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"ULTRA": Wenn Tanz so intensiv ist wie ein Stadionbesuch

10.03.2025

Über die Ultra-Szene von Fortuna Düsseldorf zu sprechen ohne Leidenschaft und bedingungslosen Zusammenhalt zu erwähnen? Unmöglich. Doch "ULTRA", das Tanzstück von der Kölner Choreografin Reut Shemesh, geht noch tiefer: Es zeigt, was passiert, wenn Jugendliche in eine Welt voller Energie, Wut und ungebremster Emotionen eintauchen – und stellt dabei große Fragen: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Was bedeutet Männlichkeit?

In "ULTRA" wird Bewegung zum Ausdruck von Identität. Zehn junge Tänzer*innen werfen sich mit voller Kraft in eine Dynamik aus Gruppenzusammenhalt und Selbstbehauptung. Es geht um Nähe, um Konfrontation, um das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein – und die Angst, darin unterzugehen. Zwischen kraftvollen, rauen Bewegungen, lauten Rufen und intensiven Körperkontakten verschwimmen die Grenzen zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit. Mal entsteht ein wildes, fast kämpferisches Durcheinander, dann wieder ein Moment der Stille, in dem man spürt: Hinter all der Wut steckt oft auch Verletzlichkeit.

Reut Shemesh, die sich in der deutschen Tanzszene längst einen Namen gemacht hat, untersucht in diesem Stück, was Männlichkeit für junge Menschen heute bedeutet. Hier geht es nicht um stereotype Hooligans, sondern um die Faszination für ein Männerbild, das gleichzeitig Stärke und Schutz verspricht. Doch wo verläuft die Grenze zwischen Zugehörigkeit und Anpassung? Wie viel Individualität kann man sich leisten, wenn man Teil einer Gruppe sein will?

Vergangenes Wochenende kehrte die Produktion für zwei letzte Vorstellungen ans tanzhaus nrw nach Düsseldorf zurück – nachdem es bereits 2024 dort gefeiert wurde. Das Stück war so gefragt, dass es für diese letzten Vorstellungen noch einmal auf die Bühne kam. Nach der Aufführung gab es einen Demokratie-Workshop unter dem Titel "Von mir und den anderen – das Individuum und die Gruppe" mit Miriam Bachmann von Demokratie leben! Düsseldorf. Dabei konnte das junge Publikum selbst aktiv werden. Wie fühlt es sich an, für sich selbst einzustehen? Woher nimmt man den Mut, gegen Gruppenzwang anzukämpfen? Es wurde miteinander diskutiert, eigene Erfahrungen geteilt, um herauszufinden, wie man sich in einer lauten Welt seine eigene Stimme bewahrt.

Das Besondere: "ULTRA" bringt Profis und junge Menschen zusammen. Das niederländische Kollektiv fABULEUS, das die Produktion mit Shemesh realisiert hat, gibt Jugendlichen eine Bühne – nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Wachsen. Die Energie dieser Zusammenarbeit ist auf der Bühne spürbar.

Kurz gesagt: "ULTRA" trifft mitten ins Herz. Es ist roh, direkt, ehrlich. Es zeigt, wie eng Wut und Zärtlichkeit, Freiheit und Gruppenzwang beieinanderliegen. Und es stellt die Frage: Wer bin ich, wenn niemand zusieht?

von Marvin

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