Rund 22.000 Euro hat das Fortuna-Dokuprojekt "Fortunas Legenden" bereits gesammelt, 25 Tage bleiben für den Rest. Grund genug für uns, für euch mit den Filmemachern persönlich zu sprechen.


Wir wir bereits vor zwei Wochen berichteten, planen zwei Berliner mit Düsseldorfer Herkunft der traditionsreichen Geschichte von Fortuna Düsseldorf ein filmisches Denkmal zu setzen. Um genauer zu erfahren, wer eigentlich hinter diesem Projekt steckt, haben wir mit den beiden Machern Holger Schürmann und Lars Pape gesprochen.

youpod: Ihr beide kommt gerade frisch aus dem Fortuna-Trainingslager in Marbella. Wie erlebt man so etwas als Fortuna-Fan?

Lars Pape: Da ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, so nah bei der Mannschaft ist man nur sehr, sehr selten. Aber wir waren natürlich nicht nur als Fans im Trainingslager, wir haben da ein bisschen Werbung für unser Projekt gemacht, das war wichtig. Würde es unser Filmprojekt "Fortunas Legenden" nicht geben, hätten wir uns vermutlich zu Beginn des Jahres den Trip nach Spanien nicht gegönnt.

youpod: Ein Kindheitstraum?

Lars: Als Kind hatte ich immer zwei Träume: Für die Fortuna spielen und nach Disneyland reisen. Das mit der Fortuna hätte sogar fast geklappt, ich habe einige Zeit in der E-Jugend des Vereins gekickt. Für mehr hat es dann aber leider nicht gereicht.

youpod: Du bist aber trotzdem bis heute Fan geblieben.

Lars: Klar, das sind wir beide. Wir wohnen zwar in Berlin aber trotzdem sind wir so oft dabei, wie wir können.

Holger Schürmann: Wir haben auch früher schon immer versucht, alle Spiele zu sehen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich 1984 bei jedem Spiel vor dem Stadion gewartet habe, bis die erste Halbzeit vorbei war. Damals durfte man nach der ersten Halbzeit kostenlos rein. Da steht man vor dem Stadion und hofft, dass nicht das eine, wichtige Tor fällt, wenn man noch nicht drin ist.

Lars: Ich hatte es da ein bisschen einfacher. Ich durfte eine Zeit in den 80ern sogar umsonst rein, weil ich vor dem Spiel die Stadionzeitung verkauft habe. Beim Abrechnen war ich dann immer der erste um bloß keine Minute zu verpassen. Generell aber habe ich von 84-92 so gut wi jedes Spiel gesehen, bis ich dann studienbedingt nach Freiburg zog, da wurde das schwieriger. Wir haben der Fortuna aber bis heute die Treue gehalten.

youpod: Jetzt wohnt ihr aber in Berlin. Was macht ihr da genau? Dreht ihr den ganzen Tag über Filme?

Lars (lacht): Nicht direkt. Wir kannten uns schon aus Düsseldorf und haben uns dann in Berlin wiedergetroffen. Wir hatten beide schon viele Erfahrungen im filmischen Bereich.

Holger: Ich habe zum Beispiel Sportpublizistik studiert und anschließend bei Fernsehsendern wie dem WDR oder RTL gearbeitet. In Berlin haben wir dann beschlossen, professionell Image-Filme zu produzieren. Da steckt aber einiges mehr hinter als nur das Filmen.

"Einige andere Vereine haben

nur Geld, sonst nichts"

youpod: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Dokumentation über Fortunas Legenden zu drehen?


Holger: Eigentlich müsste die Frage lauten: Wieso ist nicht schon jemand anderes auf die Idee gekommen, das zu tun? Seitdem wir das Projekt ins Leben gerufen haben, erreichen uns viele wunderbare Geschichten rund um die Tradition der Mannschaft. Wir haben da offenbar ein richtiges Fass angestochen.

Lars: Eigentlich wollten wir einen ähnlichen Film schon zum Aufstieg im letzten Jahr drehen. Wenn man in Berlin wohnt, bekommt man nicht so viel aus Düsseldorf mit. Als wir dann mal wieder die Heimat besucht haben, war die Stimmung hier in der Stadt der Wahnsinn. Wir haben schnell gemerkt: Die ganze Stadt ist rot-weiß! Dieses Aufbruchsgefühl, diese Euphorie, das war überall zu spüren. Da haben wir gesagt: Eigentlich müssten wir diese einmalige Situation filmisch mitnehmen.

youpod: Aber es hat dann doch nicht geklappt?

Lars: Nein, leider nicht. Matthes Mauritz ist zu der Zeit krank geworden und gegen Ende der Saison war nicht ganz klar, ob Fortuna tatsächlich aufsteigen würde. Da wollten wir nicht nur einen halben Film machen über eine Mannschaft, die trotz aller Anstrengungen nur auf Platz 5 landet. Wir haben uns dann doch für das Legendenthema entschieden.

Holger: Das war eine gute Entscheidung. Uns erreichen so wunderbar viele Geschichten. Wir haben E-Mails aus Istanbul und sogar aus Australien bekommen. Ausgewanderte Fans erzählen uns, dass sie kein Spiel verpassen und immer dabei sind. Da spürt man die Verbundenheit der Stadt zu ihrer Mannschaft.

youpod: Der Arbeitstitel des Films lautet "Fortunas Legenden – Tradition kann man nicht kaufen". Hat der Film auch eine politische Aussage?

