Der rätselhafte Märchenkönig von Bayern ist erneut in den Kinos. Eine mitreißende Biographie oder öder Kostümfilm?
Kaum ein Jugendlicher kennt das Schloss Neuschwanstein in Füssen nicht, da es als Vorlage zum Disney Schloss diente. Geplant und gebaut wurde es Ende des 19. Jahrhunderts unter König Ludwig II von Bayern. Unter anderem ist er wegen seiner Liebe zur Kunst und Musik und prächtigen Schlossbauten als Märchenkönig bekannt. Es hieß, dass er in seiner eigenen Welt gelebt habe, da ihm die wirkliche Welt mit all seiner Gewalt zu hart war. Bis zuletzt zog sich der König weitgehend aus der Welt und der Öffentlichkeit zurück. Ludwig II machte als „Mondkönig“ die Nacht zum Tage bis er am 13. Juni 1886 nach seiner Entmündigung auf bis heute noch ungeklärte Weise im Starnberger See starb.
Peter Sehr´s und Marie Noelle´s „Ludwig II“ stellt sein Leben biographisch und doch bewegend vor. Mit Geigen anstelle von Gewehren, möchte Ludwig dem Krieg und den Feinden entgegen treten und so für den Frieden sorgen. Nur wenige Monate später ist er gezwungen sein Volk in den Krieg gegen Preußen zu schicken. Dies bringt ihn in Bedrängnis eine Brücke zwischen seiner offiziellen Funktion als König und seinen Wünsche und Hoffnungen als eigenständige Persönlichkeit bauen zu können. Er scheitert, indem er seine Ideale schon in jungen Jahren zugunsten seines Amtes verraten muss. Ludwig II ist in diesem Alter noch ohne Orientierung und nicht gefestigt und daher angreifbar in seinem hochsensiblen Charakter.
Sehr und Noelle legen ihren Schwerpunkt auf die ersten und letzten Regierungsjahre des Königs und halten sich recht streng an Informationen, die wissenschaftlich dokumentiert worden sind.
Die Person hinter dem Titel und vor allem die Seelenqualen, die er erlitt, werden im Film thematisiert und dennoch hielt man sich an die mehrfach zitierte Bemerkung des Königs „Majestät soll ein ewig Rätsel bleiben“.
Mitreißend und gefühlvoll hat Sabin Tambrea seine erste Hauptrolle mit Leben erweckt. In einigen wenigen Szenen schafft es Tambrea die innere Zerrissenheit und die Leidenqualen des Königs zu offenbaren. Ludwig flüchtet panisch vor dem Jubel der Volksmassen oder dem Beifall seines Hofstaates in ein Hinterzimmer. Er himmelt sein Spiegelbild beängstigend narzisstisch an, küsst es und schämt sich sofort. Man kann regelrecht fühlen, wie der König sich vor sich selbst ekelt.
Die weiteren großen Schauspielernamen, wie Uwe Ochsenknecht und Katharina Thalbach wirken in ihren Rollen unscheinbar und unwichtig. Es scheint, als seien sie eben wegen ihres Namens schnell noch ins Ensemble integriert worden. Dahingegen sind die Darstellungen von Friedrich Mücke und Justus von Dohnanyi glaubwürdig, authentisch und dem Film förderlich.
Im Gesamten hat der Film viele Stärken und Schwächen. Sabin Tambrea ist definitiv eine Stärke für die es sich lohnt, den Film anzusehen. Jedoch zieht sich der Film mit 2 Stunden und 23 Minuten stark in die Länge mit Szenen, die ruhig hätten rausgeschnitten werden können. Verfilmte Biographien sind immer schwieriges Filmmaterial und häufig sehr ermüdend. Auch "Ludwig II" kommt immer wieder an diese "Filmgrenze" und doch ist es nicht ein langweiliger Kostümfilm, sondern eine mitreißende, ernstzunehmende Darstellung einer Person, die noch bis heute fasziniert und Rätsel aufgibt.
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Veröffentlicht am
18. Januar 2013
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