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Der Nahostkonflikt und warum alles so kompliziert ist

07.09.2015

  • Konflikt.jpg - Der Nahostkonflikt und warum alles so kompliziert ist - Larasofiaa

Wir lernen nur viel zu wenig über die politische Situation außerhalb Europas. So lernen wir zum Beispiel oft nichts über den Nahostkonflikt - das sollte sich schnell ändern. Der Nahostkonflikt ist das Thema meiner Reise nach Israel und Palästina.
In Jerusalem ist die Spannung besonders deutlich zu spüren, denn diese Stadt beanspruchen die Israelis und die Palästinenser beide je als ihre Hauptstadt. Hier fährt in fast jeder Bahn mindestens ein bewaffneter Soldat mit. Die Angst vor Attentätern und weiteren Unglücken ist immer präsent.
Hass auf beiden Seiten
Während meiner Reise hatte ich gehofft, die Situation besser verstehen zu können und mir eine eigene Meinung über den Konflikt bilden zu können. Damit waren meine Erwartungen zu hoch gesteckt: Ich habe den Konflikt nach wie vor nicht verstanden und kann für keine Seite Partei ergreifen.
Auf beiden Seiten herrscht eine Menge Hass und leider gibt es nur wenig Kontakt zwischen der zivilen Bevölkerung der beiden Seiten. Dies muss sich dringend ändern! Die Frage nach dem wie, kann ich nicht auch nur annäherungsweise beantworten. Warum, das zeigt die komplizierte Geschichte des Konfliktes, die ich versuchen möchte im Folgenden zusammenzufassen:
Eine komplexe Geschichte
Gehen wir zurück ins Jahr 70 nach Christus. In diesem Jahr zerstörten die Römer in Jerusalem den heiligen Tempel der Juden. Heute steht von ihm nur noch die Klagemauer, eine der heiligsten Stätten der Juden. Die Römer zerstörten nicht nur religiöse Plätze in dem neu eroberten Gebiet, sondern vertrieben auch alle Gläubigen. Diese Vertreibung wird auch als Diaspora bezeichnet.
Seitdem wurden Juden überall auf der Welt immer wieder verfolgt. Dies führte unter anderem zu dem Wunsch einen eigenen, einen religiösen, einen jüdischen Staat zu gründen, und zwar dort, wo sie früher lebten: einem Land namens Palästina.
In der Zeit nach der Vertreibung der Juden hatten sich dort jedoch mehrheitlich Araber angesiedelt. Sie sind die Bevölkerungsgruppe, die man heute als Palästinenser bezeichnet. Nach dem ersten Weltkrieg, stand Palästina unter Kolonialherrschaft der Briten. Diese billigten damals die Einwanderung der Juden.
Geteiltes Land
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand - aufgrund des vor allem in Deutschland stattfindenden Holocausts - eine große Einwanderungswelle von Juden aus der ganzen Welt nach Palästina statt. Zu diesem Zeitpunkt kam die UN dann ins Spiel, die beschloss, das Land Palästina in zwei Staaten zu teilen, einen für die Juden und einen für die Araber.
Von arabischer Seite wurde die Teilung als ungerecht empfunden, denn die Palästinenser, die in den Gebieten wohnten, die zum jüdischen Staat gehören sollten, mussten entweder auswandern oder als Fremde in ihrer eigenen Heimat leben. Als am 14. Mai 1948 die britische Verwaltung endete, wurde der israelische Staat ausgerufen. Noch in derselben Nacht griffen die arabischen Nachbarstaaten Israel an.
Krieg um Israel
Überraschenderweise gewann die noch junge und kleine, aber hoch motivierte Nation Israel den Krieg. Sie gewann auch neue Gebiete durch den Krieg und vergrößerte sich. Die Palästinenser, die in den eroberten Gebieten lebten, flohen in die Nachbarländer, den Gaza-Streifen und das Westjordanland. 1949, als der Krieg endete, wurde ein Waffenstillstand geschlossen und mit einem grünen Stift wurde damals eine Grenze festgelegt, die sogenannte Grüne Linie.
