Düsseldorfer Jugendportal

Sprich über deine Stadt!

640 640 1000 1000 1000

Stützen der Gesellschaft - Ibsen's großes Gesellschaftsdrama im Central

13.12.2017

Am 09. Dezember feierte das Düsseldorfer Schauspielhaus mit "Stützen der Gesellschaft" die letzte Premiere im Central auf der großen Bühne in diesem Kalenderjahr. Gezeigt wurde ein großes Gesellschaftsdrama, das von dem Norweger Henrik Ibsen 1877 geschrieben wurde. Darin geht es um politische Seilschaften, persönliche Opfer und der Druck wirtschaftlicher Interessen. Mit dem Regisseur Tilmann Köhler kehrt ein alter Bekannter ans Haus zurück: in der vergangenen Spielzeit hat er "Das Versprechen", von Friedrich Dürrenmatt, inszeniert. 


Worum geht’s? 

Karsten Bernick ist der reichste und mächtigste Mann der Stadt. Zwar gibt es in seiner Vergangenheit einen dunklen Punkt, um den sich allerhand Gerüchte ranken, aber heute ist Bernick als Werftbesitzer der größte Arbeitgeber am Platz und gilt mit Frau und Sohn als Vorzeigefamilie. Er ist politisch aktiv, gesellschaftlich angesehen und sozial engagiert. Auf seinen guten Namen ist Bernick stolz und gerade jetzt besonders angewiesen. Denn während seine Frau literarische Salons zur moralischen Erbauung abhält, versucht er im Hinterzimmer seiner Villa, ein heikles Projekt ins Trockene zu bringen. Am Bau der neuen Eisenbahnlinie, die er erst verhindert hat, ist Bernick nun außerordentlich interessiert. Gerüchte über dubiose Landkäufe im Vorfeld dieses Deals muss er unbedingt von seiner Person weghalten, negative Presse kann er nicht gebrauchen. So werden Arbeiter, die sich gegen neue Arbeitsmethoden auf seiner Werft wehren, unter Druck gesetzt und zum Schweigen gebracht. Als Bernicks Jugendliebe und sein Schwager nach 15 Jahren aus Amerika zurückkommen, drohen sie, seine Vergangenheit und das Fundament seines Erfolgs zu enthüllen – und bringen Bernicks gesamte Existenz in Gefahr. Bernick wehrt sich und würde dafür über Leichen gehen.

(Quelle: D'haus)


Ein interessanter Stoff, den das Team um Regisseur Tilmann Köhler auf der großen Bühne des Centrals verarbeitet. Das Bühnenbild umfasst ein schwarzes Podest, was auf der Mitte der Bühne positioniert ist. Unter ihr ein Drehteller, der das Podest ins Rotieren bringt. Darauf haufenweise weiße Stühle. Auch die Farben der Kostüme sind größtenteils in schlichten Farben (weiß, blau, schwarz) gehalten. Lediglich das Kleid von Dina Dorf und die Kostüme von Bernick's Sohn Olaf, gespielt von Steffen Lehmitz, stechen farblich heraus. Was die Bühne noch so alles kann, zeigt sich erst am Ende des Stückes, als der Schauspieler Christian Erdmann an einem Seil hochgezogen wird und über der Bühne schwebt und auch das Podest an Drahtseilen hochgezogen und hochkant gekippt wird. Die Stühle fallen hinunter, Funken sprühen und ein pompöses wie geniales Theaterbild entsteht. Das Stück ist von langen Dialogen, dem monotonen Drehen des Podestes und aufwendigen Umräumarbeiten der Stühle vom Ensemble geprägt. Auflockernd wirkte da vor allem der kleine Olaf, der mal als Indianer, mal als Cowboy auftrat und am Ende den spannenden Schluss mit gezogener Waffe auf den Vater richtend behielt. Ein interessanter Theaterabend mit starken Bildern, viel Metaphorik und einem pompösen wie auch spannenden Ende. Auch der Anfang überzeugt, denn der Zuschauer ist dabei, wenn sich das Gebilde um den Protagonisten Bernick erhebt. Der langatmige Mittelteil mit wenig Action und langen Dialogen macht das Stück allerdings träge und monoton. Hier muss man sich wirklich drauf einlassen und konzentriert dabei bleiben, sonst kann das ein mühseliger und langweiliger Theaterabend werden. Nichtsdestotrotz eine schöne Inszenierung. Empfehlenswert allerdings nur für junge Erwachsene. 


Stützen der Gesellschaft - von Henrik Ibsen - aus dem Norwegischen von Heiner Gimmler
Regie: Tilmann Köhler, Bühne: Karoly Risz, Kostüm: Susanne Uhl, Musik: Jörg-Martin Wagner, Licht: Christian Schmidt, Dramaturgie: Felicitas Zürcher
Mit: Christian Erdmann, Judith Bohle, Florian Lange, Yohanna Schwertfeger, Alexej Lochmann, Lieke Hoppe, Andrei Viorel Tacu, Sebastian Tessenow, Stefan Gorski, Steffen Lehmitz
Dauer der Aufführung: 2 Stunden, keine Pause

von Marvin

Kommentar verfassen

Bitte fülle alle Felder aus die mit * markiert sind.