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Mobbing und der beste Freund

Beleidigen, quälen und dumme Sprüche – Mobbing kann nicht nur das Opfer krank machen, sondern ist auch eine harte Probe für die Freundschaft. Der beste Freund will helfen, hat aber Angst, auch Opfer zu werden. Eine Zwickmühle.

Es fing ganz harmlos an. Im Matheunterricht an einem Düsseldorfer Gymnasium. Daniela (17) musste an die Tafel und etwas vorrechnen. "Das mag sie nicht und hat sich natürlich direkt verrechnet", sagt Jessica (16). Ein Mitschüler hat einen dummen Spruch gerissen und die ganze Klasse lachte. "Und ich mit", gibt Jessica zu. "Über meine beste Freundin."

Die dummen Sprüche hörten nicht mehr auf. Vor jeder Mathestunde kam ein neuer dazu. Das Tuscheln und breite Grinsen dehnte sich auf die anderen Fächer und die Pausen auf. Und schließlich wurde Daniela nur noch mit ihrem neuen ironischen Spitznamen "Matheass" gerufen. Wenn es nicht bei ein Mal Ärgern bleibt und eine Person über längere Zeit schikaniert wird, spricht man von Mobbing, weiß Ina Brecheis, Pädagogin bei "klicksafe", der EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz aus Ludwigshafen.

Und das Mobbing endet nicht mit Schulschluss. Durch Internet und Smartphones erreichen die Beleidigungen das Opfer rund um die Uhr und überall. "Das hat fatale Folgen für die Psyche", erklärt Brecheis. "Es gibt keinen geschützten Raum mehr."

Mobbing rund um die Uhr

Mobbing und Cybermobbing gehören eng zusammen, eine Grenze lässt sich nur schwer ziehen. Die Gefahr beim Cybermobbing: "Das Mobbing zieht ganz schnell große Kreise", sagt Rosemarie Hannemann, Diplom-Sozialarbeiterin bei der Jugendberatung Zittau. "Man muss nur mal eben 'gefällt mir' klicken und schon ist es weiter verbreitet." Die Hemmschwelle sei online viel niedriger, weil man sein Gegenüber nicht sieht. Aber es gibt auch einen Vorteil: "Cybermobbing ist öffentlich und greifbar", sagt Hannemann. Es könne nicht geleugnet oder vertuscht werden. Auch Jessica hat erst online mitbekommen, wie ernst die Situation ist.

"In der Schule waren die Sprüche schon nervig", erinnert sie sich, "aber die krassen Beleidigungen fingen bei Facebook an." Als sie das las, sprach Jessica ihre Freundin darauf an. Daniela hatte ihr vorher nichts gesagt, ging dem Ärger lieber aus dem Weg und zog sich zurück. Doch auch das Zurückziehen war bereits ein Alarmzeichen. "Davon gibt es viele", sagt Hannemann von der Jugendberatung. "Jemand ist immer krank, bleibt der Schule fern, das Klima in der Klasse verschlechtert sich oder das Verhalten ändert sich: Man wird aggressiver oder man zieht sich eben zurück."

Freunde brauchen Hilfe

Und wenn sich der beste Freund so stark verändert, benötigt er dringend Hilfe. "Ein offenes Ohr ist das Wichtigste", erklärt Brecheis von klicksafe. "Dann kann das Mobbingopfer den ganzen Frust rauslassen und mit jemandem auf Augenhöhe reden." Die besten Freunde seien meist die ersten Gesprächspartner. Erst danach wenden sie sich an Eltern, Lehrer oder Schulpsychologen. "Mit Erwachsenen zu reden, ist für viele Jugendliche eine Gefahr. Sie haben Angst, dass sie dann selbst keine Kontrolle mehr über das Problem haben", hat die Pädagogin beobachtet. "Sie könnten Erwachsene allerdings bitten, gemeinsam mit ihnen eine Lösung zu finden und nicht über ihren Kopf hinweg."

Wer für den gemobbten Freund da ist und mit ihm darüber spricht, macht schon mal alles richtig. Und Brecheis hat noch einen Tipp: "Zum Mobbing gehören nicht nur Täter und Opfer. Es gibt viele Personen, die drumherum stehen, nichts machen und damit beim Mobbing helfen." Es sei eine gute Möglichkeit, wenn der beste Freund und der Gemobbte diese schweigende Mehrheit ansprechen und sie dazu ermutigt, Zivilcourage zu zeigen. In Zittau hat das vor Kurzem gut geklappt. "Mehrere Freundinnen hatten sich zusammengetan und gingen zur Schulsozialarbeiterin. Sie hat das Problem gelöst", erinnert sich Sozialarbeiterin Hannemann. "Sich Verbündete zu suchen, ist der ideale Weg."

Täter ansprechen

Jessica und Daniela wählten einen ähnlichen Weg. Erwachsene wollten sie nicht ansprechen. Das Vertrauen fehlte. Aber Jessica sprach Mitschüler an, mit denen sie sich gut versteht. "Ich habe sie gefragt, ob sie das Mobbing mitbekommen haben und erklärte, wie schlecht es Daniela damit geht", sagt sie. "Die meisten wurden erst jetzt wachgerüttelt und verstanden, dass da eine Grenze überschritten wurde."

Bei den nächsten dummen Sprüchen gaben sich die Mitschüler genervt, rollten die Augen, gingen gelangweilt weg und zeigten Desinteresse. "Ein bisschen hat es gedauert, aber irgendwann war es den Mobbern zu doof weiterzumachen", sagt Jessica. "Der 'Fall Daniela' war out." Die Täter direkt anzusprechen, haben sich die Freundinnen nicht getraut. "Manche machen das", weiß Hannemann von der Jugendberatung. Dazu sei aber viel Mut und Selbstbewusstsein nötig.

Pädagogin Brecheis warnt aber auch: "Für viele Jugendliche kann das gefährlich sein. Sie haben Angst, selbst gemobbt zu werden." Das dürfe aber nicht dazu führen, dass man dem gemobbten Freund den Rücken zukehrt, um sich selbst zu schützen. Wer Stellung bezieht, ein offenes Ohr hat und hilft, Verbündete zu suchen, macht die Freundschaft sogar noch intensiver. Jessica und Daniela tat es gut, die schwere Zeit gemeinsam durchzustehen.

"Seitdem erzählen wir uns sogar noch viel mehr, sprechen über mehr Probleme, Ängste und Geheimnisse. Das tut gut", sagt Jessica. Ihre Freundschaft ist noch enger geworden.

von jt

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