Düsseldorfer Jugendportal

Sprich über deine Stadt!

640 640 1000 1000 1000

Kunst im Keller: Mauern, Wände und Welten im Marie-Curie-Gymnasium

01.02.2018

Es ist Freitagabend, 18 Uhr. Trotz der späten Uhrzeit tummeln sich viele Menschen im Keller des Marie-Curie-Gymnasiums, der direkt unter den Kunsträumen liegt. Hier muss allerdings keiner nachsitzen oder Strafarbeiten schreiben: Zwischen den kahlen, betonierten Wänden findet die Ausstellungseröffnung des Projektkurses Kunst statt. Familie, Freunde und Lehrer sind gekommen, um sich die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler anzusehen. 

Die Anfänge vom Kunst-Projekt

Angefangen hat alles vor etwa einem Jahr als die jungen Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit ergriffen, anstelle einer Facharbeit ein Kunstprojekt zu erarbeiten. Vom Thema bis hin zur Umsetzung konnten sie alles komplett selbst wählen. Viele wussten noch gar nicht so genau, wohin der Weg sie führt, andere hatten bereits eine Idee und verwarfen diese im Laufe der Zeit wieder, und wieder andere folgten ihrem Plan bis zum Ende. 

Kunst im Keller – die finale Ausstellung

Schlussendlich kam eine sehr bunte Mischung aus verschiedenen Themen heraus, die in Installationen, Filmen, Fotos, Zeichnungen und vielem mehr verarbeitet wurden. Die einen wählten politische Themen wie Rassismus und Krieg, andere hingegen setzten sich kritisch mit unserer Gesellschaft auseinander und wiederum andere verarbeiteten persönliche Gedanken und Gefühle

Im Folgenden stellen wir euch vier der Arbeiten vor. Ein paar Eindrücke von diesen und auch den anderen Arbeiten findet ihr in der Fotogalerie.


"Fantasie einer Nahtoderfahrung" von Kiara Knevels

Eine der ersten Arbeiten wird in einem Gang mit einem Video an die Wand projiziert. Bilder von einer Frau, die scheinbar aus ihrem Körper hinaustritt, erhellen den Raum und Geräusche von Herzschlägen ertönen. Kiara erzählt, wie sie auf die Idee zu ihrem Werk kam: "Meine Arbeit wurde durch das Thema Nahtoderfahrungen inspiriert, welches wir in Religion durchgenommen haben. Dort haben wir uns mit Erfahrungsberichten auseinandergesetzt, und irgendwie hat mich das Ganze nicht mehr losgelassen." Also versuchte sie, das recht komplexe Thema auf ein Kunstwerk zu reduzieren. Ein besonderer Fokus liegt hier auf der Tonspur: Die Geräuschkulisse, bestehend aus Herztönen und Atemgeräuschen soll beim Betrachter ein beklemmendes Gefühl auslösen.


"Umwege" – ein Spiel mit Ebenen von Pauline Simon


In einem Raum, der mittels eines Vorhangs in zwei Bereiche unterteilt wird, befindet sich die Arbeit von Pauline. Die Installation sieht aus wie der abstrakte Nachbau eines Wohnzimmers. An der Wand hängt eine Tapete, deren Muster den Kopf eines bärtigen Mannes zeigt. Darüber hängt ein Foto von ihm und einige Aufnahmen aus einer Wohnung. Davor stehen einige Gegenstände, die auch in den Fotos abgebildet sind, allerdings nicht die originalen Stücke. 

"Eigentlich wollte ich mehrere Menschen in ihren Wohnungen fotografieren und versuchen, einen Bezug zwischen den beiden Elementen erstellen", erzählt Pauline. Allerdings war sie am Ende mit ihren Bildern nicht sonderlich zufrieden und um neue zu machen reichte die Zeit nicht mehr. Also entschloss sie sich, etwas Neues auszuprobieren. Sie erarbeitete einen Stempel vom Kopf des Mannes, der den Namen Swen trägt. Davon erstellte sie ein Muster auf einer Tapete, welches sie für ihr weiteres Konzept inspiriert. 

