Düsseldorfer Jugendportal

Sprich über deine Stadt!

415 640 1000 1000 1000

Vom Tanz zur Transformation – Interview mit Performer Aleksandrs Baldiskins

14.04.2025

Ein Rave an Ostern in der Kirche? Was nach einer abgefahrenen Idee klingen mag, wird in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag in der Christuskirche in Düsseldorf Wirklichkeit. In der multidisziplinären Auferstehungsfeier "EXULT!" verschmelzen Gottesdienst, Performance und Rave miteinander. Aleksandrs Baldiskins (25) spricht im Interview mit youpod über die Performance "Ewig Limbus, Baby!", ein zentraler Teil der Auferstehungsfeier, und gewährt Einblicke in sein Leben als Tänzer. 

Ari: Du bist nun schon länger als Tänzer aktiv. Wie bist du zum Tanzen gekommen? Wo hast du deine Leidenschaft entdeckt?

Aleksandrs: Die Leidenschaft fürs Tanzen war schon immer da. Von klein auf habe ich mich bewegt, angefangen bei Kinderkursen bis zum Hobby-Tanzen und danach Eiskunstlauf. Da begann auch die Idee, dass ich damit professionell etwas machen könnte. Nach dem Eiskunstlaufen folgte die Vorausbildung des Tanzes und dann kam der Punkt, an dem ich gesagt habe, der Fokus liegt jetzt auf dem Tanz, und so entwickelte sich das mit jedem Jahr weiter. 

Was bedeutet dir das Tanzen als Ausdrucksform? Was kannst du damit künstlerisch transportieren?

Alles. Aber um jetzt ein Beispiel zu nennen: Ich glaube, wir Menschen können mit Bewegung und Tanz all unsere Emotionen zum Ausdruck bringen. Man sagt ja oft: "Tanz ist das, was ein Wort nicht sagen kann." Finde ich auch absolut richtig. Ich denke allerdings, da ist noch viel mehr, was vielleicht tatsächlich in einem Wort oder Satz enthalten ist, aber erst durch die Bewegung können Bilder eröffnet werden, die so auf den ersten Blick gar nicht zu sehen sind.

Das zeigt sich dann sicher auch in "Ewig Limbus, Baby!".
Kannst du uns ein paar Einblicke in EXULT! als Ganzes und euren Performance-Part geben?

Ich finde es selbst erstmal total spannend, alles tagtäglich miterleben zu können. "Ewig Limbus, Baby!" ist eine Mischung aus Schauspiel und Tanz. Dazu kommt noch, dass wir vor der Performance hier in der Christuskirche einen Gottesdienst haben werden. Der führt dann in die Performance über und das Ganze resultiert in einem Rave. Es ist also sehr in unserer Zeit gehalten und insgesamt ein spannendes Zusammenwirken der künstlerischen Bereiche, angefangen von Musik über Theater und Tanz bis hin zu der Idee der Osterzeit, der Auferstehung Christi und wie wir das heutzutage sehen und vielleicht auch nachvollziehen können. 

Wie seid ihr an die Performance herangegangen? Wie sieht euer Prozess aus?

In den vergangenen Tagen haben wir mit dem Choreografen Daniel Smith an der tänzerischen Choreografie gearbeitet. Zu Beginn war es hauptsächlich ein Kennenlernen, denn wir sind zwei professionelle Tänzer und zwei professionelle Schauspielerinnen und mussten erstmal eine gemeinsame Sprache finden in unserer Bewegung. So hat Daniel angefangen, nach Bewegungen zu schauen, nach bestimmten Geschehnissen mit der Musik und dem Kontext. Da bauen wir gerade noch weiter, und in der letzten Woche schauen wir uns die schauspielerische Arbeit an. Dann fügt sich alles zu einem großen Bild zusammen. 

Das wird bestimmt ein sehr interessantes Erlebnis für die Menschen, die letztendlich an dem Abend kommen. 

Jetzt wo du das sagst. Alles passiert in einem Raum und die Zuschauerinnen und Zuschauer sind direkt dabei. Oftmals haben wir das im Theater so, dass das Publikum außerhalb sitzt und alles von außen betrachtet. Hier sind die Menschen direkt involviert. Das ist sehr spannend. 

Würdest du sagen, das macht auch für dein eigenes Empfinden und deine Performance etwas aus? 

Absolut. Es ist sehr lebendig, sehr echt und ein direkter Austausch. Man hat keine Distanz zwischen den Menschen, sondern ist direkt miteinander verbunden. 

Als Tänzer hast du schon einige Stationen durchlaufen und bist jetzt freischaffender Darsteller. Wie können wir uns deinen Arbeitsalltag vorstellen? 

