Kultur
Sagt der Walfisch zum Thunfisch – Ein Stück Freundschaft im Jungen Schauspiel
26.11.2018
Sagt der Walfisch zum Thunfisch,
was soll ich tun, Fisch?
Sagt der Thunfisch zum Walfisch,
du hast die Wahl, Fisch.
Die Kraft eines Witzes kann einem Tür und Tor öffnen. Eine Devise, die es an diesem Theaterabend zu bestaunen und belachen gibt. Sagt der Walfisch zum Thunfisch, angelehnt an eben diesen Witz, heißt das neueste Theaterstück im Jungen Schauspiel an der Münsterstraße 446, das am 25. November Uraufführung gefeiert hat. Den Text lieferte der mehrfach ausgezeichnete Autor Carsten Brandau, der regelmäßig Theaterstücke für Kinder schreibt. Die Inszenierung richtet sich an Kinder ab 3 Jahren. Gefeiert wurde sie aber von Groß und Klein.
Am Anfang gab es weder "Du" noch "Ich", sondern nur Bumm, der Klang des Herzens. Als "Du" und "Ich" merken, dass ihre beiden Herzen bummen und gleich klingen, entdecken sie einander. Als die beiden gerade dabei sind herauszufinden, wer sie eigentlich sind und was sie einander bedeuten, beginnt es plötzlich fürchterlich zu regnen. Das Wasser steigt immer weiter und "Du" und "Ich" sind dem Regen hilflos ausgesetzt. Auf der Suche nach Schutz finden sie eine Arche. Doch wie sollen sie hineingelangen? Die Arche gehört Noe, und er ist bekannt dafür, dass er nicht alle reinlässt. "Du" und "Ich" müssen sich etwas einfallen lassen, denn ertrinken wollen sie nun wirklich nicht. Vielleicht hilft da ja ein Witz...
Zu Beginn des Stückes werden die Zuschauer von Noe (Jonathan Gyles) eingeladen, mit ihm auf eine Reise zu gehen. Die Zuschauer bilden gemeinsam eine Gruppe, eine Einheit, ein "Wir". Das Publikum muss seine Schuhe ausziehen, geht gemeinsam in den Saal und darf mitten im Geschehen auf der Bühne Platz nehmen. Über dem Publikumsbereich ist eine Reihe gespannter weißer Regenschirme aufgebahrt, die an einer fahrbaren Metallebene befestigt sind. Der Regen als Sintflut bricht sinnbildlich über dem "Du" (Marie Jensen) und dem "Ich" (Paul Jumin Hoffmann) herein, die in ihrem Spielbereich nicht von Regenschirmen geschützt sind. Die Bühne und Kostüme sind liebevoll gestaltet und auch die Darsteller_innen machen ihre Sache wunderbar und äußerst sympathisch. Gleich zu Beginn sorgen sie für strahlende Gesichter und Lacher von Groß und Klein, wenn sie anfangen sich als "Du" und "Ich" wahrzunehmen. Wer ist hier eigentlich "Ich" und wer ist "Du" und wie kannst du "Ich" sein, wenn ich schon "Ich" bin? Ein lustiges Unterfangen!
Die Geschichte von Noah und seiner Arche aus der Bibel wird an diesem Theaterabend neu erzählt, aus einer anderen Perspektive. Denn wir sehen die Geschichte aus Sicht derer, die Schutz vor der Sintflut suchen und den Weg zur Arche verzweifelt nicht finden und so einander begegnen und irgendwo auch sich selbst finden. Jonathan Gyles macht seine Sache als Noe, DJ und Arche-Herr gut und ergänzt die Geschichte des "Du" und "Ich" in seiner Flexibilität perfekt. Und als die beiden dann gemeinsam die Arche finden, verwehrt Noe den beiden den Einlass. "Du" überzeugt Noe durch den bekannten Walfisch-Thunfisch-Witz, doch "Ich" will Noe weiterhin nicht hereinlassen. Und dann entsteht aus dem "Du" und dem "Ich" ein "Wir", denn das "Ich" alleine lassen kommt für das "Du" gar nicht in Frage.
Ein herzerwärmender Theaterabend über Ausgrenzung und Dazugehörigkeit, über Freundschaft und über die Wahrnehmung von Gleichheit und Unterschiedlichkeit. Tobender und langanhaltender Applaus von Groß und Klein für das Team und die Schauspieler_innen. Zurecht!
Kommentar verfassen