Klassenzimmer unter Segeln
09.07.2019
Jens Künstler (17) hat sein Klassenzimmer gegen die Karibik getauscht. Der Schüler der Privatschule Freies Christliches Gymnasium (FCG) machte mit seinem Geographie-Lehrer Kai Regener vergangenes Jahr einen sechsmonatigen Segeltörn.
Die Fahrt ist ein Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Institut für Erziehungswissenschaft und dem Institut für Lern-Innovation. Die Reise ist einem Auslandsjahr gleichgestellt.
Lernen auf den Bahamas
Die Reise begann in Deutschland, führte zu den Kanarischen Inseln über den Atlantik bis nach Südamerika. Neben dem Besuch einiger kleiner Inselstaaten in der Karibik fanden mehrwöchige Landaufenthalte statt Guatemala, Costa Rica, Panama und Kuba. Die Rückreise erfolgte über die Bahamas, Bermuda und Azoren nach Deutschland.
Die Hauptziele des Projektes sind: Soziales Lernen, Selbstorganisation, ein besseres Miteinander, eine höhere Lernmotivation, eine demokratische Erziehung und interkulturelles Lernen.
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 19.000 Euro. Wenn ein geeigneter und interessierter Schüler diese hohe Summe nicht aufbringen kann, können Sie sie bei dem Veranstalter auch in Raten zahlen. Die Summe sei auch deswegen so hoch, sagt Lehrer Regener, weil das Restaurieren des Schiffs sehr teuer gewesen sei.
Neben Schüler Jens traten noch 49 andere Schülern aus ganz Deutschland die Fahrt an. Mit dabei waren und 16 Erwachsene: Kapitän, Projektleiterin, Steuermänner, Maschinist, Bordarzt, Bootsmann, Segelcrew und Lehrer. Nach einer Einweisung, in der die Schüler alles beigebracht bekommen haben, was sie für ein Leben auf See brauchen, wird die Verantwortung über das Boot, während der ganzen Reise, in ihre Hände gelegt.
Unterricht auf dem Schiff
Die Schüler werden am Anfang des Projekts in zwei Unterrichtsgruppen unterteilt und später unterrichtet. Da es auf dem Schiff immer viel zu tun gibt, beschäftigt sich abwechselnd eine Schülergruppe mit ihrem Unterricht und eine andere mit der Arbeit, die verrichtet werden muss. Jeder Tag an Deck ist also streng getaktet. Der normale Schulunterricht unterscheidet sich nicht groß vom Boots-Unterricht. Neben den normalen Unterrichtsfächern werden die Schüler noch in Nautik unterrichtet und dürfen sich während der Reise bei den Crew-Mitgliedern weiterbilden.
Die Lehrer müssen definitiv genauso viel Arbeit erledigen wie ihre Schüler: Es muss ebenfalls Schiffsarbeit erledigt werden, ebenso wie Unterricht vorbereitet und gelehrt werden. Da jeder Passagier eine Wache halten muss, sind alle Parteien glücklich, wenn sie genügend Schlaf bekommen. Schlaf scheint auf dieser Reise das Kostbarste neben der eigenen Privatsphäre zu sein. Da der Platz des Schiffs vollkommen ausgeschöpft ist, sind die Schüler verpflichtet ihre Zimmer zu fünft zu teilen. Somit bleibt eine eigene Privatsphäre fast vollkommen aus.
Nach dem vielen Lernen werden natürlich auch die Klassenarbeiten geschrieben, da es nicht besonders viel überschüssigen Platz an Deck gibt, muss bei Klausuren meistens improvisiert werden. Laut den Veranstaltern verlassen die Jugendlichen das Boot mit besseren Noten. Also scheint auch der Platzmangel bei Klausuren und beim Lernen kein allzu großes Problem zu sein.
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