Auch vor den Redaktionen macht die KI keinen Halt. Es folgt eine branchenweite Diskussion über den Umgang mit der neuen Technik.
Insbesondere das KI-Tool ChatGPT ist aktuell sehr beliebt bei Textarbeiten. Viele benutzen zwar das Tool, jedoch ist die Technik dahinter für die Nutzer oft unverständlich. Für Redakteure sind die Tools eine willkommene Hilfe im stressigen Arbeitsalltag. Einfache Aufgaben, wie das Korrigieren oder Übersetzen von Texten, werden bereits jetzt von den Tools übernommen. Besonders textbasierte Programme erfreuen sich einer großen Beliebtheit unter Journalistinnen und Journalisten.
Das Wunder der Token
Ein sogenannter Token ist der Dreh- und Angelpunkt von textbasierten KI-Tools. Ein Token ist eine bestimmte Einheit von Buchstabenpaketen oder Wörtern, die ChatGPT benutzt, um die Anfrage zu verstehen. Die Anfrage wird also Wort für Wort aufgebrochen, um zu verstehen, was der jeweilige Benutzer wissen möchte. Auch die Antwort des Tools basiert auf Tokens. Hier kommt jetzt ein wenig Mathematik ins Spiel. Die KI errechnet, welche Buchstabenpakete am besten auf das vorherige Generierte passen. Das hat die Folge, dass Antworten nicht immer korrekt sein müssen. Hier spricht man vom „halluzinieren“ einer KI. Wenn eine KI halluziniert, stellt sie Anfragen in einen falschen Zusammenhang und gibt falsche Antworten aus.
Auch den Betreibern von ChatGPT (OpenAI) ist dieses Problem bewusst. Unter dem Anfragefeld steht beständig ein Disclaimer: ChatGPT kann Fehler machen. Denke darüber nach, wichtige Informationen zu prüfen. Darüber hinaus sind die Informationen der Standardversion noch auf einer Version aus 2022. Die KI könnte also zum Beispiel nicht sagen, wer die Basketball-Weltmeisterschaft im letzten Jahr gewonnen hat. Andere Text-Tools, wie zum Beispiel der Microsoft Copilot, arbeiten mit aktuellen Informationen. Trotzdem können auch hier die Tools halluzinieren.
Die Sorgfaltspflicht
Journalistinnen und Journalisten sind zur Sorgfalt ihrer Texte verpflichtet. Das bedeutet, dass die Fakten wirklich wahr sind und die Regeln des Pressekodex eingehalten werden. Derzeit erlebt die Medienlandschaft eine Diskussion, ob die gleichen Regeln auch bei der Nutzung von KI gelten. Katharina Heimeier lehrt an der Westfälischen Hochschule am Institut für Journalismus und Public Relations. „Aus meiner Sicht ist klar, wer am Ende die Verantwortung für die KI-Texte trägt: der Journalist oder die Journalistin, die der KI den Prompt – also den Befehl – gegeben hat“, sagt Heimeier.
Trotzdem seien die Tools ein durchaus hilfreiches Werkzeug, um bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Hierzu würden vor allem das Transkribieren von Texten und Anonymisieren von Quellen zählen. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Technik sei aber auch im eigenen Interesse, so Heimeier: „Die Redaktionen sollten verantwortungsvoll mit KI umgehen. Denn ansonsten verspielen sie das Vertrauen ihrer Nutzerinnen und Nutzer.
In vielen Redaktionen wird KI schon vielfältig eingesetzt. Die Verlage haben dabei oft interne Richtlinien, die den Umgang reglementieren sollen. Eine einheitliche Regelung gibt es aber nicht. Das kritisiert auch Katharina Heimeier. „Aus meiner Sicht sind branchenweite Standards wünschenswert. Ich würde es begrüßen, wenn im Pressekodex auch ethische Standards zum Umgang mit KI festgelegt würden – so wie das bei anderen Themen wie der Berichterstattung über Straftaten schon der Fall ist“, sagt die Dozentin
Mensch vs. Maschine
Mit jedem Tag kommen neue KI-Tools auf dem Markt. Manche dienen dabei für die Erstellung von Texten, andere wiederum helfen bei der Erstellung von Bildern. Insbesondere bei Texten ist es derzeit aber noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Relativ neu auf dem Markt ist die Wolf-Schneider-KI. Sie ist nach einem renommierten Journalistenlehrer benannt. Die KI verspricht bei journalistischen Texten besonders gute Antworten.
Katharina Heimeier hat die KI zusammen mit ihren Studierenden getestet. Bei einem kleinen Experiment sind Mensch gegen Maschine angetreten. Das Ergebnis war kein gutes Zeugnis für die KI. „Am Ende stand es acht zu null für meine Studierenden. Ich gehe sehr davon aus, dass die Wolf Schneider KI kontinuierlich dazu lernen wird. Ich glaube aber nicht, dass sie jemals in der Lage sein wird, atmosphärisch dichte Reportagen zu schreiben“, sagt Heimeier.
Die Journalismusbranche befindet sich aktuell in einem Wandel. Künstliche Intelligenz kann die Redaktionen und Journalisten bei einfachen Aufgaben unterstützen – so bleibt mehr Zeit für das Recherchieren von neuen Themen. Es gibt viele neue Möglichkeiten, die KI zu nutzen. Trotzdem bleibt der Grundsatz: Für die Sorgfalt des Textes ist der Autor selbst verantwortlich.