Zweites Europa-Café dreht sich rund um Flucht und Migration
06.05.2024
Beim zweiten Europacafé dreht sich alles um das Thema Flucht und Migration. Zwei Organisationen geben Einblicke in ihren Alltag.
An diesem Donnerstagabend haben sich nur wenige in das Haus der Jugend verirrt. 15 Personen nehmen an der zweiten Ausgabe des Europa-Cafés teil. Die meisten Teilnehmer*innen gestalten selber das Programm mit. Unbekannte Gesichter gibt es nur wenige. Trotzdem ist die Stimmung gut – bei Suppe und Cola wird über diverse politische Themen geredet. An diesem bunten Abend dreht sich alles um Flucht und Migration. Zu Gast sind die Organisationen Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf und die Seebrücke Düsseldorf. Es wurde sich dabei auf die Perspektive von zivilen Organisationen beschränkt.
Musikalische Begleitung leitet das Programm ein
Der Informationsabend wird durch künstlerische Beiträge bereichert. Direkt zum Start rappt Offizieller Ekinci mit Evan zu ihrem Leben in Deutschland. Dabei greifen sie gesellschaftskritische Themen auf: Insbesondere die Diskrepanz zwischen deutsch und nicht-deutsch zu sein. Sätze, wie "Ich bin hier zu Hause, auch ohne deutschen Pass" oder "Deutschland reich mir deine Hand – Wir halten zusammen!" sollen ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit setzen. Für die beiden ist Deutschland ihre neue Heimat geworden. Für Evan ist die musikalische Auseinandersetzung mit politischen Themen nicht wegzudenken. "Ich bin froh, dass ich hier aktiv sein darf. Wenn ich im Iran so rappen würde, wäre das gefährlich für mich", sagt Evan. Erst letztens sei ein anderer Rapper zum Tode verurteilt worden. Die Meinungsfreiheit ist für Evan ein unverzichtbares Recht. Nicht nur für seine Musik, sondern auch für die Botschaften, die er damit vermittelt.
Vereine informieren über Situation von Geflüchteten
Naweed Osman ist stellvertretender Vorsitzender von Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf. Wenn er an die Europäische Union denkt, so fallen ihm vor allem zwei Begriffe ein: wirtschaftliche Solidarität und Reisefreiheit. Der Verein habe sich parallel zu der Flüchtlingskrise 2014 entwickelt. Aktuell arbeiten über 100 Ehrenamtliche in dem Verein. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der psychischen Unterstützung und der gemeinsamen Gestaltung der Zukunft von den Geflüchteten. Laut Naweed sehen viele Menschen Geflüchtete nur als Leistungsempfänger an. Das sei aber falsch: "Es sind Menschen, die auch Leistung erbringen können." In Düsseldorf sei der Umgang mit den Geflüchteten in der Vergangenheit gut gewesen. Trotzdem ärgert sich Naweed über Maßnahmen der Stadt. "Es wurden die Welcome Points und Sozialarbeiterstellen in den Flüchtlingsunterkünften gestrichen", sagt Naweed.
Auch Timon ist an der Podiumsdiskussion beteiligt. Er arbeitet bei der Seebrücke Düsseldorf und verbindet mit der EU die Begriffe: Reisefreiheit und Zusammenleben. Der Verein soll die Stadt Düsseldorf als "sicheren Hafen" für Geflüchtete darstellen. In der Podiumsdiskussion spricht Timon insbesondere über die schwierigen Fluchtrouten. "Man kann in Europa inhaftiert werden, wenn man aktiv an der Flucht beteiligt war. Wer das Boot steuert, kann ins Gefängnis kommen", sagt Timon. Mit diesem Risiko würde schon vor der Flucht gerechnet werden. Laut Timon werden teilweise die Menschen, die das Boot steuern, für weniger Geld an Bord gelassen, da sie damit ein größeres Risiko auf sich nehmen.
Künstlerische Installationen und weitere musikalische Beiträge runden das Programm ab. Nach der Podiumsdiskussion entstehen weitere Diskussionsräume, die zu Gesprächen einladen.
Das nächste Europacafé zum Thema queere Menschen in der EU findet am 7. Mai 2024 im Jugendtreff PULS statt.
+++ Termine, Wissen und Infos zur Europa-Wahl findest du in unserem Special. +++
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