"Nachts im Museum" – was für ein Traum. Einmal im Jahr wird dieser Traum Wirklichkeit, bei der Düsseldorfer "Nacht der Museen". Wie es in diesem Jahr gewesen ist, erfahrt ihr hier.


Seit ich mein FSJ im September begonnen habe, werde ich regelmäßig mit diesem Film konfrontiert: "Nachts im Museum" mit Ben Stiller. Über den Humor und das Niveau dieses Blockbusters kann man sich zwar streiten. Fakt ist jedoch, dass er neue Begehrlichkeiten geweckt hat.

Reizvoll: Nachts im Museum

Ich kenne keinen Museums-Fanatiker, der nicht heimlich davon träumt, ein Museum eine Nacht lang nur für sich zu haben. Ohne andere Menschen, die aus Prinzip immer genau vor dem Lieblingsexponat stehen. Ohne Aufpasser, die darauf achten, dass man auch ja nicht zu nah an die Objekte herantritt und ohne lärmende Schulklasse. Bei der Düsseldorfer "Nacht der Museen" werden sie zwar wohl kaum alleine und ohne Aufsicht eine Ausstellung besuchen können, doch nachts ein Museum zu besichtigen, kann trotzdem sehr reizvoll sein.

Vergangenen Samstag war es wieder soweit, die alljährliche Düsseldorfer "Nacht der Museen" fand statt. Die Idee für dieses Event ist denkbar einfach. Alle teilnehmenden Museen, Galerien und kulturellen Einrichtungen öffnen von 19 bis 2 Uhr die Pforten ihrer Dauer- und Sonderausstellungen. Um dem Abend darüber hinaus einen ganz besonderen Glanz zu verleihen, locken die Einrichtungen zudem mit Rahmenprogramm wie Sonderführungen, Live-Musik, Theateraufführungen, Lesungen, Filmvorführungen etc.

All you can see

Darüber hinaus gibt es meist ein Sortiment an Speisen und Getränken in den teilnehmenden Häusern. Weil Museen (jedenfalls in Düsseldorf) nicht auf einem Haufen, sondern kreuz und quer im Stadtgebiet verteilt liegen, gibt es einen Shuttle-Bus-Service. Im Preis eines Tickets, Kostenpunkt 14 Euro, sind alle Aktivitäten enthalten. Ein Prinzip, das man aus der Gastronomie bereits als "all you can eat" kennt. Übertragen auf die Museumsnacht also ein "all you can see"-Abend.

Kultur im Trend

Für mich war es die allererste "Nacht der Museen", also etwas ganz Besonderes. Doch nicht nur für mich wie ich bereits beim Kartenkauf merken durfte. Die Schlange für die Tickets an der Abendkasse lief einmal durch die Vorhalle des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Sie unterstreicht die große Beliebtheit dieses Events in Düsseldorf und macht deutlich, dass Kultur voll im Trend liegt. Hat man erst einmal Karten ergattert, dann beginnt die Routenplanung. Zu welchen der 35 Kultureinrichtungen soll es zuerst gehen?

Bei meiner Freundin und mir sah die Odyssee wie folgt aus:

Zu Beginn nutzten wir die Museumsbahn aus den 30er Jahren, um vom Bahnhof in den Hafen zu gelangen. Diese fährt zwar etwas gemächlicher, als eine modernere Bahn, aber wann fährt man schon einmal in einem rollenden Museum?

Im Hafen angekommen begaben wir uns zum "Haus der Architekten", wo ein Comedian in einer witzigen Lesung über sein Leben in Bochum berichtete. Enttäuschend war dagegen die Fotoausstellung "Abgetankt", die Bilder von alten Tankstellen zeigte. Statt einer hochwertigen Fotoausstellung bestand die "Ausstellung" nur aus knapp fünf Fotos – nicht annähernd zu vergleichen mit professionelle Fotopräsentationen.

Um kurz nach acht Uhr abends nutzten wir das wunderbare Wetter und nahmen an einer unterhaltsamen Kurzführung zur Architektur des Medienhafens teil. Die Führung war auf 50 Leute beschränkt. Eine angenehme Personenzahl, zumal es mit dem Mikrofon der Führerin auch akustisch keine Probleme gab. Die Personenbeschränkung im Gegensatz zu dem großen Ansturm kann allerdings leider auch zu einiger Wartezeit führen, deshalb hier auf jeden Fall mehr Zeit einplanen.

Die Führungszeit von 25 Minuten war ebenfalls genau richtig gewählt, um einen groben Einblick in die Architektur zu bekommen – nicht zu lang und nicht zu kurz. Ein Programmpunkt, der ganz besonders bei gutem Wetter bei uns und anderen sehr gut ankam.

Wir blieben noch ein bisschen im Medienhafen und steuerten zunächst die Kunstausstellung "Broken Spaces" in der Arthena Foundation zu Dreidimensionalität an. Die teilweise sehr unterschiedlichen Exponate, die oft optische Täuschungen beinhalteten waren wirklich nett anzuschauen, wir sind jedoch beide keine typischen Kunstmuseumsgänger und so konnten wir wenig bis keinen Inhalt oder Absicht in den Objekten erkennen. Die Perfomance von drei Frauen in weißen Oberteilen, die in komischen Bewegungen um die Objekte herumtanzten, trug auch mehr zur Erheiterung als zur Verständlichkeit bei. Zügig verließen wir die Ausstellung wieder und besuchten das UCI-Kino.