"Ich wollte gerne ein wenig mit verschiedenen Ebenen spielen", sagt Pauline dazu "Die erste Ebene ist die Wand – dadurch, dass auf der Tapete die Köpfe vom Mann abgebildet sind, wird ein Bezug zu ihm und seiner Wohnung aufgebaut. Wir wissen, dass die Fotos an der Wand nicht nur zufällig ausgewählt wurden, sondern es sich um eine reale, bewohnte Wohnung handelt. Diese ist zwar nicht sichtbar, existiert aber, ist somit die zweite Ebene. Die dritte Ebene wird durch die Möbel vor der Wand dargestellt, die aufgrund ihrer abstrakten Darstellung eine Abgrenzung zur eigentlichen Wohnung schaffen. Die Installation ist nur ein Abbild der Realität und nicht die Realität selbst."


"Die Mauer in unseren Köpfen" von Linus Knaust


Nebenan in einem etwas größerem Raum sind einige Arbeiten mehr zu sehen. Eine von ihnen ist ein Kasten mit zwei Gucklöchern, durch den ein schwaches Licht fällt. Bei einem Blick hinein fallen vor allem die Gesichter verschiedener bekannter Persönlichkeiten auf sowie auch einige Zitate von ihnen. Im zweiten Moment fällt auf, das die beiden Gucklöcher den Blick in zwei verschiedene Räume eröffnen, der eine hell und freundlich, der andere dunkel und grau. Der Gedanke an Gut und Böse wird hervorgerufen – doch was macht dann Angela Merkel auf der dunklen und ein Zitat von Donald Trump auf der hellen Seite? 

Linus hat die Antworten auf diese Frage: "Die Personen und Zitate sind wahllos angeordnet, der Betrachter kann sich somit selbst überlegen wen er nun als Gut oder Böse empfindet." Er wollte in seinem Werk auf darauf eingehen, dass es so viel Krieg in der Welt gibt, so viel Rassismus, und wir Menschen oftmals sehr schnell stigmatisieren. Dennoch müssen wir uns am Ende immer wieder vor Augen führen, dass wir alle Menschen sind und im Grunde genommen alle sehr ähnlich. Es gilt, die Mauer in unseren Köpfen zu überwinden, um dem Rassismus entgegen zu stehen und eine offene Gesellschaft zu fördern. 


"Nelly" von Anika Halbach


In einem Raum auf der anderen Seite des Kellers steht Anika bei ihrer Arbeit. Mit einem Beamer werden Bilder an die Wand geworfen, comicartige Illustrationen gemalt mit Aquarell und Bleistift, teils auch mit Wachsmalern. Die Bilder sind allerdings nicht das Werk selber, sondern ein Buch das auf einem kleinen Sockel liegt. "Ich wollte gerne eine Geschichte illustrieren" erzählt Anika, "Da wir ja ein ganzes Jahr Zeit hatten, schien mir das in dem Rahmen eine angemessene Größe für eine Aufgabe." Also begann sie, nach passenden Geschichten zu suchen. Sie merkte aber schnell, dass sie lieber selber eine schreiben wollte. Sie erfand Nelly, ein junges Mädchen das in einer Welt aufwächst die teilweise auch die unsere widerspiegelt, aber eher in eine dystopische Zukunft weist. Anika hat die Erzählperspektive von Nellys Bruder gewählt, wodurch die Sicht auf sie leicht verzerrt ist, aber der Leser dennoch etwas über ihre Gefühle zur Welt erfährt. Diese wird durch ein starkes Schwarz-Weiß-Denken charakterisiert, was einen starken Kontrast zu Nellys kindlicher, offener Art darstellt. 

von Sofie

Passende Artikel

youNews

Schule + Bildung

Kunst im Keller: Ein Kunstprojekt der besonderen Art

Kommentar verfassen

Bitte fülle alle Felder aus die mit * markiert sind.