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Neonazis werben online

25.07.2011

Die Zahl von rechtsextremistischen Beiträgen im Web 2.0 ist gestiegen. Das besagt ein aktueller Bericht von jugendschutz.net. Neonazis werben online gezielt um Jugendliche. Ihre Botschaften sind nicht immer leicht zu erkennen.
Was steckt hinter dem Video zum Kindesmissbrauch? Was will der Blogeintrag zur Arbeitslosigkeit tatsächlich erreichen? Solche sozialen und emotionalen Themen könnten Neonazis für ihre rassistische Propaganda nutzen, weiß Stefan Glaser, Leiter des Bereichs Rechtsextremismus des Portals jugendschutz.net.
Jugendszenen in Gefahr
Vor allem das Thema Kindesmissbrauch instrumentalisieren die Rechtsextremen. Sie veranstalten Demonstrationen – und bedienen sich auch des Web 2.0. "Das rechtsextreme Video 'Wir hassen Kinderschänder' erreichte bei YouTube bislang knapp 900.000 Klicks", erzählt Glaser. "Das zeigt, dass die Strategie aufgeht." Auch Jugendszenen sind in Gefahr, benutzt zu werden. Neonazis versuchten laut Glaser Jugendkulturen wie den Hip-Hop zu unterwandern.
Mehr rechtsextreme Beiträge
Wenn sich Rechtsextremismus mit anderen Themen und Szenen mischt, ist es meist schwierig, das menschenverachtende Gedankengut herauszulesen. Profile von Neonazis bei Facebook sind deswegen oft nicht direkt als solche zu erkennen. Das ist gefährlich, zumal Rechtsextreme ihre Präsenz im Internet verstärkt haben. Etwa 6000 einschlägige Beiträge hat jugendschutz.net 2010 im Web 2.0 dokumentiert, besagt ein aktueller Bericht des Portals. Das sind drei Mal so viele wie im Vorjahr.
Neonazis werben um Jugendliche
"Neonazis werben in sozialen Netzwerken, auf Videoportalen und Blogs gezielt um Jugendliche", erklärt Glaser. Vor allem "Autonome Nationalisten" köderten mit modernen und professionellen Angeboten, auf denen sie Action, Kommunikation und Multimedia bieten. Diese Entwicklung erschreckt Thomas Krüger. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung fordert mehr soziale Verantwortung der Netzgemeinde. "Wir brauchen User, die unsere grundlegenden Werte verteidigen und Neonazis konsequent in die Schranken weisen", sagt Krüger.
Aktiv werden
Dafür müssen sich User aber wachsam durch das Internet bewegen. Wer sich – beispielsweise im Internet – über typische Symbole aus der rechten Szene informiert, ist schon mal gut vorbereitet, sollte allerdings auch unverdächtige Webseiten genau anschauen. Jugendschutz.net hat eine Broschüre herausgegeben, in der Tipps zum Erkennen von rechtsextremen Strategien im Web 2.0 stehen.
Und was ist, wenn man tatsächlich auf neonazistische Netzinhalte stößt? Auf keinen Fall weggucken, rät Rechtsextremismus-Experte Glaser. "Jugendliche können uns die Inhalte melden", sagt Glaser. "Und sie können den Betreiber der Plattformen direkt informieren."

von jt

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