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Die Arbeit in der Plastischen Chirurgie

13.06.2018

Youpod: Erzähl uns mal: Wie sieht dein Alltag auf der Arbeit in einer plastischen Chirurgie aus und was sind deine Aufgaben?

Ann-Kathrin: Also ich bin Gesundheits- und Krankenpflegerin und arbeite auf einer interdisziplinären chirurgischen Station, unter anderem mit dem Schwerpunkt plastische Chirurgie. Die Patienten, die operiert werden sollen kommen dann bei uns zur Aufnahme. Sie werden dann von uns pflegerisch aufgenommen, mit den Daten, die man wissen sollte. Dann bereiten wir die Patienten auf die OP vor und sobald dann der Anruf aus dem OP-Saal kommt, übergeben wir die Patienten dem OP-Personal und den Ärzten. Dann holen wir die Patienten Post-Operativ wieder ab, aus dem Aufwachraum. Danach fängt die postperative Versorgung an, also je nach dem was anfällt. Was bei der OP gemacht worden ist, wird dokumentiert. Wir kümmern uns darum, dass die Patienten keine Schmerzen haben, dass alles reibungslos abläuft und, dass bei Komplikationen sofort ein Arzt informiert wird.

Wie aufwendig sind die Operationen?

Ganz, ganz unterschiedlich. Wir haben die klassische Nasenoperation, bei uns heißt das Rhinoseptumplastik, da ist es auch je nach Aufwand anders. Dann haben wir natürlich auch einen Brustaufbau, wenn die Patienten Brustimplantate bekommen, postoperativ brauchen diese Patienten auf jeden Fall viel Unterstützung, weil sie einige Bewegungen nicht durchführen können. Also es kommt immer ganz darauf an, was gemacht wird. 

Was sind die häufigsten Gründe, weshalb sich Menschen operieren lassen?

Also wir haben bei uns den Vorteil, dass sowohl Operationen aus medizinischen Gründen gemacht werden, als auch aus ästhetischen Gründen, das gleicht sich eigentlich ganz gut aus. Besonders häufig bei uns sind Nasenoperationen, Brustvergrößerung, Fettabsaugungen und Bauchdeckenstraffungen. 

Hast du dir jemals gedacht, dass sich ein Patient besser nicht operieren lassen sollte?

Nein.

Weist ihr auch Menschen ab?

Sowas machen, wenn dann die Ärzte, da habe ich keinen Einfluss drauf. Ich habe aber gehört, dass sowas durchaus schon mal gemacht wird. Wenn unser Chefarzt sagt, dass Operationen dazu führen können das etwas unnatürlich wirken würde oder nicht zum Körper passen würde, dann wird das auch nicht gemacht. Zum Beispiel bei Patientinnen die einen Brustaufbau haben möchten und einen unnatürliche Größe möchten, sowas wird dann abgelehnt. Dann müssen die Patientinnen sich entscheiden, ob sie keine unnatürliche Größe möchten oder sich einen Arzt suche, der bereit ist, sie zu operieren.

Habt ihr denn auch jüngere Patienten, so zwischen 18 und 27 Jahren?

Ja, das ist die größte Gruppe.

Glaubst du, dass es bei jüngeren eine Art Verschönerungswahn gibt?

Schon, aber nicht in einem unnatürlichen Sinne. Also klar, durch das was in den Medien gezeigt wird, zum Beispiel Germanys Next Topmodel, wird ein gewisses Schönheitsideal vermittelt. Und man erlebt schon, dass die Patienten dem auch nacheifern. Bei manchen Patientinnen, ist es auch so, dass sie mit Fotos zum Beispiel von Nasen von Stars kommen und möchten dann, dass sie auch so aussehen, obwohl mir sowas relativ selten passiert.

Wo liegen denn dann bei jungen Menschen die Gründe für eine Operation? 

Die Gründe sind tiefgreifender als ein solcher „Verschönerungswahn“. Denn so eine Operation, wenn es keine medizinische Indikation gibt, sind sehr, sehr teuer. Aus reinem Schönheitswahn wären sie zu teuer. 

Hat sich denn deine Meinung zum Thema plastische Chirurgie infolge deiner Arbeit verändert?

Ja, total.

Wie war es denn vor deiner Arbeit und wie mit der Arbeit?

Bevor ich wusste, dass ich jemals in einer plastischen Chirurgie arbeite, habe ich das schon verurteilt und kam schlecht damit klar, dass Menschen nicht einfach annehmen können, wie sie aussehen. Als ich dann angefangen habe, war ich relativ überrascht, wie mein Bild ins Wanken geraten ist. Man erlebt die Patienten ja auch vor der OP, nach der OP und die Patienten sind nach der OP meistens unfassbar erleichtert. Sie sind unglaublich euphorisch und dankbar, dass sie sich wieder wohlfühlen dürfen in ihrem Körper. Das Selbstwertgefühl verändert sich enorm. Und das hat sich dann grundlegend auf meine Meinung ausgewirkt. 

Die Menschen sparen ja teilweise jahrelang für eine OP und sind bereit sich unters Messer zu legen und auch die Schmerzen zu ertragen, damit sie sich wieder wohlfühlen dürfen. Ich finde, das ist schon ziemlich aussagekräftig. 

Wie findest du den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema, sollte sich daran etwas ändern?

Ja, ich finde man sollte insgesamt mehr Verständnis haben, gerade für den Fachbereich plastische Chirurgie und aufhören vorschnell zu urteilen. Und bevor man Vorurteile äußert, sollte man versuchen sich mal in eine solche Situation hineinzuversetzen, und auch mit den Leuten sprechen. Am besten sollte man sie offen ansprechen, damit man die Operation nachvollziehen und nachempfinden kann. Ich glaube, dass die meisten Menschen noch vorurteilsbehaftet und wenig aufgeklärt sind. 

Man hat ja wenige Einblicke in das was gemacht wird. Es gibt oder gab auch Serien wie "Extrem schön" in der es zwar um das Thema geht, es aber nur sehr sporadisch gezeigt wird. Es muss auf jeden Fall noch einiges an Aufklärungsarbeit betrieben werden. 

Der Beitrag ist Teil des Themen-Spezials "Körperkult & Schönheitsideale" und ist in Kooperation zwischen jup!Berlin und youpod – dem Jugendportal für Düsseldorf – entstanden. Im Rahmen dieses Themenschwerpunkts gibt es für euch informative Videos, Interviews und Informationsdossiers. 

von youpod

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