Die letzte Premiere in diesem Kalenderjahr im Düsseldorfer


Schauspielhaus
feierte am 15. Dezember die neue Bürgerbühnen-Produktion “Frühlings

Erwachen” nach Frank Wedekind
. Die Erfolgs-Regisseurin Joanna

Praml
, die erst in der vergangenen Spielzeit die Bürgerbühne mit 14

Düsseldorfer Jugendlichen mit “Ein Sommernachtstraum” furios

eröffnete, kehrt mit einer neuen Theaterproduktion ans Haus zurück. Versprochen

wird “Ein Abend mit Jugendlichen und Eltern am Rande des

Nervenzusammenbruchs”
. Geboten wird ein jugendliches Spektakel mit lauten und leisen Momenten. Am Ende ein groß gefeierter Abend für Jung und Alt.


Worum geht’s


bei Wedekind?


In Frank Wedekinds “Frühlings Erwachen” geht es um die alten, längst überholten Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts im Wilhelminischen


Kaiserreich und das daraus entstehende Leid. Es geht um nicht weniger als die

Probleme von Jugendlichen, wie sie an Aktualität nie verloren haben: schulische

und sexuelle Probleme, denen Eltern mit fehlendem Einfühlungsvermögen oder

Gleichgültigkeit begegnen, sowie mangelnde Aufklärung, die nicht nur damals in

menschlichen Tragödien ihr Ende finden. 


Worum geht’s in der Theaterinszenierung?

Jakob wird elf Jahre alt und möchte seinen Geburtstag aber nicht mit den langweiligen und uncoolen Gleichaltrigen feiern. Lieber mit coolen, versauten, älteren Jugendlichen. So lädt er zu seiner Geburtstagsparty fremde, ältere 14-18-jährige ein. Doch recht schnell bemerkt er, dass die älteren Jungs und Mädels gar nicht so cool sind und beginnt sich lauthals zu beschweren. Als es dann doch gerade anfängt cool und spaßig zu werden, grätscht Jonas dazwischen. Er kann hier nicht einfach abfeiern und eskalieren, denn er muss bis morgen einen Aufsatz über Frank Wedekinds “Frühlings Erwachen” schreiben. Weil vom Publikum nicht viel Hilfe kommt, beschließen die dreizehn anderen Jugendlichen ihm zu helfen und teilen die Reclam-Ausgabe der Kindertragödie wortwörtlich in vierzehn Einzelteile und erarbeiten den Text gemeinsam. Und danach wollen sie dann abfeiern, ausrasten, steilgehen und eskalieren. Doch dann beginnt sich “Frühlings Erwachen” zunehmend in ihr echtes (oder auch ausgedachtes?) Erleben einzumischen. Es wird eskaliert, ins Freibad eingebrochen, geraucht, getrunken, gefickt und gefesselt. Und als dann auch noch die Eltern dazukommen, liegt der absolute Scherbenhaufen nahe. 


Auch in ihrer zweiten Inszenierung am Düsseldorfer Schauspielhaus innerhalb von 15 Monaten hat die Regisseurin Joanna Praml erneut ihr Talent und ihr Feingefühl mit Jugendlichen Laien-Darstellern unter Beweis gestellt. Nach “Ein Sommernachtstraum” ist auch diese Inszenierung von Erfolg gekrönt und lässt sie am Premierenabend mit tosendem Applaus und Standing Ovations vom Publikum bejubeln. Die jungen Darstellerinnen und Darsteller spielen stark auf und harmonieren bestens mit den vier Müttern, die der Inszenierung beiwohnen. Das Stück überzeugt durch Spannung, Abwechslung, Humor und tollen Special-Effects. Einzig der Abschlusssong “I Am What I Am” von Gloria Gaynor und das gefühlte “Dreifach-Ende” geben dem Ende einen faden Beigeschmack. So funktioniert gute Bürgerbühne mit wahren wie erfundenen Geschichten und einem stark aufspielenden Ensemble. Tolle Gesamtleistung!


Frühlings


Erwachen – Ein Abend mit Eltern und Jugendlichen am Rande des

Nervenzusammenbruchs – nach Frank Wedekind

Regie und Text: Joanna Praml, Bühne und Kostüm: Jana Denhoven/Inga Timm, Musik:

Hajo Wiesemann, Dramaturgie und Text: Dorle Trachternach, Künstlerische Mitarbeit:

Karsten Dahlem, Licht: Konstantin Sonneson

Mit: Michael Bayen, Eftalya Aylin Cinkilinc, Pauline Encke, Nathalie Heiligtag,

Marie Eick-Kerssenbrock, Pavel Kovalenko, Jonas Neubauer, Ruth Neuhaus, Lukas

Pitz, Lilli Reents, Jakob Schiefer, Rosa Schulz, Özden Senarslan, Ahmed

Shmouki, Fynn Steiner, Ute Katharina Tillmanns, Alana Lu Wendsche, Chen

Yan 

Dauer der Vorstellung: 1 3/4 Stunden, keine Pause

Die nächsten Vorstellungen, für die es noch Karten gibt, sind am 19.01. und 03.02. um jeweils 20 Uhr. 

Ein youNEWS-Beitrag von

Veröffentlicht am 22. Dezember 2017
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