Düsseldorfer Jugendportal

Sprich über deine Stadt!

640 640 1000 1000 1000

Mann ist Mann – Brechts Lustspiel mit den Salzburger Studierenden

06.02.2019

Hier ist ihr Pass. Sie brauchen nur den Namen unseres Kameraden zurufen, möglichst laut und deutlich, sehr deutlich. Es ist keine Kleinigkeit. Der Name unseres verlorenen Kameraden ist nämlich Jeriah Jip, Jeriah Jip aus Tipperary.

Mann ist Mann, so lautet ein Lustspiel von Bertolt Brecht, das 1926 parallel in Darmstadt und Düsseldorf uraufgeführt worden ist. Im Untertitel heißt es: "Die Verwandlung des Packers Galy Gay in den Militärbaracken von Kilkoa im Jahre neunzehnhundertfünfundzwanzig". In dem Stück geht es nämlich um die Verwandlung der Hauptfigur Galy Gay in einen Soldaten. Das Düsseldorfer Schauspielhaus hat sich Brechts Lustspiel nun wieder vorgenommen und es mit den Schauspielstudierenden des Mozarteums Salzburg inszeniert. Regie führte der ehemalige Regieassistenz David Schnaegelberger, der mit dieser Inszenierung sein Regiestudium, ebenfalls am Mozarteum Salzburg, abschließt.  Premiere war am 19. Januar auf der kleinen Bühne im Central. 

Galy Gay ist ein einfacher Mann, ein irischer Packer, jemand der nicht nein sagen kann. Er macht sich auf, um einen Fisch einzukaufen. Zur gleichen Zeit überfallen vier Soldaten einer Maschinengewehrabteilung eine Pagode und verlieren dabei ihren vierten Mann Jeriah Jip. Als Galy Gay auf dem Weg zum Einkauf eine Frau trifft, der er nun ihre Tasche heimträgt, begegnet er den drei Soldaten. Diese befinden sich in höchster Not, denn der Appell steht kurz bevor und sie brauchen Ersatz für den vierten Mann. Die drei überreden Galy Gay ihr vierter Mann zu sein, kleiden ihn in Armeekleidung ein und treten mit ihm als neuen Jeriah Jip beim Appell an. Am Ende übernimmt er vollständig die Rolle des Jip, glaubt selber an seine neue Identität und zieht mit seinen Kameraden nach Tibet in den Krieg.

Mann ist Mann oder auch "Alle Männer sind gleich". In Brechts Stück geht es um die Austauschbarkeit menschlicher Identitäten, die Auslöschung der Individualität zugunsten des Aufgehens im Kollektiv. Die Uraufführung in Darmstadt 1926 gilt als erste Aufführung mit "Brecht-Gardine", einem halbhohen Vorhang, der die Umbauten zwischen den Szenen nicht verdeckt. In der Inszenierung von David Schnaegelberger finden wir eine ähnliche Form der "Brecht-Gardine" vor: Im Bühnenbild von Simone Grieshaber teilt ein teils durchsichtiger blättriger tarnender Netzvorhang das Geschehen vorne an der Rampe von dem im hinteren Teil der Bühne. Umbauten und Abgänge sind dadurch ebenfalls zu erkennen. Im hinteren Bühnenteil ist alles farblos in schwarz-weiß gehalten. Ein Eisenstangenkonstrukt deutet Orte an und kann beliebig verschoben und leicht ummontiert werden. Daneben zwei Monde, ein großer vorne links unten, ein kleiner hinten rechts oben. Auch die Kostüme sind dunkel, teils tief schwarz (Kostüm: Janin Lang). Die Atmosphäre nimmt die verschiedenen Komponenten auf, eine düstere Szenerie entsteht. Zentrales musikalisches Stilmittel an dem Abend ist eine Untermalung der Handlungen durch comichafte Soundeffekte. Was in vielen Inszenierungen so ein stimmiges Gesamtbild abgibt, stört hier zunehmend. Irgendwie passt dieses Element nicht in das restliche Regiekonzept. 

Schauspielerisch ist der Abend differenziert zu betrachten. Einzelne der Schauspielstudent*innen stechen überaus positiv hervor (u. a. Niklas Mitteregger als Galy Gay & Genet Zegay als Witwe Begbick, Kantinenbesitzerin). Da wundert es nicht, dass viele aus dem Ensemble bereits ihr erstes festes Engagement an teils sehr großen deutschen Theaterhäusern in der Tasche haben. Andererseits gilt dies leider nicht für alle der sieben Spielerinnen und Spieler. Der sich über eine Stunde und 45 Minuten streckende Theaterabend hat seine Längen und schafft es nicht durchgehend die Aufmerksamkeit und das Interesse des Zuschauers zu halten. Das eigentlich rasante Tempo findet an einzelnen Stellen starke Überlängen. Insgesamt eine solide Produktion, die aber keine explizite Empfehlung mit sich bringt. 

***Noch mehr #Theatertipps findet ihr auf youpod.de/theater.***

von Marvin

Passende Artikel

youNews

Theater

Die Leiden des jungen Werther – Ein Sturz ins Unglück in Club-Atmosphäre

youNews

Theater

Gott – Eine antike Komödie von Woody Allen

Kommentar verfassen

Bitte fülle alle Felder aus die mit * markiert sind.