1967 kam es erneut zu einem Krieg zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, den Israel erneut gewann. Nun besetzte das israelische Militär auch das Westjordanland, den Gaza-Streifen, die Golanhöhen, zuvor syrisches Gebiet, und die Sinai-Halbinsel, die zu Ägypten gehörte. Die Sinai-Halbinsel gaben die Israelis in einem Friedensabkommen mit Ägypten zurück. Im Westjordanland jedoch bauten und besetzten die Israelis Siedlungen, die bis heute bestehen und das West-Jordanland zerstückeln.
Terroranschläge im Land
Einige radikale Palästinenser wehrten sich daraufhin auf dem falschen Weg - mit Terroranschlägen. In dieser Zeit lebten Israelis ständig mit der Angst, Opfer eines Anschlags zu werden, denn Anschläge gab es auf den Straßen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie konnten jeden treffen.
Im Jahre 2003 begann Israel dann mit dem Bau einer Sperranlage, also einer Mauer um das Westjordanland herum. Diese bauten sie jedoch nicht auf dem Verlauf der zum Waffenstillstand festgelegten Grünen Linie, sondern weiter ins Westjordanland hinein, sodass die Palästinenser weitere Gebiete verloren.
Konflikte mit der Hamas
2005 räumte Israel den Gaza-Streifen. Das führte dazu, dass die Hamas, eine von der EU als Terrororganisation angesehene Partei, zwei Jahre später dort die Macht ergriff. 2014 eskalierte der Konflikt erneut und es kam zum Kampf mit Raketen und vielen Toten im Gazastreifen. Die Situation dort ist besonders, da anders als im Westjordanland die Regierung nicht kooperationsbereit ist.
Menschen fühlen sich eingeschränkt
Im Westjordanland leiden viele Menschen unter ihrer aktuellen Situation. Sie fühlen sich unfrei, sind durch den israelischen Staat in ihrer Bewegungsfreiheit oft sehr eingeschränkt, da die Grenzkontrollen sehr streng sind und nur wenigen Palästinensern eine Erlaubnis erteilt wird, die Westbank zu verlassen und die auch für sie heilige Stadt Jerusalem zu besuchen. Außerdem wird alles Geld, was nach Palästina fließt durch den israelischen Staat kontrolliert, und wenn er möchte, so kann er jederzeit den Geldhahn zudrehen.
Auch das Wasser steht nicht unter palästinensischer, sondern unter israelischer Verwaltung. Als eine besonders große Provokation werden die Siedlungen angesehen, die im Herzen der Westbank erbaut wurden und werden. Die israelischen Einwohner leben dort oft kostenlos und bekommen alle Ausgaben vom Staat bezahlt und einige sind aggressiv, sodass es immer wieder zwischen Palästinensern und Israelis zu Kämpfen kommt. Beide bekämpfen sich gegenseitig.
Ich habe mit Israelis gesprochen, die die Ansiedlung selbst nicht in Ordnung finden und auch laut internationalem Recht sind sie illegal. Andererseits habe ich mit Palästinensern gesprochen, die nicht mit einer Zweit-Staaten-Lösung zufrieden wären und wollen, dass ganz Israel wieder zu Palästina wird. Im Moment sind die Palästinenser die Schwächeren und so brauchen sie mehr Hilfe, grundsätzlich müssen jedoch beide ihre Einstellung ändern.
Das eigentliche Problem
In meinen Augen fehlt Kontakt und Austausch zwischen beiden Gruppen. Die Situation ist extrem komplex und schwierig für beide Parteien. Weil es um Gefühle wie Angst und so schreckliche Dinge wie Unterdrückung und Anschläge geht, geschieht es schnell, dass der Verstand aussetzt und Hass groß wird. Dem müssen wir entgegensteuern!
Nicht unbedingt, indem wir selber aktiv werden, sondern indem wir die Menschen, die sich für Frieden vor Ort einsetzen, fördern und ihnen eine Bildung ermöglichen, durch die sie einen neuen Blickpunkt auf den Konflikt gewinnen. Denn so können sie Verständnis entwickeln und eine zufriedenstellende Lösung finden.

von larasofiaa

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