Manchmal habe ich Projekte, bei denen ich mitwirke. Außerdem unterrichte ich noch Tanz und kreiere meine eigene Soloarbeit. Ich glaube, freischaffende Künstlerinnen und Künstler haben super verschiedene Zugänge zu ihrer Alltagsarbeit. Aber hauptsächlich basiert sie bei mir auf freischaffenden Projekten, wie "Ewig Limbus, Baby!" zum Beispiel, dem Unterrichten, eigenem Kreieren und der Suche nach Inspiration für die Arbeit. Dabei kommt alles zusammen. Ob es jetzt die Musik ist, die man morgens hört, oder der Film, den man schaut im privaten Bereich. Der Alltag für mich als Darsteller ist ein Allround-Paket.  

Rückblickend auf deine bisherige Laufbahn: Gab es für dich größere Herausforderungen, auf die du gestoßen bist? 

Ich glaube, wenn man in der Kunst tätig ist, ist die Ausdrucksform, in der man arbeitet, sehr nah mit dem eigenen Leben verbunden. Da sage ich auch ganz ehrlich: Wenn es mir gut geht, ist meine Arbeit gut. Wenn es mir nicht gut geht, ist meine Arbeit vielleicht trotzdem gut, aber hat andere Einflüsse, andere Formen, die sie annimmt. Dazu kommen dann noch die ganz normalen alltäglichen Sorgen und Freuden. Es gibt wunderbare Zeiten, aber genauso auch sehr tiefe Zeiten, wo ich mich, wie wir alle, dann mal frage: Wo stehe ich denn eigentlich? Spricht das noch zu mir? Spricht das nicht zu mir? Da Leichtigkeit zu finden ist spannend, aber erfordert auch Kraft. 

Du hast gerade angesprochen, es gibt auch wunderbare Zeiten. Hast du in Bezug auf das Tanzen einige Momente aus der Vergangenheit, an die du dich gerne zurückerinnerst, oder etwas, auf das du dich mit Blick auf die Zukunft freust? 

Ich greife dann mal die Zukunft oder zumindest das Heute auf, auch wenn es in der Vergangenheit sicherlich schöne Momente gab, an die ich mich erinnere. Jetzt gerade freue ich mich, dass ich auch meine persönliche Arbeit entwickeln und nach ihr schauen kann, das heißt, dass ich meine tänzerischen Ideen in den Raum bringe und mir mein Arbeitsumfeld und mein Alltag diese Möglichkeit erlauben. Davor war es oftmals allein die Arbeit für jemand anderen. Jetzt gebe ich auch Acht darauf, dass meine Ideen in die Entwicklung kommen. Ein großer Erfolgsmoment, zum Beispiel ein bedeutender Auftritt, ist oft nur dieser eine Augenblick, der schnell weg ist. Danach geht’s weiter. Ich entdecke gerade für mich, dass kleine Momente zusammengefügt einen großen, wunderbaren ergeben können. Und das gefällt mir. 

Hast du ein paar Tipps für jüngere Menschen, die an Tanz und Performance interessiert sind und vielleicht auch in eine professionellere Richtung gehen möchten?

Ich glaube, es ist wirklich wichtig, ein Gefühl zu haben. Einfach ein Gefühl. Und wenn man dieses Gefühl hat, etwas ausprobieren zu wollen, sofort machen. Wir sind in dieser Zeit, in der wir so viel abgelenkt werden, dass wir den Bezug zu uns manchmal vergessen. Wenn man dann sieht, das könnte tatsächlich in eine vertiefte oder professionelle Richtung gehen, gibt es alles Mögliche: Institutionen, kleine Vereine, Tanz- und Theaterschulen oder Studios. Am Ende des Tages, egal was wir tun, ist mir super wichtig für uns alle, dass wir einen Ausdruck haben. Egal, wie dieser konkret aussieht, er ist notwendig. In diesen lauten, auch guten, aber dann doch turbulenten Tagen darf sich unser ehrlicher Ausdruck nicht verlieren. 

Deine abschließenden Worte zu "EXULT!" und konkret "Ewig Limbus, Baby!"?

Ich bin super gespannt, wie sich die Performance noch weiter entwickeln wird. Mit jedem Tag formt sich mehr und mehr ein großes Bild, und ein solches Projekt hat man nicht oft. Man kann es finden, aber dass man so eine besondere Location hat, ein besonderes Team und die verschiedenen Herangehensweisen aus der künstlerischen Perspektive, ist in dieser Form nicht immer gegeben. Alle interessierten Menschen sind herzlich willkommen, sich das anzuschauen und zu erleben. 

von Ari

Kommentar verfassen

Bitte fülle alle Felder aus die mit * markiert sind.