Nathan (to go) - Der Lessing-Klassiker in der mobilen Inszenierungsform überzeugt
05.02.2018
Die erste Premiere am Düsseldorfer Schauspielhaus im neuen Kalenderjahr war am 13. Januar der Lessing-Klassiker Nathan der Weise in der to-go-Variante. Nathan (to go) ist eine mobile Inszenierung, die an verschiedenen Orten in Düsseldorf und Umgebung aufgeführt wird. Der Start war in der Bunkerkirche der Gemeinde der koptischen Christen in Düsseldorf-Heerdt. Inszeniert hat wieder Robert Lehniger, der bereits in der letzten Spielzeit die erste mobile Inszenierung, Faust (to go), auf die Bühne brachte. Und wieder überzeugt das Konzept "to go" und sein Theaterstück.
Worum geht’s?
Wir befinden uns in Jerusalem im 12. Jahrhundert, zur Zeit des Dritten Kreuzzuges. Der jüdische Kaufmann Nathan ist von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt. Daheim warten seine Tochter Recha und die Christin Daja, die als Rechas Ziehmutter den Haushalt führt. Nathan erfährt, dass sein Haus gebrannt hat und dass Recha dem Tod nur knapp entkommen ist, weil ein christlicher Tempelritter sie aus den Flammen rettete. Recha schwärmt fortan für ihren Retter, der als Tempelherr hätte fast selbst sein Leben verloren. Als Kriegsgefangener ist er vom Sultan Saladin begnadigt worden, weil er Saladins verschollenem Bruder Assad so ähnlich sieht. Ist das nur Zufall? Und welches Geheimnis verbirgt Nathan vor seiner Tochter Recha? Die Situation spitzt sich weiter zu und wendet sich erst im letzten Moment noch zum Guten.
Lessings Nathan der Weise wurde vor allem durch die Ringparabel im dritten Aufzug bekannt. Diese gilt als zentraler Baustein der Toleranzidee. Ein Gleichnis auf die Frage des Sultan Saladin, welche der drei monotheistischen Religionen (Christentum, Islam, Judentum) denn die wahre sei.
Nathan (to go) ist ein kluges Spiel zwischen Theater und Video. Regisseur Robert Lehniger erschafft so schnelle Szenenwechsel mit starken Bildern und vielen Perspektivwechseln. Dem Textverlauf und der Handlung lässt sich so ideal folgen. Eine sehr schöne Inszenierung, die mit einer starken Message, dem Toleranzgedanken, großartig beipflichtet. Unbedingt zu empfehlen. Nicht abschrecken lassen von dem Vorurteil der vermeintlich schwer zu verstehenden Sprache des Textes von Lessing. Hier kommt man gut mit. Die erste Vorstellung im Central auf der kleinen Bühne gibt es am 01. April um 18 Uhr zu bestaunen. Vorher an verschiedenen Orten in Düsseldorf und Umgebung zu entdecken.
Nathan (to go) - von Gotthold Ephraim Lessing
Regie und Video: Robert Lehninger, Bühne und Kostüm: Irene Ip, Musik: Daniel Murena, Licht: Edgar Auelll, Dramaturgie: Beret Evensen
Mit: Konstantin Lindhorst, Florenze Schüssler, Jan Maak, Cennet Rüya Voß, Claudia Hübbecker, Jonas Friedrich Leonhardi, Yascha Finn Nolting/Sven Gey, Markus Danzeisen, Andreas Grothgar (im Video)
Dauer: 2 1/4 Stunden
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