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Rassismus-Skandal am Schauspielhaus – Schauspieler berichtet von erschütternden Vorfällen

20.03.2021

Wenige Tage vor dem Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März offenbart sich in Düsseldorf ein eklatanter Rassismus-Skandal am Schauspielhaus, der nun an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Der 29-jährige Schauspieler Ron Iyamu ist in Hannover als Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen geboren und seit der Spielzeit 2019/20 im Schauspielensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses engagiert. In der Sendung "Warum hat Rassismus mit uns allen zu tun?", die am Donnerstagabend im WDR ausgestrahlt wurde, berichtet er in einem Beitrag über rassistische Vorfälle und ein System der Diskriminierung und Ignoranz am Düsseldorfer Schauspielhaus. 

Rassismus-Vorfälle am Düsseldorfer Schauspielhaus

Iyamu berichtet von klischeehaften und rassistischen Besetzungen. Er sollte beispielsweise einen Jugendlichen spielen, der der einzigen anderen Person mit Migrationshintergrund Drogen zustecken sollte. Außerdem wurde er in der Inszenierung von "Dantons Tod" als haitianischer Freiheitskämpfer und ehemaliger Sklave besetzt und in den Proben von dem Regisseur mit dem Namen "Sklave" angesprochen. Danach folgten laut Iyamu weitere rassistische Witze und ein schwerwiegender Vorfall: Ein anderer Schauspieler soll Iyamu nach einem Videodreh für die Produktion ein Cuttermesser an den Schritt gehalten und gesagt haben: "Wann schneiden wir eigentlich dem 'N-Wort' die Eier ab?". Das Hilfeersuchen bei der Dramaturgie und eine anschließende Weiterleitung an die Leitungsebene sei aber folgenlos geblieben.

Schauspieler Ron Iyamu will nun persönliche Konsequenzen ziehen und seine Karriere am Staatstheater beenden

"Nun, nach 2,5 Jahren Verletzungen, habe ich mich dafür entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen", schreibt er in einem Statement dazu nach der TV-Ausstrahlung auf seiner Facebook-Seite. Dabei gehe es ihm aber nicht darum, einen Shitstorm auszulösen, sondern darum, das Gespräch in die Öffentlichkeit zu bringen, da er sich innerhalb des Theaters allein gelassen und machtlos fühle. Die Vorfälle gingen auch gesundheitlich nicht spurlos an dem Schauspieler vorbei: Er sei nun seit mehreren Wochen krankgeschrieben. Außerdem wolle Iyamu aufgrund seiner Diskriminierungserfahrungen seine Karriere am Staatstheater beenden.

Schauspielhaus-Intendant räumt Fehler ein

Der Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, Wilfried Schulz, trat im WDR-Beitrag selbst vor die Kamera, bestätigte die Vorwürfe und räumte Fehler ein. Ein "Meldesystem" wolle er an seinem Haus aber auch nicht haben, das sehe er problematisch. Dennoch wolle er natürlich nicht, dass so etwas passiert und will es auch wissen.

Ob er daraus aber konkrete Konsequenzen zieht, bleibt offen: Laut Iyamu wusste Schulz bereits seit Juni 2020 von den Vorfällen, als dieser der Rheinischen Post ein Interview über seine Rassismus-Erfahrungen gegeben hat. Passiert sei seitdem nichts.

von Leo C.

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