Holger: Ich weiß nicht, ob man das wirklich politisch nennen kann. Aber es ist ja hinlänglich bekannt, dass es in der jüngeren deutschen Fußballgeschichte Vereine gibt, die sich mit viel Geld und Macht in den Vordergrund drängen. Und wenn man das kritisiert, wird einem oft vorgeworfen, sentimental zu sein. Aber nicht ohne Grund freuen sich auch gegnerische Fans, wenn Traditionsvereine wie Eintracht Braunschweig oder eben die Fortuna zurück in die Bundesliga kommen. Mit diesen Vereinen verbindet man eine Geschichte, viele eigene Erlebnisse.

In der Vorbereitung zum Film haben wir zum Beispiel mit einigen der Mitarbeiter der Fortuna gesprochen. Manche können abendfüllende Geschichten über alte Spieler erzählen. Da sitzt man dann wie ein kleines Kind mit offenem Mund und staunt, was dieser Verein alles zu erzählen hat. Dagegen haben einige andere Vereine einfach nur viel Geld und sonst nichts.

Fortuna ist mit im Boot

youpod: Ihr setzt bei der Finanzierung auf Crowdfunding. Wieso habt ihr euch gerade für diese Methode entschieden?


Holger: So ein Film ist viel Arbeit und kostet viel Geld. Den können wir nicht aus eigener Tasche bezahlen. Da ist Crowdfunding eine tolle Alternative. Wir sehen so sehr schnell, ob Interesse an dem Projekt besteht.

Lars: Außerdem hat man mit dem Crowdfunding alle journalistischen Freiheiten, die man sich wünschen kann. Wir haben keinen Sender, der uns da reinreden kann. Und das Tolle daran: Wann hat man als Fan schon einmal die Chance, an einem richtigen Film tatsächlich beteiligt zu sein? Bei uns ist das auf diesem Weg möglich, jeder kann mitmachen.

youpod: Die Hälfte der Crowdfunding-Zeit ist schon abgelaufen, ihr habt aber erst ein Drittel eures Budgets erreicht. Was passiert, wenn die noch ausstehenden 25 Tage nicht genug Geld einbringen?

Lars: Wenn bis zum 8. Februar nicht genug Geld zusammenkommt, dann gilt das Projekt als gescheitert und die Fans bekommen ihr Geld vollständig zurück. Wir müssten uns dann eine andere Finanzierungsmethode überlegen. Aber wir sind da wirklich sehr zuversichtlich.

Holger: Uns war klar, dass wir uns mit 60.000 Euro ein sehr hohes Ziel gesteckt haben. Die meisten Crowdfunding-Projekte bringen – falls sie überhaupt zustande kommen – im Durchschnitt 3.500 Euro ein. Wir liegen aktuell bei über 20.000 Euro, das ist jetzt schon eine sehr hohe Summe, ein großer Erfolg.

Lars: Außerdem beginnt bald erst die Bundesliga-Rückrunde. Wir haben das Glück, dass der Verein uns wohl gesonnen ist, sodass wir hoffentlich während einiger Spiele den Trailer auf dem Bildschirm in der Arena laufen lassen können. Wir freuen uns aber über jeden kleinen Beitrag.

youpod: Was genau passiert denn mit den 60.000 Euro?

Lars: Die fließen vollständig in die Produktionskosten. Wir selbst werden daran nichts verdienen, aber die Miete für das Equipment, unsere Mitarbeiter und Reisekosten zu den verschiednen Protagonisten, die müssen gedeckt werden.

youpod: Wie lange müssen wir auf den Film warten?

Holger: Wenn alles klappt und der Betrag bis zum 8. Februar zusammenkommt, werden wir im März mit den Dreharbeiten beginnen. 30 bis 40 Drehtage liegen dann vor uns. Die Post-Produktion – Schnitt, Farbkorrekturen, Nachvertonung, und so weiter – folgt dann im Herbst. Wir hoffen darauf, dass wir im November in Düsseldorf Premiere feiern können.

youpod: Wird es der Film ins Kino schaffen?

Lars: Für das große Kino ist so ein Film vermutlich nichts. Dafür ist die Thematik zu regional. Wenn jetzt der WDR anklopft, sagen wir natürlich auch nicht nein, wir planen aber vor allem eine Verwertung auf DVD. Viele Fortuna-Fans haben zu Hause das Fortuna-Buch von Wolfgang Niersbach im Regal stehen. Das holt man dann ein paar Mal im Jahr heraus, um in Erinnerungen zu schwelgen. Wir wünschen uns, dass unser Film – der Fortuna-Film – dann vielleicht irgendwann daneben steht und die Fans unserer Mannschaft die DVD ab und zu aus dem Regal kramen und sich über die wunderbare Tradition freuen.

youpod: Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen euch viel Erfolg bei eurem Projekt!

Youpod wird das Projekt auch weiterhin für euch begleiten und euch über Neuerungen auf dem Laufenden halten. Alle, die von Anfang an dabei sein wollen, finden einen kleinen Teaser, weitere Informationen zum Projekt sowie die Möglichkeit, das Projekt finanziell zu unterstützen unter www.startnext.de/fortunas-legenden und www.fortunas-legenden.de/.


Und für alle, die nicht genug Geld zum Spenden haben noch ein kleiner Tipp: Auch durch das Teilen des Crowdfunding-Links auf Plattformen wie Facebook tragt ihr einen wichtigen Teil zur Finanzierung des Films bei!

Ein youNEWS-Beitrag von

Veröffentlicht am 14. Januar 2013
Schlagworte & Kategorien:

Mitmachen bei youpod

youpod.de lebt von Menschen wie dir. Sammel journalistische Erfahrung, teile deine Perspektive und veröffentliche deine Artikel auf youpod.de.