Über die Magie der Selbstfindung – Interview mit Schauspieler Eric Haarhaus
19.12.2024
Das Live-Hörspiel "America" feiert am Samstag, 21. Dezember, Premiere in der Theaterfabrik Düsseldorf. Der Schauspieler Eric Haarhaus (22) übernimmt darin die Hauptrolle. Im Gespräch mit youpod-Reporterin Ari gewährt er Einblicke in die Identitätsreise des Protagonisten, erzählt von seinem eigenen Werdegang als Schauspieler und gibt Tipps für alle jungen Schauspielinteressierten.
Ari: Du spielst die Hauptrolle in "America". Inwieweit geht es in dem Stück tatsächlich um Amerika? Was bedeutet "America" für den Protagonisten?
Eric: Tatsächlich geht es nur am Rande um den Kontinent Amerika, obwohl der Protagonist sich dort kurzzeitig aufhält. Der Kern des Stücks ist eine Reise zur Selbstfindung. Vielmehr dreht sich die Geschichte um Selbstfindung und die Suche nach der eigenen "Magie" – was man vielleicht auch als Entdeckung der eigenen Sexualität verstehen kann. Der Protagonist sucht nach einem Zuhause, nach einem Ort, an dem er wirklich ankommen kann.
Ohne zu viel zu verraten: Kannst du uns etwas über die Identitätsreise deines Charakters erzählen?
Es beginnt schon in seiner Schulzeit, als er zwölf Jahre alt ist, und wir begleiten ihn auf seiner Reise, die über die Schulzeit und seinen ersten Job hinausgeht – bis er Mittdreißiger ist. Ein großer Teil der Geschichte dreht sich um den Einfluss der anderen auf ihn, um das, was seine Freund*innen zu ihm sagen. Wir begleiten ihn bis zu dem Moment, in dem er endlich erwachsen geworden ist.
Gibt es etwas, das du persönlich aus dieser Reise oder aus dem gesamten Stück für dich mitnehmen kannst?
Was ich besonders bemerkenswert finde, ist, dass der Protagonist nie wirklich aufhört zu kämpfen. Auch in Momenten, in denen man denkt, er könnte aufgeben, kämpft er weiter. Das ist eine der wertvollsten Lektionen aus dem Stück: Es geht immer weiter.
Wie findest du Zugang zu den Rollen, die du spielst?
Das ist eine gute Frage. Manchmal gibt es Rollen, mit denen man auf den ersten Blick nichts zu tun hat, bei denen man sich komplett eine neue Identität aneignen muss. In anderen Fällen wird man für eine Rolle besetzt, bei der man sich selbst ein Stück weit wiedererkennt. Dann findet man schnell Gemeinsamkeiten. Ich versuche, die Dinge miteinander zu verknüpfen. Wenn der Figur etwas passiert, frage ich mich, wie ich mich fühlen würde, wenn es mir genauso ginge. So entsteht eine Verbindung zur Rolle.
Würdest du sagen, dass dir das bei "America" besonders leicht gefallen ist, vielleicht auch, weil die Figur noch jung ist?
Ja, das auf jeden Fall. Besonders weil die Figur viel aus ihrer Kindheit erzählt. Da erinnert man sich an das eigene "damalige Ich" und an ähnliche Erlebnisse. Es hilft, sich an Gespräche und Erfahrungen aus der eigenen Jugend zurückzuerinnern. Auch wenn die Figur später älter wird, bleibt es trotzdem eine fließende Weiterentwicklung.
Lass uns ein bisschen mehr über dich als Person sprechen. Wie sah dein Werdegang als Schauspieler aus? Wo und wie hast du angefangen?
Angefangen habe ich in der Schule, in der sechsten Klasse, im Kunst-Theaterkurs – keine AG, sondern ein echtes Unterrichtsfach. In der achten Klasse habe ich dann Komparserie ausprobiert und habe sofort Blut geleckt. Später machte mein Bruder eine Ausbildung zum Film- und Medientechniker, und seine Abschlussklasse brauchte Schauspieler*innen für ihre Filme. So bin ich reingerutscht, habe einiges ausprobiert und festgestellt, dass mir das wirklich Spaß macht. Ich wollte ursprünglich nur in die Filmrichtung, bin dann aber auf eine Schauspielschule gegangen und habe dort alles Wichtige gelernt. Seit Oktober letzten Jahres bin ich im Ensemble des Jungen Theater Leverkusen und habe dort meine ersten Theatererfahrungen gemacht, obwohl ich davor eher wenig mit Theater zu tun hatte – außer in der Schule, aber das war nicht wirklich "Theater" im klassischen Sinne.
In Leverkusen haben wir Shakespeare gespielt, und dann bekam ich eine Anfrage vom Landestheater Rheinland-Pfalz in Neuwied. Dort bin ich momentan auch in einer Produktion und spiele jetzt eben in "America". Obwohl ich ursprünglich Film machen wollte, komme ich momentan viel im Theater unter, habe aber auch Filmprojekte gemacht. Vor Kurzem hatten wir die Premiere eines Spielfilms in Hof. Ich wechsle also zwischen Film und Theater hin und her und schaue, wie sich alles entwickelt.
Du hast erzählt, dass du in der Schule angefangen hast. Hast du ein paar Tipps für junge Menschen, die ebenfalls Schauspieler werden möchten?
Das klingt jetzt vielleicht banal, aber: Fangt so früh wie möglich an! Wie in jedem Beruf denkt man später oft: "Hätte ich nur früher angefangen." Es ist wirklich so. Macht einfach Dinge. Selbst wenn es nur kleine Kompars*innenrollen sind. Das hilft enorm dabei, Erfahrung zu sammeln und zu lernen, wie es ist, vor der Kamera oder auf der Bühne zu stehen. So verliert man auch die Aufregung. Es gibt verschiedene Plattformen, auf denen man sich für Komparserie anmelden kann.
Eine andere Möglichkeit ist, Monologe zu üben, sich mit anderen zusammenzutun und dann an Schauspielschulen vorzuspielen. Natürlich lernt man dort viel, aber der Einstieg über praktische Erfahrung ist auch sehr wertvoll. Wichtig ist, nicht nur darüber nachzudenken, sondern einfach zu machen – was immer euch Spaß macht.
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