikator/in ausbilden lassen. Auch "Die Elterninitiative" leistet Aufklärungsarbeit und unterstützt Betroffene. Mehr Informationen erhaltet ihr unter: www.liebe-ohne-zwang.de oder www.die-elterninitiative.de

Wie viele Mädchen in NRW oder in Deutschland Opfer von dieser Masche wurden ist unbekannt. Jedoch passiert es weit häufiger, als man denkt und die Dunkelziffer ist sehr hoch. So kann man schätzungsweise davon ausgehen, dass es an jeder Schule ein betroffenes Mädchen gibt. 

Allerdings solltet ihr auch nicht in Panik verfallen und euch bei jedem Jungen fragen, ob er ein Loverboy ist. Vor allem wenn ihr euch in jemanden aus eurem Freundeskreis verliebt, den ihr schon lange kennt und der euch nicht von eurem gewohnten Umfeld trennt, müsst ihr euch keine Sorgen machen. Allerdings ist es wichtig, dass ihr nicht zu schnell "blind vor Liebe" werdet. Wenn ihr ein Opfer von Loverboys werdet ist es wichtig, dass ihr euch nicht für euch schämt, sondern zu einer Beratungsstelle geht. Ihr seid nicht alleine in dieser Situation und es gibt immer Hilfe für euch. Auch die Polizei ist mittlerweile über diese Methode aufgeklärt und hilft euch.