Sie haben alles akribisch geplant,
durchgerechnet und vorbereitet – dennoch werden den Schülern der Jahrgangsstufe
12 des Max-Planck-Gymnasiums in Düsseldorf Stockum von allen Seiten Hindernisse
in den Weg gestellt. Sie fühlen sich entmündigt und von den Verantwortlichen im
Stich gelassen.
Schülerstreiche haben Tradition;
wer hat nicht schon über Lehrer Lämpel (Wilhelm Busch – Max und Moritz) gelacht
oder sich mit dem Oberprimaner Pfeiffer identifiziert? (Film: Die
Feuerzangenbowle, 1944, nach einem Roman v. Heinrich Spoerl). Während die
Elterngeneration der heutigen Abiturienten noch mit einfachen Streichen den
Schulalltag erheiterte, hat sich die “Streichkultur” in den letzten zwei Jahrzehnten wesentlich verändert.
Nicht zuletzt durch den erhöhten Leistungsdruck, der auf den Schülern lastet
und die verkürzte Schulzeit, konzentrieren sich die Jux-Aktivitäten der Schüler
auf das Ende ihrer Schullaufbahn. Regelmäßig konkurrieren die Schulen
miteinander, indem sie versuchen, die “legendärste” Mottowoche zu veranstalten.
Von den vielen gelungenen
Mottowochen mit Contesten, Spielen und Lehrerduellen bleiben den Abiturienten,
Schülern und Lehrern schöne Erinnerungen und ein paar Posts in den sozialen
Netzwerken. In die Medien schaffen es jedoch vor allem diejenigen, die aus dem
Ruder laufen. Eingetretene Türen, demolierte Autos und unerfreulicher Höhepunkt
der Eskalation: ein zusammengeschlagener Hausmeister.
Die Abiturienten des
Max-Planck-Gymnasiums in Düsseldorf Stockum wollen sich damit nicht
zufriedengeben. Sie beabsichtigen, eine Mottowoche zu veranstalten, bei der
alle auf ihre Kosten, aber niemand zu Schaden kommt.
Ein Lauf gegen Blockaden auf der Suche nach Antworten
Die Aktionen auf dem Schulgelände
werden genau geplant. Die zahlreichen Einwände und Regularien der Schulleitung
wie Musikverbote und Dekorationseinschränkungen finden Berücksichtigung. Von
Unterrichtsunterbrechungen wird Abstand genommen und sämtliche Programmpunkte
werden akribisch abgesprochen.
Auch für das geplante Biwak nach
dem Unterricht, auf der öffentlichen Parkplatzfläche vor dem Gebäude, will man
Ärger vorbeugen und kontaktiert das Ordnungsamt. Einen Pavillon,
Biertisch-Garnituren und Musik in angemessener Lautstärke sowie begrenzter
Dauer will man sich genehmigen lassen. Doch trotz mehrmaligen Nachhakens per
E-Mail und Telefon bleibt es bei einer unbefriedigenden Antwort: “Hierfür kann
keine Genehmigung erteilt werden.” Konkrete Begründungen bleibt das Amt
schuldig.
Schließlich wird der
Nachbarschaftspolizist eingeladen, der aber nur weitere Verbote und Warnungen
ausspricht: Versammlungen nach der Schule würden bei entsprechenden Meldungen
aus der Nachbarschaft umgehend aufgelöst. Die Verantwortung liege bei den
Personen, die sich ursprünglich um eine legale Lösung bemüht haben.
Konkrete Fragen der Gymnasiasten:
Gibt es eine Dezibelgrenze für die Lärmbelästigung? Wer zählt alles zur
Nachbarschaft der Schule? Kann man in den benachbarten Nordpark ausweichen? All
diese Nachfragen werden seitens der Polizei aber nur unzureichend beantwortet: “Gibt es nicht, es reicht aus, wenn sich einer belästigt fühlt”, “Alle” und “Das geht nich”“ lassen nicht nur an der Sachkenntnis der Polizei zweifeln,
sondern verstärken den Unmut der jungen Erwachsenen.
Von der Reifeprüfung zur Unmündigkeit
Man unterstellt den Gymnasiasten
den eigentlichen Sinn dieser letzten Schulwoche, die anderen Schüler und Lehrer
am eigenen Abschied teilhaben zu lassen, aus den Augen verloren zu haben. Kurz
vor ihrer “Reifeprüfung” wird ihnen völlige Unreife attestiert.
Die Schüler sind mit dieser
Entwicklung höchst unzufrieden. Frust und Konfliktpotential machen sich breit.
Es drängt sich die Frage auf “Wieso nimmt man uns den Spaß? Misst uns am
Verhalten von vorangegangenen Jahrgängen?” “Warum gesteht man uns nicht einen
konkreten Rahmen zu?”
Verantwortlichkeiten und
Zuständigkeiten werden hin- und hergeschoben, eine direkte Aussprache mit den
Schülern wird vermieden, Drohungen werden in den Raum gestellt, Zusagen
tunlichst vermieden… Versuchen so Bezirksvertretung, Polizei und Schulleitung
alles in ihrer Macht stehende für eine friedliche Mottowoche? Ist das nicht
vielmehr ein klassisches Beispiel für “Vogel-Strauss-Politik”? Geht dieses Jahr
der Kelch an uns vorüber?
Sie wollen ernst genommen werden
Auch wenn für diesen Abschluss
Jahrgang schon alles zu spät ist, würden sich die Abiturienten vom
Max-Planck-Gymnasium wünschen, dass sich Bezirksvertretung, Polizei und
Schulleitungen für die Zukunft überlegen, ob man den Schülern nicht doch eine
kleine Parkplatzfläche vor dem Schulgebäude oder eine begrenzte Fläche im
Nordpark für den Zeitraum der Mottowoche zugestehen kann?
Schüler, die sich ernst genommen
fühlen, denen Verantwortung übertragen wird, stecken viel Energie in die
Planung einer solchen Veranstaltung, die im besten Fall zu einer Bereicherung
des Schul- und Stadtteillebens werden kann.
Das Problem betrifft nicht nur
Düsseldorf-Stockum, sondern das gesamte Bundesland Nordrhein-Westfalen. Es
handelt sich nicht um einen Einzelfall.
Geschrieben von Benedikt Braun und Lukas Mielczarek