Reißt Düsseldorf zu viel ab? Warum Neubauten nicht immer gut sind
05.06.2023
Mitten in Düsseldorf protestieren heute junge Menschen vor dem großen Gebäude an der Ecke Kreuzstraße / Steinstraße. Sie finden: Düsseldorf reißt zu viel ab und das ist nicht nachhaltig. Wir waren vor Ort und haben mit den jungen Protestierenden gesprochen.
In ganz Deutschland gehen heute anlässlich des Tags der Umwelt Aktivist*innen der Gruppe Architects for Future auf die Straße, um auf die Problematik von Gebäudeabrissen aufmerksam zu machen. Unter ihnen auch Yannis (26) und Tim (38) von der Ortsgruppe Düsseldorf. Yannis studiert Architektur mit dem Schwerpunkt Städtebau und Tim ist Bauingenieur. Gemeinsam mit anderen Aktivist*innen setzen sie sich für Nachhaltigkeit rund um das Bauen und Leben in der Stadt ein.
Neubauten als Klimakiller
Unter dem Motto „Ich bin noch gut“ zeigen die jungen Menschen Gebäude, die in Düsseldorf abgerissen werden, obwohl sie noch genutzt werden könnten. Laut Angaben der Gruppe sollen aktuell in Düsseldorf über 40 Gebäude abgerissen werden, ohne dass geprüft wurde, ob sie noch brauchbar sind. „Mit einem Abriss wird unglaublich viel graue Energie frei. Es tritt CO2 beim Abriss aus und die Ressourcen, die in den Bau geflossen sind, werden zu Müll. Außerdem verbraucht der Neubau zusätzliche klimaschädliche Ressourcen wie Beton“, erklärt Yannis.
Laut einem UN-Bericht ist die Baubranche weltweit für 38 Prozent der CO2-Emmissionen verantwortlich. Besonders ressourcenintensiv ist der Neubau von Gebäuden. Der Neubau verbraucht im Durchschnitt sogar so viel wie 50 Jahre Betrieb eines Gebäudes.
Büros weichen für weitere Büros?
Betroffen davon ist unter anderem das Gebäude auf der Kreuzstraße, wo die Aktivist*innen ihre Mahnwache halten. Das Gebäude mit der markanten Brücke in der Nähe der Königsallee wurde in den 80ern gebaut und diente seitdem als Bürofläche für viele Firmen. Auch das Theater „Komödie“ muss dem Neubau-Komplex weichen. Entstehen sollen hier ein Hotel und neue Büroräume. Das finden die Aktivist*innen besonders absurd. „Hier werden Büroräume abgerissen, um neue Büroräume zu bauen. Und ein Erhalt stand öffentlich nie zur Debatte“, erklärt Bauingenieur Tim (38).
„Wir wollen über Abriss diskutieren!“
Die Aktivist*innen fordern, dass über Abriss anders gedacht werden muss. „Viele verbinden mit Abriss und Neubau etwas Gutes und Modernes, weil der Fokus darauf liegt, wie energieeffizient der Neubau wird. Der Aufwand dafür, wird jedoch außer Acht gelassen. Da brauchen wir einen Bewusstseinswandel. Wir müssen über den Abriss von Gebäuden diskutieren, weil unsere Ressourcen auf dem Planeten begrenzt sind. Deshalb fordern wir ein Abrissmoratorium. Das bedeutet, dass Erhalt, Sanierung und Umbau im Vordergrund stehen sollen. Jeder Abriss soll auf die sozialen und ökologischen Folgen geprüft werden“, erklärt Yannis.
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