Die größte Gemeinheit der Welt - Ein Theaterabend über Helden
27.04.2018
Die letzte Premiere in dieser Spielzeit im Jungen Schauspiel stand am 22. April auf dem Programm. Gezeigt wurde die Uraufführung von "Die größte Gemeinheit der Welt" von Dirk Laucke. Dirk Laucke, preisgekrönter Dramatiker, schrieb für das Junge Schauspiel sein erstes Theaterstück für Kinder. Umgesetzt wurde es vom Regisseur und künstlerischen Leiter der Bürgerbühne des Düsseldorfer Schauspielhauses Christof Seeger-Zurmühlen, der einst selbst als künstlerische Leiter hier arbeitete und als Ensemble-Mitglied hier auf der Bühne gestanden hatte. Herausgekommen ist ein Theaterabend mit einem fantastischen Ensemble, Superheld*innen und einer Reihe grandioser Soundeffects.
Worum geht’s?
Die neunjährige Tilla hat es mal wieder erwischt: das Prinzip der größten Gemeinheit der Welt verfolgt sie nun schon seit zwei Jahren. Angefangen hat alles mit dem Tod ihres großen Bruders bei einem Autounfall. Seitdem jagt eine Gemeinheit die nächste und nichts ist mehr wie vorher. Ihr Vater hat sich in seiner Traurigkeit in ein healthy-lifestyle mit Yoga und Vegan-Food geflüchtet. Die Mutter ist nur am arbeiten und nie zuhause. Die kleine Schwester Mimi kann sich kaum an den verlorenen Bruder erinnern und darüber gesprochen wird zuhause sowieso nicht. Das macht die kleine Tilla wütend und als zuhause wieder mal die Eltern streiten und ihre kleine Schwester unfairerweise die ganze Zeit Eis schlecken darf, sagt Tilla ihrer kleinen Schwester Mimi, David sei in Totenhausen. Das einzige worauf sich Tilla im Moment freut , ist die Comic-Convention am Wochenende nach dem letzten Schultag. Sie liebt Comic-Helden und ist von dieser Welt ganz fasziniert. Doch dann schlägt mal wieder die Gemeinheit zu und Tilla bricht sich das Bein. Anstatt mit ihren Freunden zur Convention zu fahren, soll sie zuhause bleiben, sich schonen und auf ihre kleine Schwester aufpassen. Doch ihre beiden Freunde sind kreativ und kommen sie mit einem Einkaufswagen zuhause abholen. Die drei bestechen die kleine Mimi mit Eis, damit sie mitkommt und parken sie in einer Eisdiele und wollen sie später wieder abholen kommen. Doch natürlich hat das Prinzip der Gemeinheit wieder zugeschlagen und die Kleine ist weg, sie sucht den Weg nach Totenhausen.
Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen schafft mit seinem grandiosen Team um sich wieder eine solide Theaterproduktion. Die bunten Kostüme, das gut durchdachte Bühnenbild und die großartigen Sounds und Musiksequenzen schaffen eine tolle Ausgangsbasis für eine gelungene Kindertheaterproduktion. Das Ensemble besticht darüber hinaus über eine tolle Performance und gelungene Choreografien. Die schnellen Rollenwechsel und knallbunten Kostüme runden das ganze super ab. Eine gelungene Inszenierung also, die bei den Kindern strahlende Augen hervorruft. Auch für das ältere Publikum interessant. Dieses nämlich entdeckt leicht versteckte künstlerische Elemente des Regisseurs und findet daran Gefallen. Zwei Kritikpunkte bleiben allerdings: die Figur eines Helden und deren begründete Begeisterung eines Kindes werden nicht herausgearbeitet. Warum ist es gerade dieser Held, der Tilla beispielsweise begeistert? Welche Elemente faszinieren sie? Es ist ein Überfluss an Comic-Helden, der nicht in Beziehung gesetzt wird. Darüber hinaus entspricht das Auftreten und die sprachliche Ausdrucksweise von Tilla und ihren Freunden nicht ihrem Alter. Das sorgt für Verwirrung und lässt die Figuren erheblich älter wirken. Ansonsten ein schöner Theaterabend, der nicht nur für Kinder zu empfehlen ist. Ein gelungener Saisonabschluss im Jungen Schauspiel!
Die größte Gemeinheit der Welt - von Dirk Laucke - für alle ab 8
Regie: Christof Seeger-Zurmühlen, Bühne und Kostüm: Kirsten Dephoff, Musik: Bojan Vuletic, Sounddesign: Marco Schretter, Dramaturgie: Judith Weißenborn
Mit: Alessa Kordeck, Maelle Giovanetti, Bernhard Schmidt-Hackenberg, Jonathan Gyles, Maria Perlick
Dauer der Aufführung: 1 3/4 Stunden, eine Pause
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