Safe Space für alle Themen – Zuhörer*innen für die Nummer gegen Kummer gesucht
06.10.2022
"Darüber reden hilft“ – Dieser Slogan hat Miso (22) überzeugt, ehrenamtlich bei der Nummer gegen Kummer 116 111 zu arbeiten. Hier engagieren sich Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren, um Kindern und Jugendlichen bei ihren Problemen und Fragen am Telefon zur Seite zu stehen. Die Beratung ist immer anonym und kostenlos.
Miso ist gerade mit ihrer Ausbildung zur Beraterin beim Kinderschutzbund Düsseldorf fertig. In der Corona-Zeit hat sie gemerkt, dass viele Menschen Probleme entwickeln, über die mehr gesprochen werden sollte. Neben dem Studium telefoniert sie jetzt samstags mit Kindern und Jugendlichen, die Hilfe benötigen. "Das Wichtigste ist, einfach gut zuzuhören und die Probleme der Jugendlichen ernst zu nehmen. Einige rufen an, weil sie zum Beispiel Liebeskummer oder Probleme mit ihren Eltern haben. Die Gründe können aber total individuell sein und genauso gehen wir auch damit um. Ich wollte schon immer was bewegen und daher ist das Engagement bei der Nummer gegen Kummer genau das Richtige für mich“, erzählt Miso.
Ein Ehrenamt, bei dem man etwas zurück bekommt
Der 24-jährige Jakob ist durch einen Zeitungsartikel auf die Ausbildung aufmerksam geworden. Mittlerweile ist er schon seit mehr als einem Jahr Berater. "Ich finde es total schön, wenn man nach einem Anruf das Feedback bekommt, dass man der Person helfen konnte. Dabei ist es auch gar nicht schlimm, wenn man an seine eigenen Grenzen stößt. In einigen Fällen leiten wir die Personen dann auch an andere Stellen weiter, da wir natürlich keine Psycholog*innen sind", betont Jakob.
Die Jugendlichen können sich für Schichten eintragen, die immer samstags zwischen 14 und 20 Uhr sind. Wie viele Schichten man übernimmt, kommt ganz darauf an, wie viel Zeit man hat. Die Schichten dauern drei Stunden und die Telefonate können oft nach fünf Minuten schon vorbei sein. Manchmal dauern sie auch eine Stunde. Die Anrufe sind dabei immer abwechslungsreich, da man nie weiß, mit welchem Problem sich die nächste Peron meldet.
Ein Safe Space für alle möglichen Themen
Miso ist ein Gespräch ganz besonders im Gedächtnis geblieben. "Ich habe mit einer Person telefoniert, die etwa in meinem Alter war und eine tödliche Diagnose bekommen hat. Wir haben darüber geredet, wie man sich auf den eigenen Tod vorbereitet und das hat mich sehr berührt", erinnert sich Miso. Bei solchen besonderen Anrufen können sich die Berater*innen an erfahrene Kolleg*innen oder die Supervision wenden, wenn sie sich unsicher sind oder darüber reden möchten. Miso geht zum Beispiel nach dem Telefonieren gerne zum Sport, um einen Ausgleich zu bekommen.
Manchmal rufen Jugendliche auch an, weil sie einfach Langeweile haben. Das ist aber gar nicht schlimm und kann auch ziemlich lustig sein. Annica (22) hat das auch schonmal erlebt. "Manchmal singen die Anrufer*innen uns etwas vor oder tun so, als ob sie eine Pizza bestellen. Auch wenn das nicht unser eigentlicher Zweck ist, kommen wir dann oft mit den Jugendlichen ins Gespräch. Uns ist wichtig, entspannt zu reagieren, damit die Jugendlichen sich vielleicht einmal daran zurückerinnern, wenn sie ein wirkliches Problem haben", erzählt die Studentin.
Hast du auch Lust, dich zu engagieren?
Jede*r zwischen 16 und 23 Jahren kann selbst bei der Nummer gegen Kummer 116 111 ehrenamtlich telefonieren. Dazu wird jedoch eine besondere Ausbildung benötigt. Am 13. und 19. Oktober finden um 18:30 Uhr Infoabende beim Kinderschutzbund (Posener Straße 60, 40231 Düsseldorf) statt. Für die Termine ist eine Anmeldung unter 0211 6170570 oder mueller@kinderschutzbund-duesseldorf.de notwendig.
Die Ausbildung startet mit einem Wochenende in der Jugendherberge Bad Münstereifel am 13. Januar. Darauf folgen sechs Samstage (einer pro Monat), drei Online-Übungsabende und ein Abschlusswochenende, bei denen die Teilnehmenden Skills zur Beratung erlernen. Die Ausbildung umfasst insgesamt 70 Stunden und kostet 75 Euro.
Kommentar verfassen