Was macht ein Kino bei der Nacht der Museen? Gute Frage, besonders da die "UCI Kinowelt" sich einen Namen für riesengroße Kinopaläste mit Blockbustern gemacht hat, anstatt mit kulturell hochwertigen Filmen. Das "UCI Kino" präsentierte eine Auswahl an humorvollen Kurzfilmen, die in Dauerschleife abgespielt wurden und eine Durchlaufzeit von etwa 75 Minuten hatten. Bei einer Museumsnacht ins Kino zu gehen scheint gang und gäbe zu sein. Die Schlange zum Kinosaal ging jedenfalls durch das halbe Kino.

Wegen der begrenzten Anzahl an Plätzen konnten nur Menschen hineingelassen werden, wenn andere herauskamen. Aufgrund der Dauerschleife war im Kino also zu jeder Zeit ein Kommen und Gehen, wenn neue Leute im Dunkeln Plätze suchen mussten und Menschen, die bereits alles gesehen hatten, aus dem Kino hinaus wollten. So herrschte allgemein eine unruhige Atmosphäre. Die Kurzfilme waren wirklich sehr witzig und teilweise sehr hochwertig gemacht. Von der Qualität zeugten zudem die Einspieler vor den Filmen, die oft auf wichtigen Filmfestivals ausgezeichnet wurden. Die Grundfrage aber wurde dabei nicht aufgedeckt: Warum ein Kino bei der Museumsnacht?

Vom Kino nahmen wir den Shuttlebus zum Carlsplatz. Dort besuchten wir um kurz vor zwölf das Heinrich-Heine-Institut, dessen Dauerausstellung "Romantik und Revolution" erst vor kurzem renoviert wurde. Modern und verspielt werden in verschiedenen Räumen Themen zum Leben und Werk des Düsseldorfer Dichters Heinrich Heine präsentiert. Untermalt mit klassischer Livemusik wandelten wir durch die schön gestalteten Räume des Instituts. Um die Texte wirklich aufmerksam zu lesen war es leider zu voll, aber allein für die wunderschöne Atmosphäre lohnte sich der Besuch und machte Lust auf mehr. Ich werde auf jeden Fall demnächst noch einmal in Ruhe die Ausstellung besuchen.

Die letzten eineinhalb Stunden vor Ende der "Nacht der Museen" besuchten wir das NRW-Forum und das Museum Kunstpalast. In beiden Museen laufen zurzeit Fotoausstellungen und da die Museen nur wenige Meter voneinander entfernt liegen, lassen sie sich perfekt kombinieren. Während ich über das NRW-Forum bereits geschrieben habe, habe ich dem Museum Kunstpalast bisher noch keinen Besuch abgestattet.

Dass sich das nun geändert hat liegt auch an der neuen Ausstellung des Museums. "Wim Wenders" heißt sie und präsentiert Bilder des Oberhauseners, der ansonsten eher mit oscar-nominierten Dokus als mit Fotografien aufgefallen ist. Dass er beide Medien beherrscht, wird hier eindrücklich unter Beweis gestellt. Besonders die Fotos von seinen Reisen um die Welt und den Fotos vom Ground Zero nach der Katastrophe von 9/11 sind sehr berührend. Ein perfekter Abschluss der "Nacht der Museen" 2015. Müde, aber glücklich und voller neuer Eindrücke ging es nach Hause.

Fazit: Die Museumsnacht ist DAS kulturelle Großereignis im Raum Düsseldorf. Nicht umsonst fand es in diesem Jahr bereits zum 15. Mal in Düsseldorf und nach gleichem Konzept nach Berliner Vorbild in knapp 120 anderen Städten statt. Das Event zieht dabei nicht nur die typischen Sonntagsmuseumsbesucher an. Das Publikum ist angenehm gemischt. Ebenso wie die teilnehmenden Museen und kulturellen Einrichtungen. Mir als Geschichtsfan hat leider eine größere Anzahl an Geschichtsmuseen oder -ausstellungen gefehlt. Düsseldorf hat ein sehr klares Kunstprofil. Geschichtsmuseen von überregionalem Ruf dagegen fehlen weitgehend.

Natürlich kann das nicht als Kritik für die Organisatoren der Museumsnacht gelten, die können eben keine Museen aus dem Hut zaubern. Es ist trotzdem sinnvoll sich diesem Schwerpunkt im Vorfeld bewusst zu sein. 14 Euro für die Karte zu bezahlen, ist wirklich happig, zumal man einen Großteil der Zeit in Schlangen wartet oder in Shuttle-Bussen verbringt. Der Kartenpreis wiegt sich in meinen Augen jedoch durch das Totschlagargument wieder auf: "Nacht der Museen gibt es schließlich nur einmal im Jahr!" und ich jedenfalls werde im nächsten Jahr wieder dabei sein.

Ein youNEWS-Beitrag von

Veröffentlicht am 21. April 2015
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